Mit dem Neubau der "Berlin NC 107" will die Deutschen Fischfang-Union eine neue Ära in der Fischerei einläuten. Foto: DFFU
Mit dem Neubau der "Berlin NC 107" will die Deutschen Fischfang-Union eine neue Ära in der Fischerei einläuten. Foto: DFFU
Beim Nautischen Verein

Dieser Schiffsneubau soll die Hochseefischerei in Cuxhaven in die Zukunft führen

von Tim Larschow | 10.10.2023

Mit dem Glasen der Glocke eröffnete der Nautische Verein am Montag den Vortragsabend in der Shantychormesse im Alten Fischereihafen. Das passende Ambiente für den Vortrag von DFFU-Geschäftsführer Samuel Rodriguez Ortega.

Über 60 Gästen versammelten sich in der Shantychormesse - darunter viele ehemalige Mitarbeiter aus der Fischwirtschaft. Das Thema war der Schiffsneubau der Deutschen Fischfang-Union (DFFU) und die die aktuelle Lage der deutschen Hochseefischerei.

Das neue Schiff der DFFU mit Sitz in Cuxhaven, die "Berlin NC 107", hat einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zur Fertigstellung erreicht. Bereits im Januar 2024 soll das Schiff abgeliefert werden. "Wir liegen mit unseren Partnern gut im Zeitplan", betonte DFFU-Geschäftsführer Rodriguez und schwärmte von der Großinvestition. Gleichwohl wies der 47-jährige Cuxhavener darauf hin, dass die Situation in der deutschen Küsten- und Hochseefischerei nach wie vor angespannt sei.

Große Unsicherheiten in der Fischerei

Neben dem Rückgang einzelner Bestände wie Kabeljau und Hering seien auch die Folgen des Brexit und die damit verbundenen politischen Verwerfungen weiter spürbar.  Die Deutsche Fischfang Union bekommt seit dem Brexit auch die ganze Wucht des Fischereistreits mit Norwegen zu spüren. "Der Brexit kennt keine Gewinner, aber die Fischerei hat es besonders hart getroffen", bilanzierte Rodriguez.

Die jetzt getätigte Investition sei wichtig, um den vielen Herausforderungen in Sachen Innovation, Effizienz und Nachhaltigkeit gerecht zu werden. Der neue Einhecktrawler "Berlin NC 107" hat modernste Ausrüstung und Technik an Bord. "Mit dem Neubau beginnen wir eine neue Ära in der Fischerei, was Technologie und Nachhaltigkeit angeht", betonte Rodriguez. Letzteres ist dem Cuxhavener Fischereiexperten besonders wichtig: "Die DFFU lebt vom Fischfang und das wollen wir auch in den nächsten Jahrzehnten tun. Deshalb sind der Schutz und der nachhaltige Umgang mit den Fischbeständen von großer Bedeutung". Dazu tragen unter anderem die ständig angepassten Fangquoten bei, die sich an den wissenschaftlichen Erkenntnissen des Thünen-Instituts orientieren.

Viele Vorteile gegenüber dem Vorgänger

Schon gegenüber der alten "Berlin" hat das neue, etwas größere Hightech-Fangschiff, viele Vorteile. "Es wird treibstoffeffizienter sein als ältere Schiffe, wird mit neuen nachhaltigen Produktionsmethoden ausgestattet sein und effizienter Fisch fangen können", erklärte Rodriguez.

Im Gegensatz zur alten "Berlin", die eine Fischmehlanlage an Bord hatte, wird das neue Schiff mit Ensilage-Tanks ausgestattet. Hier werden die Schlachtabfälle mit Säure konserviert, um später an Land zu Fischmehl verarbeitet zu werden. "Eine sehr gute Alternative, da die Fischmehlanlage technisch sehr anfällig sei. "Wir sorgen dafür, dass bei jedem Fang die Rohstoffe vollständig genutzt werden können und so weniger Abfall entsteht", berichtete der 47-Jährige.

Besonderer Wert wurde beim Neubau auch auf die Ausstattung der Mannschaftsräume gelegt. Modern soll es sein: "Für die Besatzung werden auch eine Sauna und ein Fitnessraum eingebaut", berichtete der DFFU-Geschäftsführer. Ziel sei es, auch junge Menschen für die Arbeit an Bord zu begeistern. Derzeit arbeiten mehr als 120 Menschen für die DFFU. 20 an Land, der Rest auf See. Das Unternehmen erwirtschaftet einen Jahresumsatz zwischen 30 und 35 Millionen Euro.

Trotz der nach wie vor schwierigen und angespannten Situation bleibt die DFFU optimistisch: "Þetta reddast", sagte Rodriguez auf Isländisch am Ende seines Vortrags. Das bedeutet, dass am Ende alles gut wird.

Der Vorsitzende des "Nautischen Vereins" Kapitän Arne Ehlers (l.) und DFFU-Geschäftsführer Samuel Rodriguez Ortega. Foto: Fischer

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Tim Larschow

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Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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