
Bürger fühlen Olaf Lies auf den Zahn: So lief der Besuch des Ministers in Oberndorf
KREIS CUXHAVEN. Es war kein klassischer Wahlkampftermin, als Umwelt- und Energieminister Olaf Lies am Dienstag in Oberndorf war. Und doch sah sich Lies einer Vielzahl von Fragen ausgesetzt.
20 Minuten lang mussten die rund 20 geladenen Gäste in der Kombüse 53° Nord am Dienstag auf den sich verspätenden niedersächsischen Umwelt- und Energieminister Olaf Lies warten - doch dies dürfte keiner von ihnen bereut haben: Der SPD-Politiker beantwortete fünf Tage vor der Landtagswahl eine Vielzahl von Fragen rund um den Ausbau von Solar- und Windenergie, den Deichschutz sowie den Grundwasserschutz.
Viele Fragen an Olaf Lies
Eine Stunde lang habe sich Lies in seinem eng getakteten Terminplan Zeit für den Besuch in Oberndorf genommen, leitete Oberndorfs Bürgermeister Detlef Horeis ein. Dass Lies sich letztlich fast eine halbe Stunde mehr Zeit nahm, zeugt von der Bedeutung, die der Minister dem Termin in der 1400-Seelen-Gemeinde einräumte und dem Gesprächsbedarf, der sich bei den rund 20 geladenen Gästen - allesamt Vertreter aus der Kommunalpolitik sowie örtlichen Organisationen und Institutionen aufgestaut hatte.
"Wir haben eine einmalige Chance"
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand der Ausbau der Wind - und Solarenergie rund um Oberndorf. "Dafür ist es auch völlig egal, wie die Wahl am Sonntag ausgeht", sagte Lies. "Wir haben jetzt die einmalige Chance, dafür zu sorgen, dass es nicht wieder einige wenige gibt, die für die Energieversorgung zuständig sind." Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges habe in diesem Punkt ein Umdenken in der Bevölkerung stattgefunden.
Energiegenossenschaft Oberndorf ist ein Erfolgsprojekt
Daher freute sich Lies über Erfolgsmeldungen wie die von Hans Heinrich Katt von der Energiegenossenschaft Oberndorf, die dieses Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiert. "Wir erwirtschaften von Beginn an Gewinne, die wir für gemeinnützige Projekte in Oberndorf investieren", berichtete Katt. In Form solcher Genossenschaften sieht Lies ein vielversprechendes Modell für die Zukunft. Das sieht auch Hadelns Samtgemeindebürgermeister Frank Thielebeule. Er berichtete: "Es gibt viele Investoren, die nicht uns anschreiben, sondern sich direkt an die Eigentümer der Grundstücke wenden."
"Strom kann man nicht essen"
Wichtig sei, das Gemeinwohl hierbei nicht aus den Augen zu verlieren - dabei waren sich die Gäste einig. "Investoren-Wettrennen dürfen nicht dazu führen, dass nicht alle hochwertigen Flächen für den Ausbau Erneuerbarer Energien draufgehen", sagte Otterndorfs Bürgermeister Claus Johannßen (SPD). "Strom kann man nicht essen." Dies sah Lies ähnlich, der sich für Zusammenschlüsse wie in Oberndorf stark machte: "Wie stärken wir Energiegenossenschaften auf diesem Weg? Und was heißt dies für den Bürger? Kann er sich über günstigeren Strom freuen?", fragte Lies. "Die Diskussion hierüber wird auch in Berlin geführt." Konkrete Antworten darauf gebe es bislang noch nicht.
Natur- und Klimaschutz verbinden
Sehr offen zeigte sich Lies für den Vorschlag von Martin Behrmann vom Nabu Land Hadeln, Natur- und Klimaschutz miteinander zu verbinden: "Für den Ausbau von Solar- und Windkraftanlagen sollten ertragsarme Standorte gewählt werden, die aber auch für den Naturschutz interessant sind - das schließt sich nicht aus."
Mehr Investitionen im Deichschutz nötig
Auch in puncto Küstenschutz sieht Lies noch Handlungsbedarf. Er betonte zwar, dass das Land hier bereits einige Schritte vorangekommen sei, sagte aber auch: "Statt 61 Millionen Euro müssten inflationsbedingt wahrscheinlich 100 Millionen Euro investiert werden."
Lies verspricht erneuten Besuch
Anpacken will er nicht nur wenn es um die Erhöhung der Deiche geht, sondern auch bei dem Energiethema - auch in Oberndorf. "Ich komme gern noch einmal vorbei, um mir vor Ort in der Praxis anzusehen, wie dies modellhaft funktionieren kann", sagte Lies - und erntete dafür reichlich Applaus,