
Dänisches Unternehmen investiert Millionen in Cuxhaven: Neues Offshore-Werk am Hafen
In Cuxhaven treffen Baulärm und Zukunftsmusik aufeinander: Ein dänisches Unternehmen startet ein millionenschweres Projekt direkt am Hafen und verspricht eine spannende Entwicklung für das Offshore-Industrie-Zentrum.
Es riecht nach Salz, die Luft ist feucht, der Himmel grau über dem Hafen von Cuxhaven. Aus der Ferne hämmert es dumpf - Rammarbeiten an den neuen Liegeplätzen fünf bis sieben. Was viele als Lärm empfinden, klingt für Oberbürgermeister Uwe Santjer wie Zukunftsmusik. "Dieser Baulärm zeigt, dass es in Cuxhaven vorangeht", sagt er, während er auf der nassen Wiese steht, wo bald ein neues Werk entstehen wird. "Hier fügt sich Puzzleteil an Puzzleteil. Das Deutsche Offshore-Industrie-Zentrum wächst weiter."
Nur wenige Meter neben dem Turbinenhersteller Siemens Gamesa hat am Mittwoch das dänische Unternehmen Jupiter Bach den Kaufvertrag für ein rund ein Hektar großes Grundstück unterzeichnet. Noch vor Jahresende soll der Bauantrag gestellt werden, im Januar könnten die Bagger rollen. Auf dem Gelände, das derzeit noch von Wind und Möwen beherrscht wird, sollen künftig Gondelverkleidungen für Windkraftanlagen montiert werden - jene aerodynamischen Hauben, die die empfindliche Technik der Windturbinen schützen.
Weiterer wichtiger Baustein im Hafencluster
"Wir freuen uns sehr, Jupiter Bach in Cuxhaven begrüßen zu können", sagte Jürgen von Ahnen, Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung. "Das ist ein weiterer wichtiger Baustein im Hafencluster und eine Investition in die industrielle Zukunft der Stadt." Der Vertrag wurde am Vormittag beim Notar Kersting und Partner in Cuxhaven beurkundet. Anschließend traf sich die deutsch-dänische Runde auf dem Gelände zum symbolischen Spatenstich.

Das neue Werk soll nach Angaben der dänischen Vertreter bis zu 4,5 Millionen Euro kosten. Finanziert wird zunächst privat, ein Antrag auf Förderung bei der Niedersächsischen N-Bank ist gestellt. Geplant ist eine Montagehalle mit zunächst 1000 Quadratmetern, erweiterbar um weitere 1000 Quadratmeter. "Wenn alles gut läuft, beginnen wir Anfang Januar mit dem Bau", erklärte Jens Karkov Jakobsen von Jupiter Bach. "Wir möchten so schnell wie möglich starten - notfalls auch zunächst in einem Zelt."
Standort mit Signalwirkung
Für die Stadt Cuxhaven ist die Ansiedlung mehr als nur eine weitere Fabrikhalle. Sie steht für den nächsten Schritt im Ausbau des Deutschen Offshore-Industrie-Zentrums (DOIZ). Oberbürgermeister Santjer nennt es einen "Glücksfall für den Standort". "Ihr passt perfekt ins Gesamtbild", sagte er zu den dänischen Gästen. "Mit euch stärken wir Siemens Gamesa, aber auch Cuxhaven als Zentrum der Offshore-Industrie. Ich bin stolz und, offen gesagt, glücklich, dass wir euch gewinnen konnten."
Jupiter Bach zählt zu den weltweit führenden Herstellern von Verkleidungen für Windkraftanlagen. Das Unternehmen ist in sieben Ländern aktiv und hat bereits mehr als 70.000 Gondeln verkleidet - sowohl für Onshore- als auch für Offshore-Turbinen. In Cuxhaven werden künftig Komponenten aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GfK) aus Polen angeliefert, montiert und direkt an Siemens Gamesa weitergereicht.
Produktion für die Energiewende
"Wir liefern hier die sogenannten Canopys - also die Hauben für die Turbinen der neuen Generation SD 15", erklärte Klaus Appelon Petersen, Manager bei Jupiter Bach. "Das sind große Bauteile, bis zu elf Meter lang. Die Logistik war der entscheidende Grund, warum wir hierherkommen. Cuxhaven bietet perfekte Bedingungen, direkt neben unserem Kunden."
Auch Andreas Kipker, CEO von Jupiter Bach, sprach von einem strategischen Schritt: "Der Standort Cuxhaven ist für uns ein Bekenntnis zur langfristigen Zusammenarbeit mit Siemens Gamesa - und zur Energiewende in Europa." Das neue Werk soll zunächst 10 bis 15 Arbeitsplätze schaffen, langfristig bis zu 20. Gesucht werden Fachkräfte aus den Bereichen Qualitätssicherung, Logistik und Montage.
Viele Puzzleteile für die Zukunft Cuxhavens
Uwe Santjer nutzte den Termin, um die Bedeutung der laufenden Hafenprojekte zu betonen: "Was wir hier erleben, ist Teil einer viel größeren Entwicklung. Die neue Kaianlage, die Investitionen von über 300 Millionen Euro, die Schwerlastbrücke über die Bahnschiene - all das sind Voraussetzungen, damit Cuxhaven im europäischen Wettbewerb bestehen kann."
Er weiß, dass die Bauarbeiten nicht überall Begeisterung auslösen. "Ja, die Rammarbeiten sind laut. Aber ohne sie keine Zukunft, keine Arbeitsplätze, keine Klimaziele", sagt der Oberbürgermeister. "Ich verstehe die Menschen, die sich über den Lärm beschweren - aber das ist der Preis für Fortschritt."
Beim kurzen Fototermin auf der "grünen Wiese" schoben die Männer den obligatorischen Spaten in den feuchten Boden, vor ihnen flatterte der Plan des künftigen Gebäudes im Wind. Der Nieselregen störte niemanden. Cuxhaven wächst weiter - leise, laut und mit Rückenwind aus Dänemark.