Probleme mit der Arbeitszeit:

Bei Achtstundentag bleiben Netze leer

31.10.2015

CUXHAVEN. Die Seelachsfischerei in der Nordsee ist ein Knochenjob. Wer engagiert und fleißig arbeitet, kann dort gutes Geld verdienen. Mit Familienleben und geregelter Freizeit lässt sich der Job aber kaum vereinbaren. Und so ist es kein Wunder, dass den Managern der deutschen Fischerei zunehmend der abenteuerbereite Nachwuchs verlustig geht.

„Das geht meist so lange gut, bis Gabi in sein Leben tritt“, beschrieb Kai Arne Schmidt  das größte Problem bei der Personalplanung für die acht betriebseigenen Großkutter. Deshalb rekrutiert er in jüngster Zeit zwei Crews für ein Schiff. Das schmälere zwar den Verdienst, sei mit der inzwischen vorgeschriebenen Arbeitszeitverordnung aber leichter zu vereinbaren.

Schmidt ist sowohl Geschäftsführer der Küstenfischer-, als auch der Krabbenfischergenossenschaft. Auf Einladung der Cuxhavener CDU gab er in den Räumen vom Forum maritim am Donnerstag einen Überblick über die aktuelle Lage in der deutschen Fischerei.

Kutterfisch-Zenrale macht 80 Millionen Euro Umsatz

Die Cuxhavener Fischwirtschaft mit insgesamt rund 1500 Arbeitsplätzen ist nach wie vor das industrielle Herz der Stadt und auch wesentlicher Steuerzahler, stellte Ferlemann fest.

Einer der größten ist die Kutterfisch-Zentrale mit einem Jahresumsatz von rund 80 Millionen Euro. Zum Unternehmensverbund gehören über 100 Kutter mit 250 Beschäftigen (12 Azubis) die in der Nord-und Ostsee 75 Prozent der gesamten deutschen Frischfischquote abschöpfen. Daneben hält das Unternehmen Beteiligungen in Dänemark und Polen. Die hervorragende Marktposition verdankt die Kutterfisch-Zentrale sowohl dem Zugriff auf den neunprozentigen deutschen Anteil an der jährlichen EU-Fangquote auf Seelachs, Kabeljau, Hering und Dorsch sowie dem neuen Geschäftszweig der Direktvermarktung von Frischfisch an Lebensmitteldiscounter wie Lidl.

Trotzdem fehlten Kapitalrücklagen zum Bau neuer Schiffe, wie sie dänische und holländische Fischer besitzen. Anders als in Deutschland sind die dänischen, holländischen und britischen Fischer anteilig Besitzer der nationalen Fangquote und können diese beleihen oder verkaufen.

Fischer erhalten keine Zuschüsse vom Staat

Diesen Nachteil können Deutschlands Fischer mit ihren im Schnitt 30 Jahre alten Schiffen nicht aufholen, zumal der dänische Staat Schiffsmodernisierungen mit 50 Prozent Zuschuss fördert, erklärte Schmidt. Die deutsche Fangflotte ist daher überaltert. Hoffnungen auf Förderung für die dringend benötigten Neubauten machte der CDU-Staatssekretär nicht. Schmidt forderte, den deutschen Kuttern wenigstens die Chancen zu geben, als Sicherungsfahrzeuge für Offshore-Windparks Geld verdienen zu können, womit später Neubauten finanziert werden könnten. Derzeit ist das aus bürokratischen Gründen nicht möglich.

Belgier essen die meisten Krabben

Noch dramatischer ist die Lage der heimischen Krabbenfischer. Bis auf wenige Ausnahmen fischen sie mit historischen Holzfahrzeugen, die mittel-und langfristig nicht konkurrenzfähig sind. Als einen Lichtblick in dem ungleichen Wettbewerb verkaufte Schmidt die 2013 gegründete Erzeugergemeinschaft, die den Fang von rund 100 Krabbenfischer sammelt in Cuxhaven siebt und vermarktet. 90 Prozent der insgesamt 180 deutschen Krabbenkutter gehörten Familienbetrieben mit rund 500 Beschäftigten. Die Erzeugergemeinschaft der deutschen Krabbenfischer mit Verwaltungssitz in Cuxhaven liefert etwa ein Sechstel (7000 Tonnen) der europäischen Gesamtmenge von 40 000 Tonnen Krabben.

Das sind rund 60 Prozent der deutschen Fänge. Damit habe das Unternehmen einen größeren Anteil am Gesamtumsatz und könne bei der Preisgestaltung mitreden. 70 Prozent aller Krabben verspeisen übrigens Belgier.

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