Minigolf-Profi Andrea Reinicke vom MC Möve macht es vor, CN/NEZ-Sportredakteur Jan Unruh schaut es sich ganz genau an. Foto: Lütt
Minigolf-Profi Andrea Reinicke vom MC Möve macht es vor, CN/NEZ-Sportredakteur Jan Unruh schaut es sich ganz genau an. Foto: Lütt
Selbstversuch

Beim MC Möve Cuxhaven: Verflixte Minigolf-Röhre nervt Sportreporter

von Jan Unruh | 20.11.2019

CUXHAVEN. Minigolf ist nichts für schwache Nerven. Dass der Wettkampf-Sport aber überhaupt nicht mit dem Freizeitvergnügen zu vergleichen ist, lernte CN/NEZ-Sportredakteur Jan Unruh im Selbstversuch.

Es ist noch gar nicht lange her, da duellierten sich auf der Minigolf-Anlage des MC Möve Cuxhaven-Sahlenburg die besten Spieler Deutschlands. Eine davon ist Andrea Reinicke. Im August sicherte sie sich erneut den Titel bei den Deutschen Meisterschaften der Seniorinnen. Für unsere Serie "Sportlich von A bis Z" trat sie zum Duell gegen CN/NEZ-Sportredakteur Jan Unruh an. Während Reinickes Bälle auf allen 18 Bahnen fast wie am Schnürchen in Richtung Loch rollten, hatte der Sportredakteur einige Probleme mit dem richtigen Tempo, der Präzision der Schläge und einer ganz speziellen Bahn - der verflixten Röhre. 

Die Minigolfzeit ist vorbei. Es herrscht Winterpause. Die Meisterschaftsbahnen des MC Möve in Brockeswalde sind von Pfützen und jeder Menge Blättern übersät. Unter diesen Bedingungen ist ein fairer Wettkampf nicht möglich. Bevor der erste Ball gespielt werden kann, ist Bahnpflege angesagt. Mit Wischer, Besen und Handtuch ausgestattet, wird jede einzelne Bahn akribisch hergerichtet. Selbst der kleinste Dreckkrümel könnte den Lauf des Balles beeinflussen. Denn Minigolf ist eine Präzisionssportart. Es kommt auf Kleinigkeiten an. Winzige Nuancen und Millimeter sind entscheidend über Sieg oder Niederlage. Das wird mir bei meinem Selbstversuch recht schnell bewusst.

Andrea Reinicke kennt die 18 Bahnen auf der Anlage in Brockeswalde aus dem Effeff. Tausende Male hat sie die Bälle oftmals mit nur einem Schlag in die Löcher gezaubert. Ich feiere meine Premiere auf den Meisterschaftsbahnen. Eigentlich dürfen nur Mitglieder des MC Möve oder andere professionelle Minigolfspieler ihre Schläger auf diesen Bahnen schwingen. Für mich wird eine Ausnahme gemacht. Natürlich habe auch ich schon mal Minigolf gespielt, doch das war eher ein lustiger Zeitvertreib. Ohne Druck, ohne Ehrgeiz. Mit Sport hatte das wenig zu tun.

Bei diesem Selbstversuch herrschen andere Vorzeichen. Mir gegenüber steht die amtierende Deutsche Meisterin der Senioren im Minigolf. Schon als sie ihren Schläger aus der Tasche holt, staune ich nicht schlecht. Kein Vergleich zu den Eisenschlägern für Freizeitspieler. Er ähnelt eher einem Golf-Putter. Die Schlagfläche zudem ist mit einem Gummi beklebt. So können auch die "toten" Bälle (Bälle mit sehr geringer Sprunghöhe) gut kontrolliert werden, so Reinicke. Aha. Problem: Nicht beide Seiten der Schlagfläche sind mit dem Gummi beklebt. Es gibt Ausführungen für Rechts- und Linksspieler. Auf die Frage von Andrea Reinicke, was für ein Spieler ich sei, zucke ich mit den Schultern. "Mir egal, von welcher Seite ich die Bälle ins Loch haue", entgegne ich. Reinicke schmunzelt nur über mein gesundes Selbstbewusstsein. Ich entscheide mich schließlich für die Linksspieler-Variante. Die Profi-Spielerin des MC Möve ist an diesem Tag nicht in erster Linie meine Kontrahentin, sondern vielmehr auch meine Trainerin. Und ich profitiere spürbar von ihrer Erfahrung und ihren Tipps.

Wir spielen alle 18 Bahnen. Das Gute ist, dass Reinicke auf jeder Bahn vorlegt. Ich muss also nur ganz genau ihren Bewegungsablauf und den Lauf des Balles studieren und dann sollte es klappen. Zudem bestimmt auch sie den perfekt zur Bahn passenden Ball. Es gibt zig verschiedene Minigolf-Bälle, die sich vor allem im Härtegrad unterscheiden. Reinicke selbst hat zu Hause rund 1000 Minigolf-Bälle im Abstellraum. "Ich kenne jeden einzelnen meiner Bälle", sagt sie. Auf jeder Bahn macht sie den Wurftest, lässt den Ball, den sie spielen will, vor sich auf die Bahn fallen. Mal springen sie wie ein Flummi, mal klatschen sie auf den Boden wie eine Steinkugel. Gut, dass mir die Entscheidung, welchen Ball wir nehmen, abgenommen wird, denke ich mir. Dann soll es losgehen.

