
Kommentar zur abgemeldeten Pädiatrie: Helios-Klinik Cuxhaven muss ins Handeln kommen
Das kranke System muss dringend geheilt werden. Es kann nicht angehen, dass sich die Cuxhavener Helios-Klinik tageweise aus der Entbindungs- sowie Kinder- und Jugendmedizin verabschiedet, meint unsere Redakteurin.
Da ist doch offenkundig etwas krank im System. Vertrauensbildende Maßnahmen eines Klinikkonzerns sehen anders aus. Schon zum wiederholten Male hat sich das Helios-Krankenhaus in Cuxhaven in diesem an Monaten erst jungen Jahr aus der medizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen verabschiedet und meist auch den Kreißsaal gleich mit geschlossen.
Begründet wird dies mit Personalmangel und reflexartig in Pressemitteilungen darauf verwiesen, dass "Maßnahmen zur Verbesserung der Situation derzeit umgesetzt werden, um die gewohnte medizinische Versorgung in der Kinder- und Jugendmedizin langfristig sicherzustellen". Gleichwohl hat Helios ein bundesweites Personalproblem ausgemacht, scheut sich aber im Gegenzug nicht, die kleinen Patientinnen und Patienten sowie Hochschwangere an die mehr als 40 Kilometer entfernten Kliniken in Bremerhaven und Stade zu verweisen. Erhebliche Fahrtzeiten werden dabei billigend in Kauf genommen - und dies, wo doch in Notsituationen jede Sekunde zählt.
Dieser Zustand ist eine bittere Pille. Den Betroffenen bleibt nichts anderes, als diese zu schlucken. Leidtragende sind nicht nur die Bevölkerung im großen Nordseeheilbad Cuxhaven, sondern auch die umliegenden Städte und Gemeinden, für die das Krankenhaus an der Altenwalder Chaussee das nächstgelegene ist. Das berührt aber nicht nur die einheimischen Familien und werdende Mütter. Hinzu kommen viele junge Gäste, die mit ihren Eltern oder Großeltern an unserer Küste ihre Ferien verbringen. Wenn im Notfall in einer Urlaubsregion wie unserer keine verlässliche Kinderklinik am Start ist, kann dies den Ruf eines Nordseeheilbades ganz schnell ruinieren - von der Reputation des Krankenhauses ganz zu schweigen.
Zugutehalten muss ich der Cuxhavener Klinik, dass sie sich tatsächlich aktiv auf die Suche begibt und sich mit ihrem engagierten und sympathischen Kinderklinik-Team beispielsweise per Video in den sozialen Netzwerken präsentiert, um neue Kolleginnen und Kollegen zum Zuzug nach Cuxhaven zu ermuntern.
Der Missstand muss schnellstmöglich und langfristig kuriert werden. Wohlklingenden Worten sollten endlich Taten folgen, damit hier rund um die Uhr eine gute medizinische Versorgung von Gebärenden, Kindern und Jugendlichen gewährleistet ist - und keine Verunsicherungen, Besorgnisse oder Ängste geschürt werden. Im Akutfall ist eine wirksame Infusionstherapie durch den Einsatz von Honorarkräften vonnöten. Das ist zwar teuer, zeigt aber Verlässlichkeit und zeugt von Verantwortung.