Emanuel Graf von Soden, wie man ihn an der Seitenlinie kannte. Mit großen Gesten dirigierte er seine Mannschaft der Cuxhavener Kampfbahn.
Emanuel Graf von Soden, wie man ihn an der Seitenlinie kannte. Mit großen Gesten dirigierte er seine Mannschaft der Cuxhavener Kampfbahn.
Fußball

Besonderer Cuxhavener Fußball-Trainer: Was macht eigentlich Emanuel Graf von Soden?

von Frank Lütt | 16.02.2022

CUXHAVEN. Emanuel Graf von Soden war Ende der 1970er-Jahre ein erfolgreicher Fußballtrainer in Cuxhaven. Er war Coach des Cuxhavener Sportvereins (CSV).

Nach seiner Trainerkarriere zog es ihn wieder in seine bayerische Heimat nach Garmisch-Partenkirchen.

Von Vereinen umworben

Sein Name hat nicht nur phonetisch einen besonderen Klang, in der Sportszene wird er mit erfolgreichem Fußball in Verbindung gebracht. Emanuel Graf von Soden war in den 1970er- und 1980er-Jahren ein ganz besonderer Fußballtrainer, der von vielen Vereinen umworben war - besonders nachdem er beim Cuxhavener Sportverein eine Menge bewegt hatte. Der gebürtige Bayer, den es nach seiner Karriere wieder nach Garmisch-Partenkirchen zog, schwärmt heute noch von seiner Zeit an der Küste: "Die Freundlichkeit der Menschen ist einfach außergewöhnlich. Diese Herzlichkeit ist unbeschreiblich".

Als Experte geschätzt

Wer über ihn sprach, sagte ehrfürchtig "der Graf", seine Spieler sagten mit gehörigem Respekt "Trainer" zu ihm. Emanuel Graf von Soden wurde als Persönlichkeit und als Experte geschätzt. Und trotz dieser scheinbar großen Distanz zwischen dem Fußballtrainer und seiner Mannschaft oder zu anderen Verantwortlichen war es genau das Gegenteil. Er begeisterte. Er brachte mit seinem bayerischen Charme und seinem sportlichen Ehrgeiz ein neues Wir-Gefühl in die Mannschaft der Kampfbahn-Kicker. Durch Graf von Soden kehrte der Erfolg zum Cuxhavener SV zurück. Dabei wäre es fast nicht zum Trainerengagement an der Nordseeküste gekommen.

Fast Nationaltrainer in Birma

Der Bayer studierte in den 1970er-Jahren Sport an der renommierten Sporthochschule Köln "Ich wollte dann eigentlich nach Birma, um Nationaltrainer zu werden", berichtet Graf von Soden, aber in dem heutigen Myanmar gab es politische Unruhen, sodass es mit dem geförderten Projekt Fußballtrainer in Südostasien nichts wurde. "Und dann hat mich Hein Dahl nach Cuxhaven geholt. Ich wusste ja nicht einmal, wo Cuxhaven liegt", gesteht der heute 73-Jährige ein. Er wurde beim CSV eingestellt und erhielt eine halbe Stelle als Sportlehrer an einer Schule. "Hein Dahl hat einfach alles für mich und die Mannschaft gemacht. Solch ein umfassendes Management kannte man damals noch nicht", beschreibt der Coach, der mit Peter "Peppi" Birkmann auch noch einen "hervorragenden Co-Trainer" an die Seite gestellt bekam. Vier Jahre, von 1977 bis 1981, wirkte der Partenkirchener beim CSV, der in der Landesliga beziehungsweise Verbandsliga kickte.

"Viele tolle Spieler"

Das Ausnahmeteam habe es dem Trainer aber leicht gemacht. "Wir hatten ganz viele tolle Spieler." In diesem Zusammenhang nannte er unter anderem Andy Brandts, der später zu Borussia Mönchengladbach wechselte und Profi wurde. Oder auch Wolfgang "Beatle" Görner, der ein hervorragender Fußballspieler war, aber im Basketball zum Juniorennationalspieler wurde. Im Gespräch fallen Graf von Soden immer mehr Namen ein: "Rudi Tschöcke, der Bodybuilder, Piko Ebs, Rolle Kuczorra, Paul Huppmann und und und. Oder auch Brötchen (Anm. d. Red.: Helmut Brock), der sich einmal vom Training verletzt abgemeldet hatte mit den Worten ,Mich hat eine Kuh verfolgt‘." Auch an diverse Züge durch die eine oder andere Kneipe erinnert er sich gern. Oder auch die Skatrunden mit Lüer Mangels und Helmut "Paul" Huppmann. "Die haben immer geramscht. Ich habe immer verloren. Dann habe ich die Vorgabe im Skat erfunden, mit 2000 plus angefangen - dann ging es." Es sei einfach eine schöne Zeit gewesen, weil die Mannschaft dennoch sportlich ehrgeizig war. Dabei hatte es einen Moment gedauert, bis Trainer und Team sich wirklich verstanden haben, denn: "Bei der ersten Mannschaftssitzung hörte ich, wie ein Spieler zum anderen murmelte ,Verstehst Du den?‘", deutet der 73-Jährige die sprachlichen Unterschiede an. Sein Hochdeutsch wurde im Laufe der Zeit besser, aber: "Wenn ich bayerisch in der Kabine sprach, dann war ich richtig sauer."

