
90.000 Euro aus dem Kreis Cuxhaven für Flutopfer: DRK-Chefin überwältigt
KREIS CUXHAVEN. Die Spendenbereitschaft der Menschen im Kreis Cuxhaven ist ungebrochen. Die Geschäftsführerin des DRK-Kreisverbandes Vulkaneifel, Diana Peters, kann das kaum fassen.
Vor genau zwei Wochen haben die Niederelbe-Zeitung, die Cuxhavener Nachrichten und das DRK Cuxhaven/Hadeln die Aktion "Cuxland hilft" für Flutopfer im Landkreis Vulkaneifel in Rheinland-Pfalz gestartet. Die Resonanz war und ist enorm: Knapp 90.000 Euro (Stand: Donnerstagabend) sind bislang auf dem Spendenkonto eingegangen. Vor Ort koordiniert die Geschäftsführerin des DRK-Kreisverbandes Vulkaneifel, Diana Peters, die Maßnahmen, die mit diesen Spendengeldern finanziert werden. Im Dialog mit unserem Redakteur Egbert Schröder beschreibt sie die Situation vor Ort, schildert das weitere Vorgehen und dankt den Cuxländern für ihre Hilfe.
Wie hat sich am 14. Juli die Situation in Ihrem Verbandsgebiet dargestellt und nach Auslösung des Katastrophenalarms an diesem Tag entwickelt? Gab es neben materiellen Schäden auch Todesopfer oder Verletzte?
Aufgrund des aktuellen Starkregenereignisses wurde am frühen Abend der Katastrophenfall für unseren Landkreis ausgerufen. Alle Einsätze wurden von der technischen Einsatzleitung koordiniert. Die Bundeswehr stand ebenfalls zur Verfügung. Außerdem waren alle Rettungskräfte im Dauereinsatz. Die Priorität unserer Rettungskräfte lag in der Personenrettung.
Welcher ganz persönliche Eindruck hat Sie an diesem Tag besonders bewegt?
Kritisch war die Lage vor allem an der Kyll, einem kleinen Fluss in der Vulkaneifel. In einigen Orten mussten die Menschen mit Booten aus ihren Häusern gerettet werden. Zudem entwickelten sich kleine Bächlein, die üblicherweise nur ein Rinnsal waren, plötzlich zu reißenden Flüssen. Die in einem Altenheim befürchtete Kompletträumung konnte vermieden werden. Das Erdgeschoss wurde geräumt und dann per Notstromaggregat versorgt. Einige Orte waren mit Rettungsmitteln vorübergehend nicht erreichbar, sodass wir unsere ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer in den betroffenen Orten in Alarmbereitschaft versetzt haben. Die Betriebsstelle der Telekom, die insgesamt 16 000 Haushalte und 200 Unternehmen versorgt, war auch vom Hochwasser betroffen, sodass die Festnetz-, Mobilfunknetz- und Internetverbindung ausgefallen war. Auch ich hatte keinen Kontakt mehr zu unseren Einsatzkräften und der Bevölkerung und war daher in großer Sorge - auch um unsere Hausnotrufteilnehmer. Unabhängig vom Hochwasser sind diese Menschen hilfebedürftig und hatten keine Möglichkeit mehr, Notrufe abzusetzen.
Wie groß war die Hilfsbereitschaft in der betroffenen Region Vulkaneifel?
Die Hilfsbereitschaft und die Solidarität in der Bevölkerung war und ist enorm. Direkt am nächsten Morgen halfen Bürgerinnen und Bürger, die das Hochwasser verschont hatte, den betroffenen Menschen beim Aufräumen. Viele Haushalte waren - zum Teil tagelang -ohne Strom. Menschen, die Strom hatten, haben Wäsche für die betroffenen Bürgerinnen und Bürger gewaschen, Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen und vieles mehr.
Mittlerweile haben Sie ja auch einen Überblick gewinnen können, woran es im Moment am meisten hapert, um zur Normalität zurückzukehren. Wo gibt es Schwerpunkte?
