Klingeling, wer lobt denn da? Wenn der Leser zum Hörer greift

Neulich klingelte das Telefon - an sich nichts Besonderes. In einer Redaktion gehört das Läuten ja fast zur Grundausstattung des Tages. Oft geht es dann um Rückfragen, Hinweise, manchmal auch Kritik.

Am anderen Ende meldete sich dieses Mal jedoch ein Leser, der sich bedanken wollte. Für einen Artikel, den ich geschrieben hatte.

Er habe das Thema schon länger verfolgt, erzählte er, sei aber bisher noch nicht ganz durchgestiegen. Jetzt, nach dem Lesen meines Textes, habe er das Gefühl, das Ganze wirklich zu verstehen. Und - das war ihm besonders wichtig - er sehe nun auch klarer, wie es weitergehen könnte.

Über diesen Anruf habe ich mich gefreut - vielleicht gerade, weil solche Rückmeldungen seltener hörbar werden. Nicht, weil Dankbarkeit fehlt, sondern weil es oft als aufwendiger empfunden wird, extra eine Nummer herauszusuchen und anzurufen, um ein Lob auszusprechen, als schnell eine Kritik loszuwerden.

Im Alltag nehmen wir eher wahr, was nicht rundläuft: was nicht schmeckt, nicht passt oder irritiert. Was gut funktioniert, bleibt dagegen häufig unbemerkt. Umso erfrischender war dieser Anruf - freundlich und unerwartet.