Der aus der Türkei stammende Kangal ist ein Herdenschutzhund, der Gelassenheit und Stärke ausstrahlt, gegenüber Fremden aber misstrauisch ist. Ihn zeichnen ein starker Schutztrieb und Territorialverhalten aus. Sobald er Gefahr wittert, verteidigt er seinen Besitz oder sein Rudel. In zwei Bundesländern, Hamburg und Hessen, wird der Kangal als "vermutlich gefährlicher Hund" eingestuft. Foto: Schmidt
Der aus der Türkei stammende Kangal ist ein Herdenschutzhund, der Gelassenheit und Stärke ausstrahlt, gegenüber Fremden aber misstrauisch ist. Ihn zeichnen ein starker Schutztrieb und Territorialverhalten aus. Sobald er Gefahr wittert, verteidigt er seinen Besitz oder sein Rudel. In zwei Bundesländern, Hamburg und Hessen, wird der Kangal als "vermutlich gefährlicher Hund" eingestuft. Foto: Schmidt
Tiere

Cuxland-Hundehalter fürchten Kangal-Hirtenhunde

von Ulrich Rohde | 16.01.2019

LAMSTEDT. Hundehalter in der Region zwischen Hemmoor, Lamstedt und Alfstedt sind in tiefer Sorge. Die Attacken von zwei ausgerissenen Herdenschutzhunden der Rasse Kangal aus Stinstedt am 1. Weihnachtstag in Alfstedt hat sie veranlasst, sich mit dem Appell an die Öffentlichkeit zu wenden, die Vorkommnisse nicht zu verharmlosen und Konsequenzen daraus zu ziehen.

Zwei fast 60 Kilogramm schwere Hirtenhunde hatten aus heiterem Himmel vier andere Hunde in Alfstedt angegriffen und schwer verletzt. "Es fällt auf, dass Beißattacken unter Hunden immer öfter im Zusammenhang mit sogenannten Herdenschutzhunden stehen", sagt Reinhard Wronna. Der Hemmoorer ist selbst Hundebesitzer, Jäger und auch Ausbilder und Richter für jagdliche Gebrauchshunde. "Die Rasse der Kangals ist besonders auffällig. Tolle Hunde im Herdenverband, aber furchteinflößend", so Wronna. Sie stammt aus Ostanatolien und habe in der dortigen Landschaft ihre Berechtigung, findet Wronna. Sie verteidigten ihren Besitz gegen jeden Eindringling, ohne Unterschied zwischen Tier und Mensch. Diese Hunde würden selbstständig entscheiden. Man könne sie nicht dressieren. Das bedeute allerdings auch: "Fehlentwicklungen durch falsche Führung oder Haltung lassen sich später nicht mehr korrigieren. Sie sind dann für den Herdenschutz nicht mehr zu gebrauchen", sagt Wronna.

Die Übergriffe in Alfstedt hätten aus Sicht der betroffenen Hundehalter eindeutig gezeigt, dass es bei diesen Kangals bereits zu Fehlentwicklungen gekommen sei. Denn es sei nicht um den Schutz ihrer Herde oder der Hofstelle gegangen. "Hier haben die Hunde sich für eine neue Aufgabe entschieden, alles zu attackieren, was ihnen vor die Zähne kommt:"

Da der "Ausflug" der Herdenschutzhunde nicht der erste war, werde dieses Fehlverhalten kaum mehr zu korrigieren sein, meint der Hundeausbilder. "Die Hunde werden jede Gelegenheit nutzen, die Erfahrungen zu wiederholen. Sie bleiben damit tickende Zeitbomben", warnt Wronna. Nicht von ungefähr würden diese Rassen in einigen Regionen als so genannte Listenhunde geführt, bei denen die Haltung an besondere Auflagen geknüpft sei. Keinesfalls dürfe der Vorfall in Alfstedt als "normale Rauferei" unter Hunden, wie vom Halter der Kangals nahegelegt, dargestellt werden. Der spanische Mischling "Theo" habe mit 13 Bisswunden nur deshalb knapp überlebt, weil seine Besitzerin Silke Otten-Baumgarten sich mit dem Hund ins Haus flüchten konnte und eine schnelle Behandlung in der Tierklinik Bremen erfolgte.

Nach Ansicht Wronnas zeuge die Bemerkung des Halters der Kangals, die Hunde hätten sich wohl noch im "Arbeitsmodus" befunden, von völliger Unkenntnis und Unfähigkeit im Umgang mit den Tieren. Dringend erforderlich sei für die Haltung von Herdenschutzhunden wie den Kangals ein Sonder-Sachkundenachweis und ein bestandener Kursus über fachgerechte Haltung und das Training dieser Tiere. Dies müsse die Bedingung der Ordnungsbehörde vor der Anschaffung der Hunde sein. Ein einfacher Wesenstest reiche da nicht aus. Wronna: "Wir hoffen, dass der Landkreis seiner Verantwortung gerecht wird und reagiert."

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