Die Disco-Welle kam 1968 so richtig ins Rollen. Statt einer Band war ein Discjockey für die Unterhaltung der Gäste zuständig. Foto: Sammlung Fröhlich
Die Disco-Welle kam 1968 so richtig ins Rollen. Statt einer Band war ein Discjockey für die Unterhaltung der Gäste zuständig. Foto: Sammlung Fröhlich
1. Serienteil

1968 - auch im Cuxland Jahr der Umbrüche

von Christian Mangels | 11.10.2018

KREIS CUXHAVEN. 1968 passierte nicht nur politisch und gesellschaftlich eine Menge, sondern auch in der Musik.

Deep Purple, Black Sabbath, Led Zeppelin, Yes - die Liste der Bands, die in diesem Jahr gegründet wurden, ist lang. Und im Cuxland? In den Kneipen und aufkommenden Diskotheken pulsierte das Leben einer Jugend, die das Neue suchte und auch fand.

Demonstrationen gegen den Vietnam-Krieg, Rudi Dutschke, der Tod von Martin Luther King - die Metropolen der Revolte waren weit weg, aber der Geist erfasste in den Jahren um 1968 auch das Cuxland. Sit-ins, unerhört bunte Moden, rebellische Schülerzeitungen. Im Rückblick betrachtet war 1968 in Cuxhaven und Umgebung aber offenbar auch ein vergnügliches Jahr. Diskotheken übernahmen die Regie im Freizeitbereich von den Kneipen mit Live-Konzerten. Die Jugendbands spürten, dass das Ende der Beatmusik-Ära eingeläutet wurde. Die Zeit für - mehr oder weniger - originalgetreu nachgespielte Coverversionen war weitgehend abgelaufen. Wer wollte schon "Satisfaction" von den "Vampyrs" oder den "Kinkaids" hören, wenn er das Original in der Diskothek haben konnte?

Den Anfang machte im Januar 1967 die "Nordsee-Bar" an der Deichstraße 44 in Cuxhaven. Dort präsentierten die Betreiber Herbert und Monika Mau ab Januar 1967 "heiße Rhythmen à la carte". In der Cuxhavener Zeitung wurde die Neuheit ausführlich vorgestellt: "In den völlig renovierten Räumen der ,Nordsee-Bar' ist Cuxhavens erste Discothek-Anlage, die von der Firma Radio Scharke aus Bauteilen der bekannten amerikanischen Firma ,The Fisher' installiert wurde, die große Attraktion. Diese Hi-Fi- Stereo-Anlage vermittelt im Raumklangverfahren klanghöchste Vollendung und zaubert auf Wunsch Starsolisten und Weltbands in den Raum. Aus auf den Tischen ausgelegten Listen, in denen alle verfügbaren Titel enthalten sind, können die Gäste ihr eigenes Wunschprogramm zusammenstellen."

In den folgenden Monaten schossen die Diskotheken wie Pilze aus dem Boden, etwa der "Goldene Drache" in Altenwalde, die "Tenne" am Duhner Strand und der "Gon-Club" an der Bernhardstraße (früher "Club 99"). Tonangebend in dieser Zeit aber war das "Top Ten" an der Deichstraße 34. In dem Gebäude der ehemaligen Gaststätte "Stadt Hamburg" hatte der Däne Uwe Jensen im Oktober 1967 einen Nachtclub mit dänischen Speisen und Bedienungen in knappen Röcken eröffnet. Die jungen Gäste erhielten Club-Karten und wurden mit allerlei Attraktionen bei der Stange gehalten - Modenschauen, Gast-Discjockeys und Go-Go-Girls aus Jamaika.

Im Landgebiet tickten die Uhren etwas anders. Zwar tauchten auch dort die ersten DJs auf, doch die Live-Beat-Bands blieben noch eine ganze Weile weiter tonangebend, wie Werbeanzeigen aus dem Jahr 1968 zeigen. So lud das Lokal "Zum Anker" in Geversdorf zum "großen Beat-Abend" mit den "Early Byrds" und Eibsens Hotel in Otterndorf engagierte die "Walkers" für die Veranstaltung "Beat for Dancing 68". Der "Rostige Nagel" in Hemmoor holte unter anderem die Stader Formation "The 2160th" auf die Bühne und pries sie als "Norddeutschlands beste Bee-Gees" an.

Und dennoch: Die Jahre um 1968 bedeuteten für die Musikkultur eine Zäsur - der Niedergang der Beat-Ära war nicht mehr aufzuhalten. Ein letztes Aufbäumen gab es im August 1968, als die überregional bekannten "Lords" (mit dem gebürtigen Cuxhavener Bernd Zamulo) im Waldschloss Brockeswalde auftraten.

68er-Serie

1968 - ein Jahr des Protests, der Revolte? Oder ein Jahr des Aufbruchs? Was ist damals von der Protest- und Aufbruchsstimmung in den Norden geschwappt? Das möchten wir für unsere Serie "Die 68er im Cuxland" von den CN/NEZ-Lesern wissen. Gern würden wir Ihre Fotos, Erlebnisberichte und Anekdoten veröffentlichen. Bitte schicken Sie uns Ihre Erinnerungen per Post an die CN/NEZ-Redaktion, Kaemmererplatz 2, 27472 Cuxhaven oder per E-Mail an mangels@nez.de, jeweils mit dem Stichwort "1968".

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Christian Mangels

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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