Ausbildungsmarkt im Raum Cuxhaven: Unternehmen im Wettbewerb um Bewerber
Der Ausbildungsmarkt in Cuxhaven bietet gute Chancen, doch es bleiben strukturelle Herausforderungen. Unternehmen kämpfen um eine geringer werdende Zahl an Bewerbern, während junge Menschen häufig zwischen Studium und dualer Ausbildung wählen.
Eigentlich sind die Zustände auf dem Ausbildungsmarkt für Bewerberinnen und Bewerber geradezu paradiesisch. Es gibt immer noch, wenn auch rückläufig, genügend Ausbildungsstellen. In einigen Branchen reißen sich die Betriebe um geeigneten Nachwuchs. Doch ganz so einfach ist es nicht, wie die Agentur für Arbeit, die IHK Elbe-Weser und die Kreishandwerkerschaft feststellen.
Es herrscht eine gemischte Gemengelage. Zum einen sinkt die Nachfrage nach dualer Ausbildung - in einigen Handwerksberufen wie Maurer, Fleischer oder Bäcker gibt es so gut wie keine Auszubildenden in der Region mehr. Die meisten Abiturienten streben ins Studium, obwohl die Karriereaussichten in einem handwerklichen, gewerblichen oder kaufmännischen Beruf keinen Deut schlechter wären.
Günstige Bedingungen für Auszubildende - aber auch strukturelle Probleme
Grundsätzlich seien die Ausbildungschancen für Jugendliche nach wie vor günstig, sagt Dagmar Froelich, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stade. Dennoch gebe es strukturelle Herausforderungen. Nicht die Anzahl an Ausbildungsstellen sei allein entscheidend, auch Region, Branche, Qualifikation und Mobilität seien zu berücksichtigen. Viele Jugendliche erhielten keinen Ausbildungsplatz in ihrem Wunschberuf oder Wunschort.
Gleichwohl sei die Zahl unversorgter Jugendlicher und unbesetzter Stellen verhältnismäßig gering. Froelich: "Um die jetzt noch unversorgten Bewerberinnen und Bewerber mit den noch unbesetzten Ausbildungsstellen zusammenzubringen, werden die Vermittlungsaktivitäten bis mindestens Ende des Jahres fortgesetzt. Durch Beratungsangebote, Vermittlungsprogramme und Fördermaßnahmen unterstützen wir Jugendliche und Betriebe, um die duale Ausbildung weiter zu stärken und den Fachkräftenachwuchs in der Region zu sichern."
Die Zahl der Ausbildungsplatzbewerber ist im Zeitraum 2024/25 laut Agentur für Arbeit in der Region Cuxhaven um 3 Prozent, die der Ausbildungsstellen um 17 Prozent gesunken. Bislang unversorgt sind 45 Jugendliche, 79 Stellen sind noch unbesetzt. Ein Drittel der Bewerber hat einen Hauptschulabschluss, 44 Prozent haben eine Realschulabschluss und 18 Prozent Abitur oder einen Hochschulabschluss. Der Anteil an ausländischen Jugendlichen unter den Bewerbern beträgt 20 Prozent. Davon haben elf Prozent eine Fluchtgeschichte. Viele Betriebe schätzen gerade Bewerber mit Migrationshintergrund, weil sie - trotz möglicher Rückstände etwa in Sachen Sprachkenntnis - hochmotiviert in die Ausbildung gehen und das duale Ausbildungssystem als Chance erkennen.
Gute Perspektiven in Handel, Handwerk und Gewerbe
So sieht das auch Dr. Jan-Peter Halves von der Kreishandwerkerschaft Elbe-Weser. Er wirbt für handwerkliche Berufe, weil die beruflichen Perspektiven attraktiv seien. Am beliebtesten seien nach wie vor die Kraftfahrzeugmechatroniker, Anlagenmechaniker im Sanitär-, Heizungs- und Kältebereich, aber auch Metallbauer, Zimmerer und Dachdecker. "Das Handwerk ist offen für alle Bewerber. Ich empfehle, einfach an die Tür zu klopfen, dann wird sie auch aufgemacht." Dr. Halves wie auch Dirk Immken, Leiter Aus- und Weiterbildung der IHK Elbe-Weser, wünschen sich eine bessere berufliche Orientierung an Schulen und mehr Struktur in den beruflichen Praktika. Immer noch seien die Einflüsse von Eltern und Familie entscheidend für die spätere Ausbildungsplatzwahl. Doch die ganze Bandbreite der beruflichen Ausbildung könne so nicht vermittelt werden.
Spaß am Beruf und Zukunftschancen haben oberste Priorität
Wer glaubt, dass die Verdienstmöglichkeiten das entscheidende Kriterium für die Wahl des Ausbildungsplatzes sind, täuscht sich. Laut Erhebung kommt als Erstes der Spaß am Beruf, dann folgen die Zukunftschancen und das Thema Sicherheit des Arbeitsplatzes. Auch die Lage des Ausbildungsortes, die Attraktivität des Ausbildungsbetriebes und gute Arbeitszeiten spielen eine Rolle. Das Gehalt spielt eine geringe Rolle. Auch Jugendlichen mit Förderbedarf und Behinderungen stünde durch ein breites Spektrum an Fördermöglichkeiten - Jugendberufsagentur, assistierte Ausbildung - der Ausbildungsmarkt offen, betont Dagmar Froelich.
Um die wirtschaftliche Zukunft ist ihr nicht bange. "Die Region steht im Vergleich gut da. Durch den gesunden Branchenmix wird sie nicht durch Krisen geschüttelt, wie es woanders der Fall ist."