In Cuxhaven konzipiertes Baggersystem: Bund gibt Mittel für Planung des Pilotprojekts
Ein in Cuxhaven entwickeltes Baggersystem könnte die Effizienz und Wirtschaftlichkeit im Sedimentmanagement deutlich steigern. Der Bund bewilligt zwei Millionen Euro, um ein Pilotprojekt voranzutreiben und einen möglichen Systemwechsel einzuleiten.
Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat zwei Millionen Euro Planungsmittel für ein Pilotprojekt bewilligt, das einen Wirtschaftlichkeitsnachweis für den Systemwechsel bei der Unterhaltungsbaggerei erbringen soll. Das ist ein erster großer Erfolg für die Arbeitsgruppe um den Cuxhavener Ingenieur Jürgen Grzeskowiak. Doch wie geht es nun weiter?
Planungsmittel in den Haushalt eingestellt
Vor allem Florian Oßner, Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Haushaltsausschuss, ist es zu verdanken, dass die Planungsmittel in den Haushalt eingestellt worden sind. "Ein hartes Stück Arbeit", wie Oßner feststellte. Der CSU-Politiker aus Landshut hat sich, wie einige andere Bundespolitiker, darunter auch der Koordinator der Bundesregierung für maritime Wirtschaft und Tourismus, der Hamburger CDU-Abgeordnete Christoph Ploß, von der Sinnhaftigkeit des Systems mit Baggern ohne Laderaum und Transportschiffen überzeugen lassen.
Schon länger hatte der Bund der Steuerzahler Niedersachsen-Bremen immer wieder ein solches Pilotprojekt gefordert, um den Nachweis erbringen zu können, dass die Entkoppelung von Baggern und Transport der Sedimente in staatlicher Eigenregie oder Vergabe an private Reedereien deutlich effizienter ist als die Laderaumsaugbagger, die derzeit für die Unterhaltung der Bundeswasserstraßen sorgen. Vor allem auf längerer Strecke dürfte sich die Wirtschaftlichkeit dieses Systems erweisen.
Komplett fertiges und patentiertes Bagger-Konzept
Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes wird vom zuständigen Bundesverkehrsministerium demnächst den Auftrag erhalten, die Planungen für das Pilotprojekt anzugehen. Dazu müsste sie sich lediglich mit Ingenieur Grzeskowiak in Verbindung setzen, denn er verfügt - nach fast zehn Jahren intensiver und beharrlicher Arbeit daran - bereits über ein komplett fertiges und zudem patentiertes Bagger-Konzept, das die Bundesbehörde übernehmen und gegebenenfalls anpassen könnte.
Das System hätte zudem den Vorteil, dass die Transportschiffe im Havariefall auch zur Ölbekämpfung sowie zur Bergung von Containern ausgerüstet werden könnten. Das ist insoweit von Bedeutung, weil der Bagger "Osteriff", den der Bund ab dem Frühjahr 2026 einsetzen will, im Gegensatz zu seinem Vorgänger "Nordsee" über keinerlei Kapazitäten für die Ölbekämpfung verfügt. Insgesamt ist vorgesehen, dass die Schiffe des Bundes etwa 15.000 Kubikmeter Volumen für die Aufnahme von Schadstoffen bereitstellen. Wird die "Nordsee" (Baujahr 1978) mit ihrer Kapazität von etwa 7000 Kubikmetern, wie beabsichtigt, außer Dienst gestellt, entstünde eine große Lücke, die von den Transportschiffen gefüllt werden könnte .
Der Kreislaufbaggerei ein Ende bereiten
Das vorrangige Ziel der Wasser- und Schifffahrtsbehörden sowie der beteiligten Länder ist es, im Rahmen eines nachhaltigen Sedimentmanagements die gegenwärtige Kreislaufbaggerei zu stoppen. Kreislaufbaggerei bedeutet, dass gebaggerter Schlick im Tidefluss umgelagert wird, so dass er nach kurzer Zeit durch den Flutstrom wieder dorthin gelangt, wo er herstammt - eine sehr kostspielige und aufwendige Sisyphos-Arbeit. Absicht ist es daher, das Baggergut aus dem System dauerhaft zu entfernen. Und das geht nur, wenn man es in die Nordsee bringt.
Insbesondere die Hansestadt Hamburg mit ihren zunehmend verschlickenden Hafenbecken müsste ein großes Interesse daran haben, das Material zu Verklappungsstellen zu transportieren, wo es verbleibt. Gerade das System mit Baggern, die nicht zugleich auch Transportschiffe sind, hätte hier in Sachen Effizienz und Wirtschaftlichkeit große Vorteile gegenüber den Hopperbaggern der Privatreedereien. Allein wenn man sich vergegenwärtigt, dass die einfache Entfernung zwischen Hamburg und Helgoland 170 Kilometer beträgt, wird deutlich, wo das Problem liegt.
Doch die zuständige Hafenbehörde HPA mauert seit Jahren beharrlich, will gegenwärtig nichts von einer Systemumstellung wissen. Vorstöße der oppositionellen CDU in der Bürgerschaft in diese Richtung sind in der Vergangenheit folgenlos geblieben.
Beitrag im NDR über den Systemwechsel
Ein Beitrag des NDR-Journalisten Stefan Buchen für das Magazin Panorama 3, der am kommenden Dienstag, 25. November, ab 21.15 Uhr ausgestrahlt wird, setzt sich mit diesem Thema auseinander und hinterfragt unter anderem, warum die Stadt mit dem größten Seehafen in Deutschland und den im Verhältnis höchsten Kosten für die Baggerei, sich immer noch so schwer tut, einen Systemwechsel überhaupt in Erwägung zu ziehen, obwohl sie den größte Vorteil daraus ziehen könnte.