Tourismus in Cuxhaven und Umgebung: Umsatzgeheimnisse der Urlaubs-Nebensaison
Urlaub in der kalten Jahreszeit? Das Wetter beeinflusst den Tourismus in Cuxhaven und Umgebung stark. Während der Sommer Rekordeinnahmen bringt, kämpfen Betriebe im Winter um Gäste. Was die Nebensaison für die Finanzen im Gastgewerbe bedeutet.
Das Cuxland blickt zurück auf einen Sommer mit milderen Temperaturen - und dem einen oder anderen Regenschauer. Und auch der Herbst bringt aktuell regnerische Tage und Stürme. Wie wirkt sich die Jahreszeit in der Region auf den Tourismus - und dessen wirtschaftlichen Erfolg - aus?
Obwohl Betriebe laut Kristian Kamp, Vorsitzender des Cuxhavener Stadtverbandes des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbundes (Dehoga), aufgrund ihres wetterunabhängigen Angebotes "relativ unempfindlich sind", sei es sinnvoll, sich mit seinem Angebot "weitgehend wetterabhängig zu machen". Denn: "Den berühmten verregneten Sommer merken doch alle mehr oder weniger."

Die Tourismus-Agentur Nordsee (Tano) ist eine Organisation, die sich auf die Förderung des Tourismus in der Nordseeregion konzentriert. Geschäftsführer Mario Schiefelbein weiß, dass das Wetter mittlerweile eine große Rolle für die Buchungslage spielt: "Die Gäste buchen kurzfristiger, wetterabhängiger und eher für kurze Zeiträume." Die Nebensaison sei an der Küste "nie so ausgelastet wie die Hauptsaison. Das wird sich auch nicht ändern."
Laut Kamp kann der Umsatz in den Saisonmonaten April bis Oktober - und insbesondere in der Hochsaison von Juni bis September - ein Vielfaches des Umsatzes der Wintermonate November bis März betragen. Er vergleicht die Zahlen mit der Energieerzeugungskurve einer Photovoltaikanlage: "Je wärmer und sonniger, desto mehr Umsatz beziehungsweise Strom." Nicht zu vergessen sei, dass die Betriebe bei höherer Nachfrage auch einen höheren Preis verlangen können - zumindest bei den Unterkünften. Er schätzt, dass der Monatsumsatz eines durchschnittlichen Betriebes im Sommer das Zwei- bis Dreifache eines Wintermonats beträgt. Häufig würden die Sommermonate mit ihrem Plus die Wintermonate mit ihrem Minus "gegenfinanzieren".

"Für Zimmer werden höhere Preise aufgerufen"
Großveranstaltungen wie das Duhner Wattrennen oder das Deichbrand-Festival, die im Sommer stattfinden, haben einen positiven Einfluss auf die Buchungslage, besonders für kleinere Unterkünfte. Kamp: "Diese Großveranstaltungen sind noch mal ein Booster für die glücklicherweise ohnehin schon hohe Nachfrage in der Hauptsaison." Tano-Geschäftsführer Schiefelbein stimmt zu: "Für die Zimmer werden dann auch bedeutend höhere Preise aufgerufen." Aber in der Nebensaison, von November bis März, wenn keine Großevents anstehen, "können [kleinere; Anm. d. Red.] Veranstaltungen trotzdem den Tagestourismus stärken". Davon würden Bäckereien, Tankstellen oder die Gastronomie profitieren. Die Tano spielt laut Schiefelbein in der Nebensaison andere Marketing-Themen als in der Hauptsaison. Im Winter sei zum Beispiel eher Thalasso als Strandurlaub gefragt.

Auch besondere Wetterlagen, wie Sturmfluten, ziehen einige Interessierte kurzfristig an die Küste, um das Ereignis hautnah miterleben zu können. Jedoch gibt es auch diejenigen Touristen, "die ihren Urlaub auch gerade deswegen stornieren möchten", betont Kristian Kamp.

"Hotel- oder Gastronomiebetriebe in der ersten Reihe können gegebenenfalls die Saison und somit die Auslastung wesentlich ausweiten und das Nachfragejahr sogar nahezu komplett schließen." Dahingegen seien Betriebe mit Lage- oder Angebotsnachteilen teilweise gar gezwungen, bestimmte Schließzeiten über den Winter anzuwenden, bedauert Kamp. Er stellt aber fest, dass sich die Saison nach vorne und hinten in den vergangenen Jahren verlängert habe - auch wenn "der Auslastungsunterschied zwischen Sommer und Winter naturgemäß nach wie vor recht deutlich" sei.
Früher sei es in Hotel- und Gaststättenbetrieben üblich gewesen, weniger Personal während der Wintermonate einzustellen. Aufgrund des heutigen Fach- und Arbeitskräftemangels, "überlegt sich das heute ein Arbeitgeber im Gastgewerbe aber zweimal".
Von Mia Kuhlmann