
Cuxhavens Hafen wächst: Doch für die erfolgreiche Energiewende reicht das nicht aus
In den Niederlanden haben die Seehäfen einen hohen Stellenwert. Bis zu vier Milliarden Euro werden in einzelne Projekte investiert. In Deutschland sind es 38 Millionen Euro pro Jahr. Die Hafenwirtschaft fordert, dieses Ungleichgewicht zu verringern.
Die deutschen Seehäfen werden als Drehscheiben der Energiewende immer wichtiger. Cuxhaven ist allerdings der einzige Küstenstandort in Deutschland, der über schwerlastfähige Hafenflächen verfügt, die es für die benötigten Teile von Windenergieanlagen braucht. Cuxhaven ist außerdem der einzige Küstenstandort, der diese kurzfristig zur Verfügung stellen kann, da bereits eine Baugenehmigung vorliegt.
Die Bundesregierung hat die lang erwartete Nationale Hafenstrategie verabschiedet und sich damit auch parallel zu einer finanziellen Beteiligung an Deutschlands wichtigstem Umschlagplatz für On- und Offshore-Windenergie bekannt. Doch aus Sicht der Hafenwirtschaft reicht das nicht aus. Das machte Marc Itgen als Vertreter der Hafenwirtschaftsgemeinschaft Cuxhaven am Dienstag auf der Konferenz "Zukunft Offshore 2024" in Berlin deutlich.
"Das reicht bei Weitem nicht aus"
Zuletzt wurden deutsche Offshore-Windprojekte vor allem über Häfen in Dänemark und den Niederlanden installiert. Esbjerg und Eemshaven zeigen, welche Chancen Offshore-Wind für Häfen und ihre Regionen bietet. "Doch nicht nur dort zeichnet sich gegen Ende des Jahrzehnts aufgrund der beschleunigten europäischen Ausbauziele ein Engpass ab", erklärt Marc Itgen. Rund um die Nordsee würden geeignete Hafenflächen für den Ausbau der Offshore-Windenergie knapp, somit fehlen allein in Deutschland rund 200 Hektar; nimmt man aktuelle Studien zu diesem Thema. Welche Rolle können die deutschen Seehäfen spielen? Und wie kann ihr Ausbau finanziert werden? Was muss eine europäische Hafenstrategie leisten? Diese Fragen wurden am Dienstag in Berlin diskutiert.

Als Experte für Seeverkehr- und Hafenwirtschaft sprach Marc Itgen auf der Konferenz unter anderem über die Erfolge in Cuxhaven. "Wir haben jetzt zwar die monetäre Förderung, aber wir müssen jetzt auch sehen, wie sich Cuxhaven mit den ab 2027 zur Verfügung stehenden Liegeplätzen 5-7 aufstellen muss", so Itgen. Die Finanzierung der Liegeplätze in Cuxhaven reiche aber nicht aus. "Gemeinsam mit unseren Partnern müssen wir uns auch für den Ausbau anderer Häfen starkmachen. Die deutsche Hafenwirtschaft braucht dringend Aussagen der Bundesregierung darüber, wie die deutschen Seehäfen stärker unterstützt werden können, nicht nur finanziell, sondern auch durch möglichst schlanke Genehmigungs- und Planfeststellungsverfahren", forderte der Cuxhavener Hafenwirtschaftsexperte. Der Bund unterstützt die deutschen Seehäfen mit jährlich 38 Millionen Euro: "Das reicht bei Weitem nicht aus", sagte Itgen. Aus Sicht der norddeutschen Länder müssten es mindestens 400 Millionen Euro jährlich sein.
Häfen haben einen hohen nationalen Stellenwert
Rotterdam und Antwerpen haben in den Niederlanden und in Belgien einen hohen nationalen Stellenwert, den die deutschen Seehäfen so nicht hätten. Während in Deutschland über eine Aufstockung auf jährlich 400 Millionen Euro nationale Hafenförderung diskutiert wird, investieren die Niederlande in einzelne Projekte des Rotterdamer Hafenerweiterungsgebietes "Maasvlakte II" ohne Weiteres bis zu vier Milliarden Euro. "Unter anderem, um solche Ungleichgewichte zu verringern, ist eine nationale Hafenstrategie mit konsequenten Zielen und finanzieller Unterstützung wichtiger denn je", betonte Marc Itgen.