Nachdem mittlerweile der meiste Müll entsorgt und die Häuser von Wasser und Schlamm befreit wurden, müssten die Gebäude getrocknet werden. Trotz intensiver Bemühungen hier vor Ort und vom DRK Cuxhaven/Hadeln konnten bislang keine Bautrockner beschafft werden. Viele Menschen in unserer Region verfügen nicht über eine Elementarversicherung. Die finanzielle Soforthilfe für Bürgerinnen und Bürger sowie für betroffene Unternehmen ist bereits angelaufen. Innerhalb des DRK-Kreisverbandes Vulkaneifel sind eine Rettungswache und zwei Ortsvereine direkt vom Hochwasser betroffen.
Sie haben viele persönliche Gespräche mit Flutopfern geführt. Welche besonderen Momente gab es dabei? Welche Begegnung hat Sie besonders berührt?
Bislang haben mir alle Menschen, mit denen ich gesprochen habe zurückgemeldet, dass sie mit einem Hochwasser in dieser Dimension niemals gerechnet hätten. Ein derartiges Hochwasserereignis hat es in unserer Region noch nie gegeben. Es ging alles so schnell, dass einige Menschen ihre Erinnerungsstücke, Dokumente und ähnliche wichtigen Dinge nicht mehr retten konnten. Besonders berührt hat mich die Angst, vor allem vieler älterer Bürgerinnen und Bürger, vor jedem stärkeren Regenschauer. Sie sind in großer Sorge, dass sich so ein Hochwasserereignis wiederholen könnte.
Wo liegen Ihrer Meinung nach kurz- und mittelfristig die Schwerpunkte, um den vom Hochwasser betroffenen Menschen vor Ort direkt und effektiv helfen zu können?
Gespräche mit der Bevölkerung und mit unseren Einsatzkräften haben gezeigt, dass eine psychosoziale Erstberatung unserer Einsatzkräfte und eine Sozialberatung für die Bevölkerung helfen würde. Das könnte durch eine mobile Beratung ergänzt werden. Wir brauchen ein "offenes Ohr" für die Menschen in der Bevölkerung und müssen Kraft und Zuversicht geben und so ihre Psyche in dieser schwierigen Lebenssituation stützen. Zusätzlich könnte die Beratungsstelle zum Beispiel bei Antragsstellungen unterstützen. Wir benötigen Menschen, die in der Betreuung von solch emotionalen Extremsituationen geschult sind, damit wir bei der Bewältigung der seelischen Schmerzen unterstützen können. Ich halte ein nachhaltiges Hilfeangebot für sinnvoll. Auch wenn die Flutkatastrophe irgendwann in den Medien weniger Beachtung findet, wird der Wiederaufbau und damit die Belastung der Menschen noch Jahre dauern.
Hätten Sie damit gerechnet, dass aus dem Landkreis Cuxhaven eine derart große Hilfsbereitschaft für die Betroffenen im Kreis Vulkaneifel entsteht? Und wie reagiert man vor Ort und auch Sie ganz persönlich auf diese Hilfe?
Mit einer derart großen Hilfsbereitschaft hätte ich niemals gerechnet. Wir sind hier alle überwältigt von dieser Unterstützung. Der DRK-Kreisverband Vulkaneifel ist ein kleiner Kreisverband. Ich bin sehr stolz auf alle meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und vor allem unsere ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer im DRK. Ihre Leistungsbereitschaft ist enorm. Dass wir als "kleiner Verband" so eine riesige Unterstützung von den Organisationen der Hilfsaktion und den Bürgerinnen und Bürgern aus dem Landkreis Cuxhaven bekommen, ist überwältigend und ein unbeschreiblich gutes Gefühl. Wir können Ihnen für Ihre Unterstützung und Ihre Hilfsbereitschaft gar nicht genug danken.
Spendenkonto
Spenden für die Aktion "Cuxland hilft" für die Opfer der Flutkatastrophe können auf das Konto der DRK Cuxhaven/Hadeln gGmbH eingezahlt werden:
IBAN: DE08 2925 0000 0193 2531 00;
BIC: BRLADE21BRS.
Bitte das Stichwort "Cuxland hilft" bei der Überweisung angeben.
Bei Beträgen bis zu 300 Euro reicht der Überweisungsbeleg als Spendenbescheinigung.