
Cadenbergerin berichtet: "Wer derzeit im Supermarkt arbeitet, braucht ein dickes Fell"
KREIS CUXHAVEN. Seit mehr als 30 Jahren arbeitet Meike Heinsohn im Edeka Center Kliebisch Hemmoor. Die Corona-Pandemie hat ihren Berufsalltag maßgeblich verändert - nicht gerade zum Positiven.
Die 56-Jährige erzählt, welchen Herausforderungen sie sich gemeinsam mit ihrem Team stellen muss und was ihr hilft, privat abzuschalten.
"Der Supermarkt ist ein großer Schilderwald", meint Kassenleitung Meike Heinsohn. Ob neue Hygienekonzepte, Abstandsregelungen oder das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes - der Berufsalltag sei in den letzten zwei Jahren deutlich komplizierter geworden.
"Können kein Homeoffice machen"
Schon kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie ging es los: Zunächst fühlten sich die Mitarbeiter des Edeka-Centers dem Virus ausgeliefert. "Wir können kein Homeoffice machen", betont Heinsohn. Sich so gut zu schützen wie möglich, sei die einzige Option gewesen. Heinsohn fährt fort: "Wir wussten nicht, wie wir mit der Situation umgehen sollen."
Auch die Kunden verstanden nicht, warum es nur noch eine beschränkte Anzahl an Einkaufswagen gebe oder weshalb im Supermarkt plötzlich ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden muss. Heinsohn betont: "Das war wirklich eine anstrengende Zeit."
Unbefangenheit ist verloren gegangen
Verwirrend sei auch für alle Beteiligten gewesen, dass Regeln und Konzepte immer wieder angepasst werden mussten. Das habe nicht nur für Stress gesorgt, sondern auch die Unbefangenheit zwischen Kunden und Mitarbeitern genommen. "Das hat uns im Laufe der Zeit geprägt", schildert die Kassenleiterin. Mittlerweile sei es besser geworden. Dennoch gebe es weiterhin Kunden, die die Hygiene-Regeln nicht einhalten - jetzt allerdings bewusst. Ihr Team im Supermarkt sei dazu angehalten, darauf zu achten, dass Kunden eine FFP2-Maske tragen. Komme der Supermarkt den Auflagen nicht nach, drohen Geldstrafen.
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Große Herausforderung
"Wir haben viel Stress damit", so Heinsohn. Sie erklärt, dass nur wenige Kunden die Regeln absichtlich nicht einhalten, trotzdem fallen diese besonders auf. "Es ist paradox: Manche wollen keine FFP2-Maske tragen, weil sie meinen, dass sie dann schlechter Luft bekommen und kommen dann zu uns, um eine Schachtel Zigaretten zu kaufen", erzählt Heinsohn. In solchen Momenten Ruhe zu bewahren und freundlich zu bleiben, ist eine große Herausforderung, der sich Meike Heinsohn und ihre Kollegen täglich stellen müssen.
Stammkunden verteilen Bonbons
"Wer derzeit im Supermarkt arbeitet, braucht ein dickes Fell", sagt sie. Ohne dieses gehe es nicht. Beleidigungen und Diskussionen neben der normalen Arbeit kosten Nerven. Glücklicherweise überwiegen die Kunden, die freundlich sind und gerade der Menschenkontakt habe Heinsohn sowie ihren Kollegen in den vergangenen zwei Jahren geholfen, nicht den Mut zu verlieren. "Wir haben Stammkunden, die aus Dankbarkeit Bonbons an uns verteilen", schildert sie.
Ausgleich in der Natur
Das motiviere ihr Team und sorge für gute Laune. Wachse ihr der Stress über den Kopf, helfe ihr ein langer Spaziergang mit der Familie in der Natur. Dort findet sie den Ausgleich zu der lauten Geräuschkulisse im Job. Richtet sie den Blick in die Zukunft, ist ihr besonders eines wichtig: "Passt aufeinander auf!"