Käufer campieren zwei Nächte für ein Baugrundstück am Medembogen
OTTERNDORF. Häuslebauer haben für ihr Wunsch-Grundstück im Baugebiet "Am Medembogen" 48 Stunden vor den Seelandhallen campiert.
Jürgen Schwanemann, seit drei Jahren Otterndorfs Utröper, der Neuigkeiten ausruft, Döntjes vertellt und Urlauber durch die Medemstadt führt, wollte am vergangenen Freitagvormittag anstelle seiner Kinder besonders frühzeitig bei den Seelandhallen nachsehen, ob sich hier schon etwas tut in Sachen Vergabe der Grundstücke des zweiten Bauabschnitts des Baugebiets "Am Medembogen", die eigentlich erst am Sonntag stattfinden sollte. Doch zu diesem Zeitpunkt war er bereits nicht der Einzige mit gleicher Absicht vor Ort.
Aus Ostfriesland
Denn gegen 10.30 Uhr und damit etwa fünf Minuten vor Schwanemann war schon Mario Osinga aus Ostfriesland mitsamt Terrassenstuhl bei den Seelandhallen eingetroffen. Osinga sagt: "Ich habe gesehen, wie Schwanemann mit einem Klappstuhl in der Hand näher kam. Da habe ich mich schnell als Erster in der Reihe hingesetzt". Schwanemann blieb also nur Platz zwei in der Schlange, die sich damit gebildet hatte und der sich bis etwa 17.30 Uhr am Freitagnachmittag schon zehn Parteien angeschlossen hatten - mit viel Geduld im Gepäck und in der Hoffnung darauf, ihr Traumgrundstück auswählen zu dürfen.
Dass mit einem großen Andrang bei der Vergabe der Grundstücke für den zweiten Abschnitt von Otterndorfs attraktivem Neubaugebiet zu rechnen sein würde, war bekannt. Weil dabei das "Windhundverfahren" angewendet wird, kann der- oder diejenige als Erstes ein Grundstück wählen, wer zuerst vor der Tür steht.
Alten Meierei in Ihlienworth
Bereits beim Termin für den ersten Bauabschnitt vor ein paar Jahren hatten etliche Interessenten deshalb vor der damaligen Vergabestelle, der Alten Meierei in Ihlienworth, übernachtet. Doch diesmal war es mit einer Nacht nicht getan: Bereits etwa 48 Stunden vor Veranstaltungsbeginn waren die Häuslebauer von morgen zur Stelle. Darunter auch Wiebke Schulz, die zusammen mit Ehemann Hoyke Schulz und Tochter Amalia Platz vier in der Reihe ergattert hatte. Noch während die Lehrerin mittags in ihrer Schule unterrichtet hatte, war sie informiert worden, dass es schon losgeht. "Ich hatte mich auf Sonnabend vorbereitet und nicht damit gerechnet, dass es Freitag schon anfängt", erzählt sie.
Randlage mit Blick auf Deich
Für Daniel Berkmann aus dem Allgäu, der seinen Schwiegervater Jürgen Schwanemann nachmittags auf dem Klappstuhl auf Platz zwei abgelöst hatte, sollte es unbedingt Grundstück Nr. 39 mit Aussicht auf Schöpfwerk und Medem sein. Für Familie Schulz war dagegen die Randlage mit Blick auf den Deich wichtig.
Zwei Nächte auf dem Klappstuhl seien nicht so wichtig im Vergleich zu den Jahrzehnten, die das spätere Eigenheim auf dem "richtigen" Grundstück gebaut werde, meinten viele Anwesende. Außerdem hatten sich die Nachbarn der Zukunft schon einmal kennenlernen können bei dieser Gelegenheit: Es gab viel Zeit zum Klönen. Zusammen wurden auch Pizzen bestellt und Würstchen gegrillt. Auch eine Whats-App-Gruppe "Am Medembogen" richteten die zumeist jungen Leute ein, um in Kontakt zu bleiben.
Büro öffnet nachts
In der zweiten Nacht gab es für die Wartenden noch eine Überraschung: Frauke Zahrte, Fachbereichsleiterin bei der Samtgemeinde Land Hadeln, erschien gegen 2.30 Uhr und öffnete die Türen der Seelandhallen für die Kaufinteressenten, die bis zur Vergabe aber noch bis 10 Uhr ausharren mussten. Unter dem Riesenjubel aller Anwesenden hatte als erste die Familie Osinga schließlich den Vorvertrag für ihr Traumgrundstück perfekt machen können.
49 Kaufinteressenten
Wie Natalia Folz vom Grundstücksteam der Samtgemeinde Land Hadeln berichtete, sind insgesamt 49 Kaufinteressenten am Sonntag vor Ort gewesen. Damit ist ein Großteil der 71 zur Verfügung stehenden Grundstücke des zweiten Bauabschnitts bereits vermarktet worden.
Von Gaby Joppien