
Cuxhaven, Dorum, Spieka: Krabbenfischer an der Nordsee kämpfen um ihre Zukunft
Die Krabbenfischerei bildet das Herz vieler kleiner Sielorte an der Nordseeküste - wirtschaftlich, kulturell und touristisch. Doch dieses Herz droht stillzustehen. Am Mittwoch (27. August) diskutierten Fischer mit Politikern über die Zukunft.
Immer mehr Krabbenfischer geraten unter Druck durch Fanggebietseinschränkungen, drohende Verbote der Grundnetzfischerei, hohe bürokratische Auflagen und fehlende Planungssicherheit. Am Mittwoch machten sie in Dorum ihrem Ärger Luft.
Zu einem gemeinsamen Austausch hatten die Fischer der Sielhäfen Dorum, Spieka und Wremen Politiker aus dem Kreis Cuxhaven, Vertreter der Gemeinde Wurster Nordseeküste und den Verband der Deutschen Kutter- und Küstenfischer eingeladen. Unter den Gästen waren Sebastian Lechner, Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, der Landtagsabgeordnete Claus Seebeck (CDU) sowie der Cuxhavener Bundestagsabgeordnete Christoph Frauenpreiß (CDU).
"Junge Fischer brauchen Anreize weiterzumachen"
"Wenn der letzte Kutter den Hafen verlässt, geht mehr verloren als ein Arbeitsplatz", betonte Stephan Hellberg, Vorstandsvorsitzender des Fischereivereins Dorum Tief e.V. "Es bedarf nicht nur einer Abwrackprämie - auch die jungen Fischer brauchen Anreize, um weiterzumachen", sagte Hellberg. Gefordert wurde unter anderem ein Neubauprogramm, das den Bau praktischer und kostengünstiger Schiffe ermöglicht.

Die Abwrackprämie für Kutter hingegen zielt auf etwas anderes ab. Die Flotte soll um 30 Prozent verkleinert werden - bedingt durch den Verlust von Fanggebieten und Fangquoten. Das wurde von der Zukunftskommission Fischerei erarbeitet. Mit der Freigabe von 20 Millionen Euro aus Mitteln des Windenergie-auf-See-Gesetzes (WindSeeG) will der Bund eine Anpassung der deutschen Fischereiflotte ermöglichen. Fünf Millionen Euros sind für die Plattfisch- und 15 Millionen für die Krabbenfischer. Ziel ist es, sowohl die Belastung der Meeresökosysteme zu reduzieren als auch den wirtschaftlichen Druck auf die verbleibenden Betriebe zu verringern. Das löst zwar das Problem, dass viele Fischer ihre alten Schiffe nicht loswerden und teilweise noch mit 70 Jahren fahren, bietet der Branche aber keine langfristige Zukunftsperspektive.
"Es bedarf auch eines Modernisierungs- und Förderprogramms für die Bestandskutter und Neubauten. Die Mittel dafür könnten ebenfalls aus dem Windenergie-auf-See-Gesetzes kommen", sagte der Bundestagsabgeordnete Christoph Frauenpreiß. Aus Sicht der Fischer müssten Neubauten praktikabel sein, selbst reparierbar und speziell für die Krabbenfischerei geeignet. Idealerweise unter einer Million Euro mit Förderung. Investitionen sind derzeit aber schwierig, da Banken kein Geld bereitstellen, solange die Grundschleppnetzfischerei möglicherweise bis 2030 ganz verboten wird.
"Die Fischer brauchen jetzt Planungssicherheit"
"Wir müssen jetzt wissen, ob es weitergeht - und nicht erst 2029", mahnte Hellberg, der seit 38 Jahren Krabbenfischer ist. Vor zwei Jahren hatten die Fischer an gleicher Stelle einen Teilerfolg erzielt: Die EU-Kommission hatte damals ein automatisches Verbot der Grundschleppnetzfischerei zum 1. März 2024 ausgeschlossen. Nun droht jedoch weiterhin das vollständige Verbot ab 2030. Auch Nachwuchsprobleme bereiten Sorgen: Es fehlen Decksleute, da der Beruf unter anderem aufgrund der Unsicherheiten an Attraktivität verliert. Die anwesenden Politiker versprachen, sich intensiv für den Erhalt und eine baldige Lösung in Bezug auf das Grundschleppnetzverbot einzusetzen.
Das Programm am Mittwoch umfasste ein gemeinsames Fischessen, intensive Gespräche und eine 90-minütige Fahrt auf einem Krabbenkutter, um den Politikern die Lage auf See realistisch zu vermitteln. Mit der Aktion sollte ein Zeichen für die alte Küstenkultur und die gesicherte Zukunft der Krabbenfischer gesetzt werden: "Stirbt der Kutter, stirbt die Küste".