Journalismus in den 80ern - oder aus einer anderen Welt?
Seit vielen Jahren begeistert die Kolumne "Moin Cuxhaven" die Leserinnen und Leser der Cuxhavener Nachrichten. Inzwischen sorgt die Rubrik auch auf cnv-medien.de für Unterhaltung und Information. Heute: Was damals die Welt bewegte.
Seit wir am Kaemmererplatz eingepackt haben, steht das Erbe meiner bisherigen beruflichen Tätigkeit bei mir zu Hause im Arbeitszimmer. Zehn große Mehrweg-Einkaufstaschen (erstaunlicherweise ziemlich wenig, finde ich) mit so ziemlich allem, was ich in 40 Jahren für die Tageszeitung, jedenfalls im Tagesgeschäft, verfasst habe. Mit dem Sichten dürfte ich bis zur Rente zu tun haben, jedenfalls, wenn ich in dem Tempo weitermache, mit dem ich in dieser Woche begonnen habe. Und auch ein "Moin" dürfte ich bei dem Input jederzeit aus der Tasche ziehen können.
Wie anders die Welt noch tickte, zeigt die Ernsthaftigkeit, mit der ich 1988 als junge Volontärin von der 2. Cuxhavener Kinder- und Jugendbuchwoche berichtete. Thema: Kindliche Fantasie in Gefahr durch Kinder-Hörspielcassetten. Von Tonies, Handy-Videos und Online-Spielen ahnten die Anwesenden noch nichts, als die armselige Qualität und die verstörenden Inhalte der Geschichten von Benjamin Blümchen, TKKG, den drei Fragezeichen und Bibi Blocksberg (mit Hörbeispielen!) dargestellt wurden. "Kinder mögen Cassetten, weil sie sich dann die Stimmen der Hauptdarsteller nicht mehr auszudenken brauchen", zitierte ich. Nun ja, der Lehrauftrag.
Der verteufelte Hörspiel-Konsum dürfte sich danach wohl doch nicht wesentlich reduziert haben. So manche der erwähnten Geschichten begleitete meine Familie und mich später im Auto (ja, es gab noch Radios mit Cassettenfach) bis nach Italien und zurück und wir überstanden es sogar unbeschadet.