50 Jahre Seefahrtschule Cuxhaven mit Kapitänen - und einer mit Bundesverdienstkreuz
50 Jahre nach ihrem Abschluss besuchten drei Absolventen die Staatliche Seefahrtschule Cuxhaven. Sie sind die ersten Kapitäne, die von der Schule kamen. Von den damals 14 Absolventen machte einer später mit dem Bundesverdienstkreuz von sich reden.
Zum ersten Mal konnte der damalige Direktor der Cuxhavener Seefahrtschule Volker Gaßner im Jahr 1975 Studenten Patente und Zeugnisse für die viersemestrige Ausbildung zum Kapitän auf Mittlerer Fahrt (AM) überreichen. Mit dieser Studentengruppe, die das AM-Patent erstmals in Cuxhaven absolvierte, sei - so Gaßner damals - ein neuer Geist und Stil in die Schule eingezogen.
Die Lehrer seien von ihren 14 Schülern nicht enttäuscht worden; die in sie gesetzten Erwartungen hätten sich voll erfüllt. Sein Fazit in der Zeitung lautete: "Wir haben uns alle im Laufe der Semester mit Erfolg zusammengerauft. Der Beweis ist die Tatsache, dass 14 Studenten das Patent erhalten konnten."
Unter den Absolventen waren auch Klaus Neumann und Detlef Zeiss, die in der Klasse von Lehrer Fritz-Helmut Wille waren. In der vergangenen Woche kehrten Neumann, Zeiss und Wille an ihre alte Wirkungsstätte zurück und besuchten die Seefahrtschule - rund 50 Jahre nach der Vergabe ihres Patents. Wille konnte am vergangenen Mittwoch noch einmal mit seinen ehemaligen Schülern in Erinnerungen schwelgen. Zwei Tage nach dem diesjährigen Klassentreffen ist er leider verstorben.

Ein langer Weg zum großen Patent
Zeiss hatte nach dem Bestehen des Patents ein Bewerbungsgespräch bei der Reederei OPDR. "Früher hat man scherzhaft gesagt: ,Ohne Proviant durch Russland'", erzählt Neumann lachend. Zeiss fragte ihn damals spontan, ob er ihn zum Gespräch begleiten wolle. "Dann kam der Personaler aus seinem Büro und fragte mich, ob wir uns nicht auch mal unterhalten wollen", erinnert sich Neumann. Er bekam die Stelle und fuhr anschließend für OPDR.
"Ich bin dann bei Schulte und Bruns in Emden gelandet", berichtet Zeiss. Später arbeitete er als zweiter Offizier bei Ahrenkiel sowie bei Thien & Heyenga aus Leer. Es folgten Tätigkeiten beim Schiffahrtskontor Oste und schließlich ein Studium in Bremerhaven, wo er das "Große Patent" erwarb. Als Diplom-Nautiker fuhr er von 1983 bis 1997 als Erster Offizier bei Hamburg Süd und war anschließend bis 2007 als Kapitän bei Maritime in Elsfleth tätig.
Neumann stand 1980 vor der Entscheidung zwischen Familie und Seefahrt. "Ich habe mich für die Familie entschieden", sagt er. Er absolvierte eine zweijährige Ausbildung zum kaufmännischen Angestellten und arbeitete später bei der ARAG.

Die erste "Frau Kapitän" der Schule
Schulleiter Detlef Graven, der das Treffen seitens der Schule organisiert hatte, begrüßte die Gäste und freute sich über den Austausch. Er hatte einige Fragen vorbereitet, um das verbliebene nautische Wissen der ehemaligen Schüler zu testen und verlieh ihnen anschließend kurzerhand eine Urkunde zur symbolischen "Erneuerung" ihres Patents. Danach führte er sie durch die Seefahrtschule, auch durch jene Räume, in denen sie vor 50 Jahren von Fritz-Helmut Wille unterrichtet worden waren.
Nach der damaligen Patentvergabe an Zeiss, Neumann und ihre zwölf Mitabsolventen folgte bereits im Februar 1967 ein weiterer bedeutender Tag an der Staatlichen Seefahrtschule, an den sich die beiden Ehemaligen zurückerinnern. Zahlreiche Studierende konnten damals ihr Kapitänspatent in Empfang nehmen.
Zwei Besonderheiten prägten die Abschlussfeier: Erstmals wurde zusätzlich zum Lehrgang "Kapitän auf Mittlerer Fahrt (AM)" ein Kurs zur Erlangung der Fachhochschulreife abgeschlossen. Zudem erhielt erstmals eine Frau das Patent "Kapitän auf Kleiner Fahrt (AK)": Gudrun Badenius wurde zur ersten weiblichen AK-Patentinhaberin und damit zur ersten "Frau Kapitän" der Schule.

Viele Karrierewege an Land und auf See
Aus den Reihen der Absolventen von damals entwickelten sich unterschiedliche berufliche Laufbahnen: Drei wurden Kapitän mit Fachschulabschluss, einer Kapitän mit Hochschulabschluss. Andere arbeiteten später als Kanalsteuerer, Reedereiangestellter, Schreinermeister, Vermessungsingenieur oder Versicherungsangestellter. Manche wechselten ganz aus der Seefahrt heraus, etwa in die Immobilienbranche, in den Einzelhandel oder in den Lastverkehr.
Besonders herausragend ist die Laufbahn von Jerzy Wilk (Liberia Master Lic), der 2015 das Bundesverdienstkreuz am Bande erhielt. Wilk lebt in Myanmar. "Ich habe die deutsche Crew-Management-Firma Uniteam Marine in Myanmar aufgebaut. Als ich anfing, hatten wir 28 Schiffe mit ungefähr 580 Crews. Als ich mich aus dem Tagesgeschäft zurückzog, hatten wir 220 Schiffe im Management und etwa 5500 Crews."
Während des Zyklons Nargis im Jahr 2008 engagierte er sich stark und unterstützte die Organisation "Stiftunglife" beim Bau eines kleinen Medizinschiffs, das im Irrawaddy-Delta unterwegs war und rund 1500 Menschen nahezu kostenlos versorgte. "Stiftunglife" mit Sitz in Celle ist in Deutschland vor allem durch die Unterstützung der Tafeln bekannt, hilft jedoch auch im Ausland.