
Alicia Kersten genießt beim Trainingslager die Heimatnähe
NORDHOLZ. Alicia Kersten genießt die Heimatnähe. Die junge Fußballspielerin absolvierte nämlich mit den Bundesliga-Frauen vom SV Werder Bremen ein dreitägiges Trainingslager in Nordholz, auf dem Gelände der Marineflieger. Lob gab es von den Bremern für die Gastgeber des MFG 3. Zum Abschluss feierte der Erstligist einen 9:1-Kantersieg in einem Testspiel gegen den TV Jahn Delmenhorst.
Dass sie ihre Torchancen besser nutzen können, als das in Leverkusen der Fall war, zeigten die Grün-Weißen zum Abschluss des Trainingslagers beim 9:1 (2:0)-Testspielsieg gegen den TV Jahn Delmenhorst. Für den Regionalligisten erzielte die Cuxhavenerin Stefanie Herzberg, die früher beim FC Geestland gekickt hat, mit einem 20-Meter-Freistoß den Ehrentreffer. Heimatliche Gefühle kamen in Nordholz auch bei Alicia Kersten auf. "Es ist immer schön für mich, zu Hause zu sein", sagt die gebürtige Cuxhavenerin, die seit der B-Jugend für Werder spielt. Ihre Familie wohnt in Nordholz. Die 20-Jährige glaubt fest an den Klassenerhalt: "Jeder gibt alles dafür, dass wir drinbleiben. Wenn wir gegen Duisburg gewinnen, sieht das schon ganz gut aus."
"Schlechtes Timing"
In der Hinrunde hat sich die Mittelfeldspielerin einen Stammplatz erkämpfen können. Diesen zu verteidigen, dürfte angesichts der Doppelbelastung schwer werden: Alicia Kersten absolviert momentan ein Praktikum bei der Polizei in Cuxhaven. "Das ist schlechtes Timing. Ich versuche, die Dienste so zu legen, dass ich so oft wie möglich zum Training kommen kann. Aber immer klappt das halt nicht", erzählt das Werder-Talent, das wegen des Nachtdienstes von Sonnabend auf Sonntag das Testspiel gegen Delmenhorst verpasste.
Beruf und Fußball unter einen Hut zu bekommen, ist für alle Spielerinnen eine Herausforderung - Profis gibt es in der Mannschaft nicht. Umso glücklicher ist Birte Brüggemann, wenn eine Spielerin wie Alicia Kersten durchstartet. "Alicia hat aus der zweiten oder dritten Reihe heraus ihre Chance bekommen und die dann auch genutzt", erklärt die Abteilungsleiterin für Frauen-Fußball. Trainerin Carmen Roth bestätigt diese Einschätzung: "Alicia hat gute Spiele gemacht und ist stabiler geworden. Sie hat Potenzial."
Etwas holpriger läuft es derzeit für die drei Bremerhavenerinnen im Team. Cindy König war krank und musste aufs Trainingslager verzichten, das für Jessica Golobiewski nach ihrem Kreuzbandriss zu früh kam. Giovanna Hoffmann feierte nach ihrer Schambein-Verletzung zwar ihr Comeback, wird aber behutsam mit Individualtraining aufgebaut.
Im Sommer kommt die U17
Ihr Quartier hatten die Werder-Frauen beim Marinefliegergeschwader 3 bezogen, wo sie sich gut betreut fühlten. "Das ist top organisiert vom MFG 3. Wir müssen uns um fast nichts kümmern und können uns ganz auf Fußball konzentrieren", lobt Birte Brüggemann die Gastgeber. Die Verbindung zwischen Werder und den Marinefliegern in Nordholz bestehe schon seit Jahren: "Wir sind mit den Frauen schon vor einigen Jahren einmal hier zum Trainingslager gewesen. Im Sommer wird unsere U17-Mannschaft wieder nach Nordholz kommen."
Von Dietmar Rose
Fußball mit Halswirbel-Prothese
Zwei Cuxhavenerinnen kicken mittlerweile beim TV Jahn Delmenhorst im Frauenfußball-Team, das in der 1. Regionalliga spielt. Aber nur eine von ihnen durfte gestern im Testspiel gegen den Erstligisten Werder Bremen in Nordholz antreten.
Die 20-jährige Stefanie Herzberg, die 2017 den Schritt nach Delmenhorst wagte und dort schnell Fuß fasste, war auch die Torschützin des einzigen Treffers gegen den Bundesligisten. Aus gut 20 Metern traf sie kurz nach dem Seitenwechsel zum 1:2-Anschlusstreffer. "Für solche Momente übe ich halt viel", strahlte die Mittelfeldspielerin. Sie bekam denn auch ein dickes Lob zugerufen von der anderen Cuxhavenerin in Diensten des TV Jahn, Anna Mirbach. Die 30-Jährige musste das Spiel als Zuschauerin verfolgen, weil sie nach einer schweren Verletzung am Anfang der Saison noch nicht wieder ganz genesen ist. Die Stürmerin, die nach ihrer Cuxhavener Zeit unter anderem für den Hamburger SV in der Bundesliga auflief und seit 2014 in Delmenhorst ist, fiel im zweiten Saisonspiel rückwärts auf den Kopf. Bei diesem Sturz wurde ein schon von Verschleiß gezeichneter Halswirbel so sehr zerstört, dass Anfang Oktober eine Operation folgte. Die 30-Jährige erhielt eine Halswirbel-Prothese.
Prothese sitzt fest und sicher
"Zum Rückrundenstart am 10. März will ich dabei sein. Ich bin auch schon wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen." Der Arzt habe ihr gesagt, dass die Prothese fest und sicher sitze. So sei Sport und auch Fußball wieder möglich. "Ich muss aber noch ordentlich meine Muskulatur stärken", betont Mirbach, die sich auch bewusst ist, dass es noch viel schlimmer hätte kommen können.
"Steffi ist voll angekommen"
Nun blicke sie aber nach vorn und beobachte die Entwicklung ihrer jungen Mitspielerinnen mit Freude, wie zum Beispiel bei Stefanie Herzberg: "Steffi ist ein froher, lieber und netter Mensch. Ich schätze ihre extrem technischen Fähigkeiten und ihre herausragende Übersicht." Es sei super, dass sich Herzberg 2017 getraut habe, den Schritt zu Delmenhorst zu gehen: "Steffi ist voll angekommen."
Von Frank Lütt