Bahnhof Otterndorf: Pendler klagen über zu wenig Parkplätze
OTTERNDORF. Lisa Müller pendelt drei Mal die Woche von Otterndorf zu ihrer Arbeit nach Stade. In letzter Zeit hat sie mehrfach aber keinen Parkplatz mehr bekommen. Mit Blick auf das 9-Euro-Ticket sieht die Pendlerin dringenden Handlungsbedarf - die Stadt hingegen nicht.
Lisa Müller sagt, wenn sie morgens um 9.20 Uhr den Zug in Richtung Hamburg nehmen möchte, sei es reine Glückssache, noch einen Parkplatz am Bahnhof zu bekommen. "Ich hatte jetzt schon zwei Mal Pech und musste sehr weit weg parken", so die Pendlerin. Ihren echten Namen möchte sie nicht in der Zeitung lesen, um nicht als "Nörglerin" abgestempelt zu werden. Sie berichtet, wenn sie morgens um 8.20 Uhr fahre, sei die Chance auf einen Parkplatz noch größer. "Aber diejenigen, die um zehn Uhr fahren, bekommen kaum noch etwas", sagt Müller. Denn die meisten Parker seien Pendler wie sie und deren Fahrzeuge stünden den ganzen Tag am Bahnhof.
Kaum freie Parkplätze nach 9 Uhr
Das ist auch an diesem Freitag so. Um kurz nach neun Uhr ist noch ein Parkplatz frei, mehrere nachfolgende Autos müssen wieder abdrehen. Müller hat eine Vermutung: "Seitdem an der Grundschule gebaut wird und am Schützenplatz weniger Parkplätze vorhanden sind, parken hier auch die Lehrer, die zusätzlich Plätze blockieren." Und eine weitere Sorge treibt Müller um: "Wenn das 9-Euro-Ticket kommt und noch mehr Menschen morgens den Zug nehmen, wo sollen die dann parken?"
Keine sicheren Fahrradstellplätze
Die Pendlerin ist nicht die einzige, der das Problem aufgefallen ist, eine Befragung von Reisenden vor Ort bestätigt das Bild. "Ist echt Glückssache", sagt ein Mann, der täglich nach Hamburg pendelt, aber ebenfalls unerkannt bleiben möchte. Er plane morgens inzwischen deutlich mehr Zeit ein, damit er wegen der Parkplatzsuche nicht noch seinen Zug verpasst. Auch Müller macht das so. "Zwei Mal habe ich jetzt schon meinen Mann gebeten, der glücklicherweise im Ruhestand ist, mich zu fahren. Aber das ist auch keine Lösung", sagt sie. Mit ihrem Pedelec möchte sie nicht zum Bahnhof fahren, weil es ihr an sicheren Abstellmöglichkeiten fehlt.
Hadeln sieht keinen Handlungsbedarf
Hadelns Samtgemeindebürgermeister Frank Thielebeule hat eine Erklärung: "Ihr einem Freitag gewonnener persönlicher Eindruck ist sicherlich auch auf den jeweils am Freitagen stattfindenden Wochenmarkt zurückzuführen. Gerade zur Zeit des Wochenmarktes herrscht durch den gut besuchten Wochenmarkt ein erhöhtes Aufkommen im gesamten Stadtbereich", erklärt er. Ein grundsätzliches Problem sieht Thielebeule nicht: "Vielfach ist es aber auch so, dass gerade im hinteren Bahnhofsbereich noch Parkplätze vorhanden sind." Für Urlauber, die den Zug nutzen möchten, gebe es bereits eine Alternative zum eigenen Pkw: "Eine Verbindung zwischen Bahnhof und touristischem Bereich existiert bereits. Für den Strandexpress wurde am Bahnhof eine öffentliche Haltestelle eingerichtet und der Strandexpress hält werktäglich mehrfach am Bahnhof und kann von allen Reisenden genutzt werden", so Thielebeule.
Blick nach Cuxhaven
Der Bahnhof Otterndorf ist mit der beengten Parkplatzsituation jedoch nicht alleine. Auch in Cuxhaven sind die neu geschaffenen Parkplätze regelmäßig voll belegt. Marcel Kolbenstetter, Sprecher der Stadt erklärt auf Nachfrage, der Parkplatzbedarf sei im Rahmen der Planungen für das neue Bahhofsumfeld ermittelt worden. "Insgesamt sind hier 9 Behinderten-, 8 Taxen-, 5 Kiss + Ride-, 12 Krad- und 111 Pkw-Stellplätze entstanden", so Kolbenstetter. Aktuell seien noch etwa 30 Pkw-Stellplätze wegen der noch provisorischen Bushaltestellen abgesperrt, solange der neue ZOB noch nicht genutzt werden könne. Der Stadtsprecher sagt auch, dass die Park- & Ride-Anlage sehr gut angenommen würde, sodass ein Großteil der Flächen immer belegt sei. Aber: "Im Vergleich zum vorherigen Bahnhofsgelände stehen nun deutlich mehr Parkmöglichkeiten zur Verfügung. Eine alternative Parkfläche am Bahnhof gibt es leider nicht", so Kolbenstetter.
Fahrradboxen in Cuxhaven
Für Fahrradfahrer bietet der Bahnhof Cuxhaven jedoch seit neuestem sichere Abstellmöglichkeiten mit den Fahrradschließboxen, die man online buchen kann. Außerdem dient der Real-Parkplatz - wenn auch nicht offiziell - als Ausweichmöglichkeit. Kolbenstetter bezeichnet das als einen glücklichen Zufall - allerdings würden den auch viele Menschen nutzen, die in die Innenstadt oder zu Ärzten müssten.