Aufdringlicher Algorithmus: Man wird laufend durchleuchtet
Seit vielen Jahren begeistert die Kolumne "Moin Cuxhaven" die Leserinnen und Leser der Cuxhavener Nachrichten. Inzwischen sorgt die Rubrik auch auf cnv-medien.de für Unterhaltung und Information. Heute: Ein besonders aufdringlicher Algorithmus.
Bis vor Kurzem war Werbung im Internet für mich ein wildes Durcheinander. Mal ein Toaster, mal eine Kreuzfahrt, mal ein E-Bike. Doch dann habe ich wieder mit dem Laufen angefangen - und plötzlich scheint das gesamte Internet Laufschuhe zu tragen.
Ob Facebook, Google oder YouTube: Überall sehe ich Laufuhren, isotonische Getränke und Coachings, die mir "mein volles Potenzial" versprechen. Es hat nicht einmal eine Woche gedauert, bis Google herausgefunden hat, welche Distanzen ich laufe - und sogar darauf zugeschnitten reagiert.
Eigentlich habe ich alles deaktiviert, was das Sammeln persönlicher Daten angeht, aber das scheint nur bedingt zu funktionieren. Und noch schlimmer: Manchmal funktioniert es sogar - und ich sehe etwas, das ich tatsächlich gebrauchen kann. Dann sitze ich da, schaue mir diese perfekt abgestimmte Werbung an und frage mich, ob das eine großartige Funktion ist oder einfach nur ein besonders aufdringlicher Algorithmus.
Mich fasziniert die Präzision, mit der das Netz auf uns reagiert. Dennoch ist es ein seltsames Gefühl, dass das Internet so dermaßen gläsern ist. Einerseits praktisch, andererseits unheimlich.