
Elektromobilität auf der Elbe? Tests, Fachvorträge in Cuxhaven geplant - aber Skepsis
Elektromobilität ist auf den Straßen Alltag, in der Sport- und Freizeitschifffahrt jedoch noch am Anfang. Ein Projekt will das im Raum Cuxhaven ändern und die Küste fit für eine klimafreundliche Zukunft machen - stößt in der Region aber auf Skepsis.
Elektrisch über die Elbe? Während die Elektromobilität auf Straßen längst Alltag ist, steht sie in der Sport- und Freizeitschifffahrt noch am Anfang. Das Projekt "E-MoBiSS" will das ändern und die Küstenregion fit für eine klimafreundliche Zukunft machen. Am 22. August sollen in Cuxhaven Praxis-Tests zeigen, wie realistisch ein Umstieg sein kann.
Die ostfriesischen Inselgemeinden haben sich mit der "Sylter Deklaration" bereits 2010 freiwillig verpflichtet, bis 2030 klimaneutral zu werden. In Bereichen wie der Energieeffizienz und der Abkehr von fossilen Brennstoffen wurden bereits Fortschritte erzielt. Doch die maritime Sportschifffahrt ist von einer grundlegenden Transformation noch weit entfernt - der Großteil der Boote nutzt Diesel-Kraftstoffe.
"Das müssen wir hier auch hinkriegen"
Zur Unterstützung dieses Wandels wurde das Projekt "E-MoBiSS - Elektromobilität in See- und Sportboothäfen" gestartet. Der Mellumrat e.V. hat die Initiative maßgeblich vorangetrieben. Die Naturschutz- und Forschungsgemeinschaft wurde 1925 zum Schutz der Insel Mellum gegründet - nun will sie ein Projekt von den Niederlanden bis zum Nord-Ostsee-Kanal vorantreiben.
"Wir haben gesehen, dass sich einige Gemeinden freiwillig verpflichtet haben, bis 2030 klimaneutral zu sein. Wir haben aber auch gemerkt, dass es im Bereich der Freizeit- und Kleinschifffahrt bislang keine Möglichkeit gibt, von fossilen Treibstoffen wegzukommen", schildert Christian Bahlke vom Mellumrat. Auf dem Bodensee etabliere sich bereits die Elektromobilität. "Das müssen wir hier auch irgendwie hinkriegen - das war der Impuls, mit dem wir gestartet sind. Finanzielle Mittel gab es vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr", erklärt Bahlke und ergänzt: "Wir wollen jetzt zeigen, dass es technisch möglich ist. Außerdem wollen wir, dass sich Marinas und Vereine mit einer Ladesäuleninfrastruktur entlang der Küste beschäftigen."
In den vergangenen Jahren gab es bereits Infoveranstaltungen in Wilhelmshaven, Leer und Harlingersiel. Am 22. August findet erstmals eine Veranstaltung in Cuxhaven statt. Doch entlang der Küste im Cuxland ist man noch skeptisch.

"Rein elektrisch wird es auf der Elbe schwierig"
"Ich kenne eine Person, die ihr Segelboot auf Elektroantrieb umgerüstet hat. Das hat sich aber nicht richtig durchgesetzt. Grund dafür waren die starken Strömungsverhältnisse auf der Elbe", erzählt Joachim Schlichting, 1. Vorsitzender der Seglervereinigung Neuhaus/Oste. Außerdem sei es zu unsicher gewesen, sich rein auf den E-Motor zu verlassen. "Alle anderen Segelboote bei uns im Hafen haben einen Dieselmotor als Backup - und die Motorboote sowieso", sagt Schlichting.
In der Preisliste der Seglervereinigung ist aber bereits festgehalten, dass das Laden von E-Booten mit höheren Stromkosten verbunden ist. Aktuell geht das Aufladen in Neuhaus allerdings nur über den Landstrom. "Es ist gut, dass man sich Gedanken um die Zukunft macht, aber es wird sehr schwierig", glaubt der Vorsitzende.
Ähnlich sieht das Dierk Müller, Sportwart der Seglervereinigung Cuxhaven: "Bei uns gibt es bisher nur Elektroaußenborder bei den Beibooten. Gelegentlich haben wir auch kleine Segelboote, die ebenfalls mit einem Elektroaußenborder auskommen", erklärt Müller. Doch es gibt ein Problem: "Auf Binnengewässern funktioniert Elektromobilität gut und wird sich zukünftig wohl auch durchsetzen. Das liegt daran, dass beispielsweise auf dem Bodensee Strömung und Wetter eine geringere Rolle spielen als auf der Nordsee. An der Küste sind wir noch nicht so weit. Wir sind aber gespannt, was die Entwicklung im Bereich Elektromobilität auf See bringen wird."

Bestätigen kann diese Einschätzung auch Hafenmeister Lutz Lühmann aus Otterndorf. Er habe bisher noch kein elektrisches Sportboot oder einen Segler in Otterndorf gehabt. "Es gibt aktuell keine Nachfrage. Ein Elektroantrieb ist für die Elbe auch nicht geeignet. Wenn das Segeln nicht funktioniert oder der Motor ausfällt, braucht es einen zuverlässigen Ersatz. Rein elektrisch wird es schwierig."
Praktische Tests und Fachvorträge geplant
Am Vormittag des 22. August können die Teilnehmer zwei Stunden lang praktische Erfahrungen mit elektrisch betriebenen Booten in der City Marina in Cuxhaven sammeln. Am Nachmittag folgen Fachvorträge unter anderem zur Umrüstung von Diesel- auf Elektroantriebe und zu geeigneten Ladesäulen. "Es werden zwei E-Boote vor Ort sein. Eins bringt der Hersteller 'X Shore‘ mit, ein anderes gehört einem Cuxhavener. Zusätzlich kommt jemand aus Nordrhein-Westfalen, der sein Boot umgerüstet hat und darüber einen Vortrag hält", so Christian Bahlke.