40 Jahre Skoliose-Zentrum Cuxhaven
CUXHAVEN. Vor 40 Jahren wurde das Cuxhaven-Korsett erfunden und ds Norddeutsche Skoliose-Zentrum in Sahlenburg erreichtet. Von Maren Reese-Winne
40 Jahre norddeutsches Skoliose-Zentrum, 40 Jahre Cuxhaven-Korsett: Dieses Jubiläum steht am Freitag, 9. September, im Helios-Seehospital Sahlenburg im Mittelpunkt eines Festaktes und eines Unterhaltungsprogramms.
Es gehört schon viel dazu, in jungen Jahren eine Krankheit wie Skoliose und damit auch oft genug eine lange Zeit im Korsett zu akzeptieren. Wie die jungen Frauen Hannah und Natalie aus Berlin aber mit der Diagnose umgehen, erfordert besondere Bewunderung: Sie nennen sich offensiv „Korsi-Sisters“, informieren, verstecken sich nicht.
Ehemalige eingeladen
Die beiden gehören zu den besonderen Gästen, die sich anlässlich des Jubiläums ab morgen in Cuxhaven treffen. Helios hat Betroffene der vergangenen fünf Jahre zum Wiedersehen eingeladen. Am Donnerstag startet deren Programm mit einem Flucht-Spiel im Escape-Room am Krankenhaus in der Stadt, am Freitagvormittag geht es in den Kletterwald in Sahlenburg.
Am Nachmittag ist dann die Öffentlichkeit eingeladen: Von 15 bis 19 Uhr stehen die Türen allen Interessierten offen. Neben Vorträgen, Info-Ständen und einer Talkrunde mit Betroffenen, Ärzten und Therapeuten erwarten die Besucher Show-Operationen, physiotherapeutische Übungen, Fahrten im Motorrad-Beiwagen, Spiele und Kreativangebote für Kinder und Jugendliche. Für Essen und Trinken ist gesorgt, die Einnahmen gehen an das Kinderhospiz Cuxhaven.
Über die Anfänge und die Entwicklung des sogenannten „Cuxhaven-Korsetts“ berichten der ehemalige Chefarzt Dr. Peter Edelmann und der Orthopädietechniker Peter Gutgesell im Rahmen des Festaktes.
Gemeinschafts-Erfindung
Etwa 5500 Cuxhaven-Korsetts sind seit 1976 für Kinder und Jugendliche gebaut worden. 1976 gründete Dr. Peter Edelmann das Norddeutsche Skoliosezentrum im damaligen Seehospital Sahlenburg der Nordheimstiftung.
Gemeinsam mit dem Cuxhavener Orthopädietechniker Peter Gutgesell entwickelte er 1976/77 das Cuxhaven-Korsett. Die Besonderheit war das auf Maß angefertigte Korsett, basierend auf einem Gipsabdruck des Rumpfes der Patienten.
Disziplin muss sein
Ein großes Plus, denn durch seine Passgenauigkeit sorgt es für einen besseren Sitz und eine hohe Akzeptanz bei den Kindern und Jugendlichen. Die müssen viel Disziplin aufbringen, denn das Korsett muss 23 Stunden pro Tag getragen werden. Weitere Besonderheit des Cuxhaven-Korsetts war und ist die sogenannte „Cuxhaven-Spange“, ein zusätzlicher Aufbau, der entwickelt wurde, um Druck auf den oberen Bereich des Brustkorbs zu bringen. Durch diese maßgebliche Entwicklung ist seit Mitte der 70er-Jahre die konservative Behandlung von Krümmungen in der Brustwirbelsäule mit Korsett möglich.
Wie das Korsett angefertigt wird, demonstrieren am Freitag die Orthopädietechniker der Firma Gutgesell, Maik Scholz und Ralph Schnoor.
Schiefen Rücken gerade richten
Ungleich hochstehende Schultern, ein schiefes Becken, eine Asymmetrie des Rückens: Das sind deutliche Anzeichen für eine Skoliose. Diese dreidimensionale Fehlstellung der Wirbelsäule entwickelt sich meist in der Pubertät und ohne erkennbare Ursachen. Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto effektiver kann sie behandelt werden.
Der Grad der Krümmung entscheidet, ob die Skoliose mit einem Korsett behandelt werden kann. Dieses verhindert ein Fortschreiten der Krümmung während des weiteren Wachstums.
Die Therapie der Skoliose durch Zug und Druck auf den Rippenbuckel hat bereits Hippokrates beschrieben. Das erste Korsett zur Begradigung des Rückens wurde im 16. Jahrhundert gefertigt.
Es folgten verschiedenste Behandlungen durch Streckstühle auch in Form von Rollstühlen oder Streckbetten und die Entwicklung weiterer Korsettarten.