Haus in Lüdingworth gekauft

Graf von Soden fühlte sich schnell sehr wohl in Cuxhaven. Er kaufte sich sogar ein Haus. Ein Bungalow in Lüdingworth, an dem noch einiges gemacht werden musste. "Bei den Spielern waren viele Handwerker dabei. Die meisten hatten schon selber Häuser. Da hat man sich einfach gegenseitig geholfen", war der Bayer überrascht von der Hilfsbereitschaft, die er auch in anderen Lebensbereichen kennengelernt hat. "Mit der Herzlichkeit ist es bei uns in Garmisch-Partenkirchen schon schwieriger." Seine Cuxhavener Zeit wird er auch immer wegen der Schneekatstrophe 1978/79 in Erinnerung behalten. "Ich kam damals zwei, drei Tage gar nicht mehr raus aus meinem Haus. Das waren wahnsinnig hohe Schneewehen vor meiner Tür", berichtet er, der eigentlich aus Bayern viel Schnee gewohnt war, aber diese hohe Wehen und der starke Wind haben ihn nachhaltig beeindruckt. "Hein Dahl hat zu mir gesagt, dass er einen Panzer schicken will." Das Angebot lehnte Graf von Soden allerdings ab.

Wechsel zu Holstein Kiel

Apropos Angebot: Anfang 1981 erhielt Graf von Soden einen Anruf von Holstein Kiel. Die Schleswig-Holsteiner spielten damals immerhin in der Oberliga Nord (3. Liga). "Ich wollte eigentlich gar nicht weg. Weil ich in Hamburg das Tennisturnier besuchen wollte, habe ich mir gedacht, fahre ich dann nach Kiel durch und höre mir das mal an", erklärt Graf von Soden, der anschließend sagen sollte, was er denn bei Holstein verdienen wolle. "Ich habe eine utopische Summe genannt. Da habe ich mir gedacht, dann hat sich das sowieso erledigt."

Torwart war Andreas Köpcke

Doch die abstiegsbedrohten Kieler, in deren Reihen unter anderem kein Geringerer als der spätere Nationaltorhüter Andreas Köpcke spielte, wollten den bayerischen Trainer um jeden Preis. Sie zahlten das hohe Gehalt. So verbrachte er vier Jahre in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt. In dieser Zeit kehrte er mit Holstein zu einem Freundschaftsspiel auf die Cuxhavener Kampfbahn zurück: "Das war ein sehr warmer Empfang. Mir war offenbar keiner böse, dass ich den Verein verlassen hatte." Und auch heute noch gibt es enge Bindungen nach Cuxhaven, auch wenn die gegenseitigen Besuche nicht mehr so häufig sind.

Eigene Firma aufgebaut

Der in zweiter Ehe lebende Graf von Soden, der Mitte der 1980er-Jahre dann wieder in seine Heimat zurückkehrte, baute sich eine eigene Firma auf. Er produzierte unter anderem Werbefilme und Dokumentationen. "Seit drei Jahren bin ich auch als Bauträger unterwegs, kümmere mich auch um Verkauf und Vermietung." Und obwohl er stark eingebunden ist, Zeit bleibt dann noch für seine Hobbys. Der Fußball ist es nicht mehr, auch wenn er die Bundesliga natürlich verfolgt; zuletzt war er 1985 in München in einem Stadion.

Ski und Golf

Wie es sich für einen Garmisch-Partenkirchener gehört, fährt er Ski, Langlauf und Alpin. Im alpinen Wintersport war sein Sohn auch sehr erfolgreich. Mit 16 Jahren gehörte dieser dem Kader des Deutschen Skiverbandes an. Graf von Soden spielt außerdem Golf, hat aktuell ein Handicap von 10,2. Das sind eben Sportarten, die er zusammen mit seiner Frau ausüben kann. So genießt er das Leben, auch wenn er die Arbeit noch nicht ganz hinter sich gelassen hat.

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Frank Lütt

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

fluett@no-spamcuxonline.de

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