Auf den ersten beiden Bahnen läuft es noch ganz gut für mich. Wir liegen gleichauf - auch weil Reinicke noch nicht ganz im Wettkampfmodus angekommen ist. Mir soll es recht sein. Doch es dauert nicht lange, da zieht die Profi-Spielerin Schlag um Schlag davon. Es sind Bahnen wie der "Mittelhügel", der "Schrägkreis mit Niere" und das "Plateau", die mir Sorgen bereiten. Während meine Kontrahentin meist nur einen Schlag braucht, hadere ich mit meinen zu unpräzisen und oft zu hart geschlagenen Bällen. Dennoch bleibt mir die Höchststrafe noch erspart. Das ist im Minigolf die böse Sieben. Wer mit sechs Schlägen den Ball nicht eingelocht hat, der bekommt automatisch eine Sieben eingetragen. So besagen es die Regeln. Selbst das von mir gefürchtete Netz überstehe ich schadlos, treffe sogar gleich beim ersten Schlag. Es läuft.

Doch dann kommt Bahn Nummer 14. Die Röhre wird sie genannt. Der Ball muss punktgenau durch eine winzige Öffnung eines Rohres gespielt werden. Für Andrea Reinicke kein Problem. Ein Schlag, eingelocht. Ich bin weniger erfolgreich. Links an die Wand, rechts an die Wand, zu doll, du langsam. Der Ball will einfach nicht durch diese verflixte Röhre. Beim sechsten Schlag konzentriere ich mich noch einmal, doch wieder prallt der Ball an der Umrandung ab. "Schade, ich hätte gedacht, wir überstehen das heute ohne Sieben", sagt Reinicke zu mir. Das hatte ich auch gehofft. Ärgerlich. Es sollte aber der einzige krasse Ausrutscher an diesem Tag sein. Im Ergebnis stehen am Ende 45 Schläge auf meiner Habenseite, Reinicke hat für die 18 Bahnen 29 Schläge gebraucht. Ein Ergebnis, mit dem sie bei einem offiziellen Wettkampf alles andere als zufrieden wäre. Sie hat schon mehrfach bewiesen, dass sie auf ihrer Heimanlage auch die perfekte Runde - 18 Schläge für 18 Bahnen - hinlegen kann. Für mich reicht ihr durchschnittliches Ergebnis locker. Spielend locker hat sie unter Beweis gestellt, worauf es beim professionellen Minigolf ankommt. Allein die Vielfalt der Bälle ist beeindruckend. Wer als Freizeitspieler auf die Anlage pilgert, bekommt den obligatorischen Schläger und einen geriffelten Standardball in weiß, gelb, rot oder blau mit auf den Weg. Damit würde nicht mal sie als erfahrene Profi-Spielerin die realistische Chance auf eine perfekte Runde haben, sagt sie später. "Das ist so gut wie unmöglich", so Reinicke. Denn zwischen dem Freizeitvergnügen und dem Sport Minigolf liegen Welten...

Wissenswertes rund um Minigolf:

Minigolf steht für Sommer, Sonne und Spaß mit der Familie oder Freunden. Fast jeder hat schon mal Minigolf gespielt. Auf rund 2000 Minigolfanlagen in ganz Deutschland erleben viele Millionen Menschen jährlich die Freizeit-Faszination Minigolf.

Der Vater des Minigolfs, der Schweizer Gartenarchitekt Paul Bongni, hat das Patent auf die je zwölf Meter langen und 1,25 Meter breiten Hindernisbahnen 1953 eingereicht, zwei Jahre später wurde es bewilligt. Die erste Minigolfanlage wurde am 19. März 1954 in Ascona am Lago Maggiore eröffnet.

Zur Zeit zählt der Deutsche Minigolfsport Verband 9006 Mitglieder in 242 Vereinen (Stand: Mitgliederstatistik 2018), die in einem Ligenspielsystem bis hin zur 1. Bundesliga spielen.

Am 22. Juni 1963 wurde der MC "Möve" Sahlenburg gegründet. Mit der Eingemeindung Sahlenburgs zu Cuxhaven im Jahre 1977 benannte sich der MC "Möve" Sahlenburg in den MC "Möve" Cuxhaven-Sahlenburg um. Die damalige und heute ungewöhnliche Schreibweise der "Möwe" mit "v" ist der Verein bis heute treu geblieben.

Die vereinseigene Anlage in Brockeswalde wurde 1989 offiziell eingeweiht. Zuvor war der Verein am Sahlenburger Strand und in Döse beheimatet.

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Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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