Auf dieser Fläche will die Umwelt Immobilienentwicklungsgesellschaft ein Wohnquartier nach Energiestandard KfW 40 plus bauen - mit Photovoltaikanlagen, Batteriespeicher, Wärmepumpe und Kraft-Wärmekopplung. Die direkten Anwohner sind von den Plänen nicht begeistert. Foto: Mangels
Auf dieser Fläche will die Umwelt Immobilienentwicklungsgesellschaft ein Wohnquartier nach Energiestandard KfW 40 plus bauen - mit Photovoltaikanlagen, Batteriespeicher, Wärmepumpe und Kraft-Wärmekopplung. Die direkten Anwohner sind von den Plänen nicht begeistert. Foto: Mangels
Medembogen

Bauprojekt in Otterndorf: Lob und Kritik für das geplante Wohnquartier am Medembogen

von Christian Mangels | 06.01.2022

OTTERNDORF. Die Umwelt Management AG will am Medembogen eine Siedlung mit hoch-energieeffizienten Häusern bauen. Die Anwohner sind nicht begeistert.

Es könnte ein Vorzeigeprojekt in Sachen Klimaschutz werden: Die Umwelt Immobilienentwicklungsgesellschaft & Betriebs KG, eine Tochter des Cuxhavener Unternehmens Umwelt Management AG, plant im Otterndorfer Baugebiet Am Medembogen ein Wohnquartier nach Energiestandard KfW 40 plus - mit Photovoltaikanlagen, Batteriespeicher, Wärmepumpe und Kraft-Wärmekopplung. Neben viel Lob für die geplante "Klimaschutzsiedlung" gibt es auch kritische Stimmen - von den Anwohnern.

Die Umwelt Management AG ist seit 1998 im Bereich erneuerbarer Energieprojekte am deutschen Markt aktiv. Neben Windpark-Projekten treibt sie mit ihrer Tochter Umwelt Immobilienentwicklungsgesellschaft & Betriebs KG, kurz Umwelt Immo, den Bau von ökologischen und umweltfreundlichen Immobilien voran. Möglichst noch in diesem Jahr will das Unternehmen im Baugebiet Am Medembogen - konkret: zwischen den Straßen Aaalstieg und Am Medembogen - mit dem Bau von hoch-energieeffizienten Reihen- und Doppelhäusern starten. Das Projekt ist insofern eine Besonderheit, als dass die Umwelt Immo die Häuser im Standard KfW 40 plus bauen will. KfW 40 plus ist das Maß aller Dinge, wenn es um Energieeffizienz geht. Das "Plus" bedeutet, dass die Häuser mehr Energie erzeugen, als sie für den Eigenbedarf benötigen. Das ist nachhaltig und wird gefördert - mit zinsgünstigen Krediten der KfW-Bank.

Weitere Fläche für Parkplätze

Das Wohnquartier soll auf einer rund 9000 Quadratmeter großen Fläche entstehen, die über eine mittig gelegene Privatstraße angeschlossen wird. Die Gebäude werden in Holzrahmenbauweise errichtet. Neben der Stromversorgung durch Photovoltaikanlagen soll es eine zentrale Wärmeversorgung mit einem Blockheizkraftwerk geben. Besonderheit: Da die Zahl der Stellplätze im Wohnquartier nicht reicht, hat der Investor von der Hadelner Baugesellschaft ein weiteres Grundstück gegenüber dem Quartier angekauft. Die 864 Quadratmeter große Fläche soll Platz für rund 20 zusätzliche Pkw-Stellplätze bieten.

Im Otterndorfer Bauausschuss gab es zum Parkplatz einige kritische Nachfragen und Anmerkungen. "Ich bin ganz unglücklich, dass dort ein Parkplatz hinkommt", sagte der FDP-Politiker Carsten Nickel. Malte Hinck (SPD) bestätigte: "Schön ist es nicht gerade." Einstimmig votierte der Ausschuss dafür, die Parkfläche von drei Seiten zu bepflanzen, um Einschränkungen und Geräuschpegel möglichst gering zu halten.

Privatsphäre ist eingeschränkt

Nicht so sehr der Parkplatz, sondern das Wohnquartier selbst sorgt bei den Anwohnern am Aalstieg für Bauchschmerzen. Für Saskia Frey, die seit Juni 2019 mit ihrer Familie im Wohngebiet Am Medembogen lebt, sind die Pläne des Investors ein "Schlag ins Kontor". In der ursprünglichen Planung seien auf den Flächen in ihrer direkten Nachbarschaft einzelne Grundstücksparzellen vorgesehen gewesen, sagt sie. Dass nun ein ein einzelner Investor diese zwölf Grundstücke kauft und den Anwohnern ein ganzes Wohnquartier "vor die Nase" setzt, sei nicht hinnehmbar: "Die Privatsphäre auf der Terrasse und im Garten ist dann deutlich eingeschränkt."

Ihre Nachbarin Johanna Niedzwicki ist der Meinung, dass die Vergaberegeln für die Grundstücke, nach denen Familien mit Kindern an erster Stelle, dann Paare zu bevorzugen seien, nicht eingehalten wurden. "Da stand wohl der Wunsch, den dicksten Fisch an Land zu ziehen, im Vordergrund", sagt Niedzwicki.

"Alles korrekt gelaufen"

Stadtdirektor Frank Thielebeule widerspricht. Der Investor sei nach Abwicklung des Bauabschnitts 1 an die Hadler Bau und die Stadt herangetreten, einem Zeitpunkt, als die Vergaberichtlinien für Bauabschnitt 2 noch gar nicht definiert waren. "Das ist alles korrekt abgelaufen." Im Übrigen entspreche das Bauvorhaben komplett den Vorgaben des Bebauungsplans.

Die frustrierten Anwohner haben zwar wenig Hoffnung, dass sie das Projekt noch stoppen können, sie wollen die Sache dennoch "nicht ohne Murren" an sich vorbeiziehen lassen. Sie planen eine Unterschriftensammlung und möchten die Politik um Unterstützung bitten. Auch den Klageweg schließen sie nicht aus. Aus ihrer Sicht passt das Quartier nicht ins Wohngebiet.

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Christian Mangels

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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