Cuxhaven: Nach Fangboom an der Nordsee - Was das für die Krabbenpreise bedeutet
Nach mehreren mageren Jahren ziehen die Krabbenfischer an Nord- und Ostsee wieder volle Netze ein. Die Fänge steigen sprunghaft - und das dürfte bald auch an den Krabbenpreisen spürbar werden. Doch nicht alle profitieren gleichermaßen.
Nach mehreren schlechten Saisons erleben die Krabbenfischer an Nord- und Ostsee in diesem Herbst eine überraschende Wende. Nach einem schwachen ersten Halbjahr schnellen die Fangmengen seit dem Sommer in die Höhe, was sich auch auf den Preis der Delikatesse auswirken dürfte.
"Wir wissen nicht genau, warum in manchen Jahren wenige und in anderen wieder viele Krabben in der Nordsee vorkommen. Augenscheinlich hat der Wittling in den letzten Jahren sehr viele junge Krabben gefressen, bevor diese eine Größe erreicht hatten, um überhaupt in den Netzen zurückgehalten zu werden", sagt Philipp Oberdörffer, Fischerei-Experte bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK). Und er ergänzt: "Insgesamt waren die Nachwuchsbedingungen und das Wachstum wohl eher schlecht. Diese Situation herrschte auch noch im ersten Halbjahr 2025, änderte sich dann aber im Sommer schlagartig. Es hat sich wieder gezeigt, welches Reproduktionspotenzial die Krabbe hat, sofern die Rahmenbedingungen stimmen."
Bis zu 80 Kilogramm Krabben pro Stunde
Der Kaufpreis für Krabbenfleisch könnte sich im Vergleich zum vergangenen Frühjahr fast halbieren. Noch zu Jahresbeginn lagen die Krabbenpreise auf Rekordniveau, da kaum Krabben ins Netz gingen - weniger als zehn Kilo pro Stunde. Inzwischen fangen die Fischer bis zu 80 Kilogramm Krabben pro Stunde. Wie es zu diesem Wandel kam, können sich die Fischer selbst nicht erklären.
"Aufgrund des schlechten ersten Halbjahres gehen wir aber davon aus, dass wir in Deutschland bestenfalls eine Fangmenge in der Größenordnung des langfristigen Mittels von etwa 10.000 Tonnen erreichen werden - was allerdings das 2,5-Fache der Vorjahresmenge wäre", so Oberdörffer.
Die hohen Preise im Frühjahr sind mit den steigenden Fangmengen zwar zurückgegangen, aber längst nicht so schnell, wie die Mengen zugenommen haben. "Während sich der Preis gedrittelt hat, hat sich die Fangmenge um das Sechs- bis Siebenfache erhöht. Das bringt den Betrieben nach zahlreichen schlechten Jahren nun endlich wieder auskömmliche Umsätze", sagt der Experte. Diese seien dringend notwendig, um den Investitionsstau der letzten Jahre aufzulösen.
"Die Fänge sind zurzeit sehr gut. Von Rekordfängen möchte ich aber nicht sprechen. Wir hatten 2018 ein sehr starkes Jahr, und im Moment ist es einfach wieder so, wie es früher im Herbst normal war. Die Preise sind allerdings nur beim Fischer gefallen - der Handel hält sie noch recht hoch", sagt der Cuxhavener Krabbenfischer Jens Tants.
Magere Jahre liegen hinter den Krabbenfischern
Für ein Kilo fertige Krabben bezahlte der Kunde im April knapp 60 Euro netto. Der Preis ist gesunken. Besonders beliebt sind derzeit die Krabben frisch vom Kutter, die in Litermengen verkauft werden. In Büsum und Cuxhaven variieren die Preise zwischen sieben und zehn Euro. Ein Liter ungepulte Krabben sind rund 620 Gramm.
Mit rund 25 Millionen Euro lag der Jahresumsatz der gesamten deutschen Krabbenfischerei 2024 um etwa 17 Millionen Euro beziehungsweise 41 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2023.
Der Großteil der Krabben wird weiterhin zum Pulen nach Marokko transportiert. Bis wieder mehr Krabben in den Handel kommen, dürfte es daher noch etwas dauern - dann aber zu deutlich günstigeren Preisen für die Verbraucher, so die Experten.