
Baugebiet Lohmsmoor in Sahlenburg ist vom Tisch: Die Gründe für das Scheitern
CUXHAVEN. Die Mehrheitskooperation im Rat der Stadt Cuxhaven hat auf den letzten Metern die Pläne für das viel diskutierte Baugebiet Lohmsmoor in Sahlenburg gestoppt. Abschließend wird das Thema im Verwaltungsausschuss behandelt.
Gute fünf Jahre wurde diskutiert, geplant und beraten. Es gab Ortsbegehungen mit Bürgerbeteiligung, auf denen Vertreter der Verwaltung Rede und Antwort standen. Es wurde erneut getagt und umgeplant. Doch jetzt sind die Würfel gefallen: Die politischen Vertreter der Mehrheits-Kooperation im Rat der Stadt, die in den Fachausschüssen für Mobilität, Bau und Demografie sowie für Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit Verantwortung tragen, erteilten dem geplanten Baugebiet Lohmsmoor in Sahlenburg jetzt endgültig eine Absage.
"Krönungsmesse erhofft, nun wird es wohl ein Requiem"
"Eigentlich hatte ich mir eine Krönungsmesse erhofft, nun wird es wohl ein Requiem", erklärte Sahlenburgs Ortsbürgermeister Herbert Kihm (CDU) nach der Abstimmung am Montagnachmittag im Cuxhaven-Saal des Rathauses. "Ich bedauere die Entscheidung außerordentlich, habe sie aber als politische Mehrheitsentscheidung zu akzeptieren. Ich möchte aber festhalten, dass jeder das Recht auf seine eigene Meinung hat, aber nicht das Recht auf seine eigenen Fakten."
Herbert Kihm erklärt gegenüber unserem Medienhaus: "Nicht nur nach meiner Analyse und Bewertung der Synopse der Änderungen/Ergänzungen der Planungsunterlagen spricht kein Sachargument gegen eine Bebauung."
Sahlenburgs Ortsbürgermeister sieht keine Gefährdung der Fledermäuse oder Brutvögel, kein Moor, sondern "eine seit Jahrzehnten extensiv genutzte Pferdeweide". Die geschützten Wallhecken und der Abstand zum Wald wäre gewahrt worden und sei von Forstbehörde und Naturschutzbehörde akzeptiert.
Sahlenburgs Ortsbürgermeister Herbert Kihm ist enttäuscht
"Ehrlicherweise hätte man sagen sollen: Wir sind gegen die Bebauung des Lohmsmoor und Punkt." Kihm bedauert, dass so eine große Chance für eine nachhaltige und ökologische Blaupause für andere Baugebiete vertan wird. "Einen gleichwertigen Ersatz sehe ich in den kommenden Jahren für Cuxhaven und Sahlenburg nicht. Den enttäuschten Bauwilligen kann ich nur wünschen, mehr Erfolg zur Verwirklichung ihrer Träume in Otterndorf oder im Land Wursten zu haben."
Gunnar Wegener von der SPD hatte vor der Abstimmung ein gänzlich anderes Bild im Ratsaal gezeichnet. Er habe selten Pläne gesehen, die in wesentlichen Details von Fachleuten zu kritischen Anmerkungen geführt hätten. Wegener reflektierte dabei unter anderem auf die einzuhaltenden Mindestabstände zum Wernerwald und die schützenswerten Wallhecken. Auch die Verkehrsproblematik und Aspekte des "sozialen Wohnungsbaus" sprach der Sozialdemokrat erneut an.
Grüne freuen sich über das "Aus" der Baupläne im Lohmsmoor
"Endlich konnten wir das 'Aus' für das Baugebiet Lohmsmoor auf den Weg bringen", sagt der Vorsitzende des Umweltausschusses, Johannes Sattinger von den Grünen. Die Grünen führen diese Entscheidung besonders auf den Widerstand der Bürgerinnen und Bürger aus Sahlenburg zurück und heben hervor, dass auch sie selbst bereits früh Bedenken gegen das geplante Baugebiet geäußert hätten. Dabei konnten sie sich auch auf den Sachverstand und die Zuarbeit vieler Sahlenburger stützen.
"Für uns waren wichtige Gesichtspunkte die Entwässerung bei Starkregen, die verkehrliche Situation in Sahlenburg sowie die fehlenden Kenntnisse über die Tragfähigkeit des Baugrundes ausschlaggebend", erinnert der Fraktionsvorsitzende der Grünen Robert Babacé. "Besonders kritisierten wir, dass der Abstand zum Wald zu gering war und dass in die freie Landschaft gebaut werden sollte", fügt Elke Roskosch-Buntemeyer vom Ortsvorstand hinzu.
Viele Sahlenburger Anlieger sind jetzt erleichtert
Viele Sahlenburger äußerten sich nach der jüngsten Entscheidung, die noch vom Verwaltungsausschuss bestätigt werden muss, erleichtert. "Viele Leute, die bei der Unterschriftenaktion gegen das Projekt Stellung bezogen haben, erinnerten sich noch an ihre Jugendzeit, in der das Lohmsmoor regelmäßig unter Wasser stand. Sie sind dort im Winter Schlittschuh gelaufen", sagte Eckart Klein auf Anfrage unserer Zeitung und fügt abschließend hinzu: "Das wir uns jetzt durchgesetzt haben, das ist für die öffentlich-rechtliche Bauleitplanung nach dem Baugesetzbuch mit Bürgerbeteiligung gewollt und damit ein Gewinn für die Demokratie, den Naturschutz und einen qualifizierten Städtebau."