
Charme klassischer Hadler Höfe: Das ist der Hof Pecksen an der B73
ALTENBRUCH. Die Familie Kamps bewohnt seit 1998 den Hof Pecksen an der B73. Reitsport und Pferdezucht spielen eine große Rolle auf dem Hof.
An der B73, direkt hinter der Otterndorfer Stadtgrenze in Fahrtrichtung Altenbruch, steht ein Bauernhaus-Ensemble, dessen Anblick Autofahrer und Passanten gleichermaßen fasziniert: der Hof Pecksen. Weiß gestrichene Holzzäune führen zum großzügigen denkmalgeschützten Hof, dessen Gebäude äußerlich fast alle gleich gestaltet sind.
Das wiederkehrende Stilelement ist weißes Fachwerk und rote Mauern, die weiß gefugt sind. Ursprünglich geschah das wohl noch mit Muschelkalk. Doch "ursprünglich" ist lange her. Die Inschriften an der Kruppscheune (Jungviehscheune) stammen von 1736, das Haupthaus indessen stammt aus dem Jahr 1775 - offenbar ein Ersatzbau seinerzeit, denn die Geschichte des Anwesens lässt sich bis in die frühe Neuzeit, bis in das Jahr 1680 zurückverfolgen. Das meint zumindest Andreas Kamps, der mit seiner Frau Marion im Jahr 1998 den Hof kaufte und damit hier ein neues Kapitel aufschlug.
Hof mit Leben gefüllt
Die Kamps haben dafür gesorgt, dass wieder Leben einkehrte in die alten Gemäuer. Denn fast 30 Jahre lang hatten Stallungen und Scheunen zuvor leer gestanden, nur im Wohnhaus lebten bis dahin wechselnde Mieter. Doch das, so Andreas Kamps, sei für das Anwesen eher ein Glück gewesen. Denn zweifelhafte Modernisierungen, die vor Jahrzehnten Gang und Gäbe waren, seien deshalb ausgeblieben und der Hof sei dadurch mit seinen wesentlichen Charakterzügen erhalten geblieben.
Mit seiner Frau Marion und der 18-jährigen Tochter Anne-Sophie bewohnt der 49-jährige Diplom-Kaufmann somit einen steinernen Schatz, dessen ursprünglicher Charme bewahrt wurde: Die Kamps leben auf einem klassischen Hadler Bauernhof. Und die sahen ehemals alle so oder so ähnlich aus, wie heute noch der Hof Pecksen:
An den Wohntrakt schließt sich ein Wirtschaftsteil mit Stall an, in dem früher Rinder und Arbeitspferde gehalten wurden. Heute sind Pferdeboxen hier untergebracht, ebenso wie in der Kruppscheune, die wie der ehemalige Schweinestall und das Backhaus etwas abseits vom Hauptgebäude stehen.
Abgebrannt ist an Pfingsten 2010 die zwölf Meter hohe riesige Kornscheune von 1792. An gleicher Stelle legte die Familie Kamps inzwischen einen Reitplatz an. So wurde der Blick frei vom Garten auf den Elbdeich, der nur ein paar hundert Meter entfernt liegt. Wer zuschaut, wie Marion Kamps die Pferde auf dem Platz bewegt und ausbildet, der sieht auch, wie die Aufbauten großer Containerschiffe gemächlich am Horizont vorbeiziehen. Im Winter allerdings wird in der neuen Reithalle trainiert, die nach dem Brand des Kornspeichers etwas entfernt liegend errichtet wurde. Überhaupt spielt der Reitsport und die Pferdezucht eine große Rolle auf dem Hof - ebenso wie in der Familientradition von Andreas Kamps, der auch Vorsitzender des traditionsreichen Hadler Reitclubs Altenbruch ist. Deshalb schmücken auch so viele alte Bilder von Hengsten und Andenken an vergangene Zuchterfolge die Wohnräume, die vielfach nostalgisch eingerichtet sind.
Die Kamps haben mit dem Pecksen Hof also viel mehr als nur ein Dach über dem Kopf, sie wohnen quasi in einer Art Museum. Doch das empfinden sie als Privileg. "Wir fühlen uns sehr wohl hier", sagt Marion Kamps. Und das, obwohl die historischen Gebäude immerzu Arbeit machen. Mal muss das Fachwerk gestrichen werden, dann wieder die Zäune.
Und an irgendeiner Stelle muss immer irgendetwas ausgebessert werden. "Für größere Projekte geht dann schon mal der ganze Urlaub drauf", sagt Andreas Kamps, der eher selten mit seiner Familie in die Ferien verreist. "Wir legen uns abends eher an den Elbdeich, das ist wie Urlaub", sagt er.
Chroniken gesammelt
Außerdem müssen jeden Tag die vielen Tiere versorgt werden: Die Pferde, darunter auch Pensionspferde, aber auch vier Charolais-Mutterkühe, dazu Hühner, Katzen und Hofhund "Otto", der über das Anwesen wacht.
Und wenn dann noch Zeit übrig ist, beschäftigt sich Andreas Kamps mit der Geschichte des Gehöfts. Er sammelt Unterlagen und Chroniken, die über die einstigen Erbauer, einer gewissen Familie Lobeck, Auskunft geben. Kamps weiß auch, dass das Anwesen etliche Male weitergereicht wurde bis es in den Besitz der Familie Pecksen gelangte, die es über drei Generationen behielt.
Weil der letzte Pecksen-Eigentümer nach Südafrika auswanderte, stand es schließlich zum Verkauf und das Kapitel Kamps begann.
Gleich gegenüber, auf der anderen Seite der Bundesstraße, steht übrigens ein weiterer Hof, der ursprünglich auch von der Familie Lobeck erbaut worden und anfangs ganz ähnlich ausgesehen haben soll: Das ist das Gehöft mit dem Namen "Hof Warningsacker". Aber das ist eine andere Geschichte.
Von Gaby Joppien