
Biontech-Debakel hat Folgen für Kreis Cuxhaven: Weniger Impfdosen als gedacht
KREIS CUXHAVEN. Das Hin und Her um die von Gesundheitsminister Jens Spahn angestrebten Rationierungen des Impfstoffs Biontech hat Folgen für den Kreis Cuxhaven.
Zuerst wollte CDU-Gesundheitsminister Jens Spahn die Mengen an Biontech-Impfdosen rationieren, damit mehr Moderna verimpft werde - jetzt revidiert SPD-Ministerin Daniela Behrens den Beschluss und kündigte an, dass doch mehr Impfstoff bereit gestellt werde. Das Hin und Her um das Vakzin sorgt für Verunsicherung im Landkreis Cuxhaven.
Neue Herausforderungen für die mobilen Impfteams
"Diese Änderung der Regularien stellt uns vor neue Herausforderungen", erklärt Landkreis-Sprecherin Stephanie Bachmann. Laut dem jüngsten, vorliegenden Beschluss des Landes Niedersachsens stehen den mobilen Teams nur 1020 Impfdosen wöchentlich zur Verfügung. Das sei zu wenig. Für Booster-Impfungen werde weitaus mehr gebraucht.
Mehr logistischer und administrativer Aufwand
"Der Bedarf nach Erst-, Zweit- oder Boosterimpfungen ist gestiegen", fährt Bachmann fort. Der Landkreis müsse somit zusätzlich 600 Impfdosen Moderna bestellen. Nur so könne genügend Impfstoff für die Impfungen in der kommenden Woche bereitgestellt werden. Doch komme es nach Spahns Beschluss zu weiteren Problemen. Die Landkreis-Sprecherin betont: "Die Arbeit der mobilen Impfteams wird damit erschwert, da das Vorhalten von zwei Impfstoffen mit erhöhtem logistischen und administrativen Aufwand verbunden ist."
Hoffen auf Impfbereitschaft der Bürger
Obwohl Behrens in der Ministerpräsidentenkonferenz ankündigte, dass Spahns Vorhaben nicht umgesetzt werde, liege dem Landkreis bislang kein aktueller Beschluss vor. Wie viele Biontech-Dosen tatsächlich zur Verfügung stehen werden, sei somit unklar. Der Landkreis Cuxhaven hofft deshalb auf die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, sich auch mit dem Vakzin von Moderna impfen zu lassen, da weiterhin nach Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) geimpft werde, so Bachmann. Grund für die Rationierung war das Ablaufdatum der eingelagerten Moderna-Vakzine.
Hemmoorer Arzt hat klare Meinung
Es sollte vermieden werden, dass diese Mitte des ersten Quartals 2022 verfallen. Doch nicht nur die mobilen Impfteams müssen gezwungenermaßen umdenken. Ärzte sind ebenso betroffen: Praxen sollen wöchentlich nur 30 Dosen Biontech erhalten. Während sich die angefragten Ärzte aus der Stadt Cuxhaven nicht äußern wollten oder nicht erreichbar waren, bezieht der Hemmoorer Hausarzt Philipp Dietz klar Stellung zur Sachlage.
48 Biontech-Impfdosen pro Woche
"Das ist, als würden wir als Praxis bei Tempo 100 am Steuer eines Autos sitzen und Jens Spahn greift vom Rücksitz die Handbremse", schildert er. Fast 2000 Impftermine mit BionTech hat die Praxis Greck und Dietz bis Ende des Jahres vergeben. Diese habe er am vergangenen Wochenende in stundenlanger Arbeit hinsichtlich der STIKO-Empfehlung geprüft, um zu wissen, ob genug Impfstoff für die Patienten unter 40 Jahren vorhanden sein wird. "Soweit ich weiß, haben wir durch die Änderung von Ministerin Behrens jetzt 48 BionTech-Dosen pro Woche zur Verfügung", fährt Dietz fort.
Moderna als Ausweich-Vakzin
Das sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung, bei 600 ursprünglich gebuchten Biontech-Impfterminen aber nicht sonderlich hilfreich. Die Praxis sei nun gezwungen, die meisten Impfungen mit Moderna durchzuführen. Der Impfstoff sei allerdings durch die sehr seltene Nebenwirkung einer Herzentzündung bei seinen Patienten in Verruf geraten.
Patienten wollen sich aus Angst vor Nebenwirkungen nicht impfen lassen
Der Hausarzt betont: "Moderna ist ein super Impfstoff." Bedenken gebe es nur bei Patienten unter 30 Jahren. Trotzdem seien der schlechte Ruf und die Ängste der Patienten ein riesiges Problem. Schon jetzt habe die bloße Nachricht über die Rationierung von Biontech zu Absagen geführt, da sich einige Patienten partout nicht mit Moderna und folglich dessen gar nicht impfen lassen möchten. "Das ist ein Drama", so Dietz. Der Arzt erhofft sich künftig mehr Zuverlässigkeit von der Politik.