
CN/NEZ-Sportreporter beim Golf: Von Luft- und Rückschlägen
CUXHAVEN. Golf gilt als technisch besonders anspruchsvoll. Das Spiel mit dem kleinen Ball soll schwierig zu erlernen sein. Im Rahmen unserer Serie "Sportlich von A bis Z" hat sich CN/NEZ-Sportredakteur Frank Lütt an diesen Sport gewagt.
Und dank Trainer Patrik Stollarz stellten sich recht früh Erfolgserlebnisse ein, aber es gab auch diverse Rückschläge - diese erhöhten aber den Lerneffekt, weil sie einfach neue Herausforderungen darstellten.
Es herrscht fieser Dauerregen und die 13 Grad Celsius fühlen sich noch kälter an. Authentisches Wetter habe ich mir für den Selbstversuch dieser Sportart im Freien ausgesucht, denke ich mir. Doch selbst der 84-jährige Peter Kentzler, der ansonsten jeden Tag mit seiner Ehefrau auf dem Platz steht, wäre zu Hause geblieben, wenn er nicht gebeten worden wäre, mir etwas von der Faszination des Golfs näherzubringen.
Zunächst erklären mir Präsident Werner Lüken, seine Ehefrau Christa und der Golftrainer Patrik Stollarz die Gegebenheiten auf dem Platz des Küsten-Golfclubs "Hohe Klint" in Oxstedt. Hier auf dem nah zur Nordsee gelegenen Areal sei kein Tag wie der andere. Wind und Wetter nehmen großen Einfluss auf das Spiel. Das glaube ich gern, während ich mir eine Regenhose und -jacke überstreife. "Heute sind der Rasen und der Ball nass, da muss man schon mit mehr Tempo spielen, auch bei den Putts", erklärt mir Trainer Patrik mit Blick auf das Putting-Green.
Hier sind auf relativ kleinem Raum 18 Loch angelegt, um das kurze Spiel üben zu können. Genau der richtige Einstieg für mich. Bis ich den Ball in die Nähe oder bestenfalls in das Loch befördere, dauert es eine Weile. Von Konstanz bin ich nach meinem Empfinden noch weit entfernt. Ich solle mich nicht ärgern, das sähe "schon ganz gut" aus, so Patriks Aufmunterung.
Nach gut zehn Minuten des Einspielens wird es ernst. Der rüstige Senior Kentzler und zwei Nachwuchsspieler sind meine Gegner bei meinem ersten kleinen Golf-Wettkampf auf dem Putting-Green. Der zehnjährige Raphael Meyn ist kürzlich Mini-Clubmeister vor Eiko Weihase (9) geworden. Die Lütten gehen locker und flockig an die Aufgaben heran - und auch Peter Kentzler locht fast wie er will ein. Der Senior gewinnt auch. Ich muss nun einputten, um zumindest mit den beiden Jungs gleichzuziehen. Ich spüre Druck, halte ihm aber stand.
Übungswiese für Abschläge
Während erst das Ballgefühl beim Putten gefragt war, steht nun Techniktraining beim Schlagen an. Dafür gibt es die sogenannte Driving-Range, eine Übungswiese für Golfer. Von einer Gummimatte aus werden hier die langen Schläge geübt. Der etwa 45 Gramm schwere Ball wird auf einen kleinen, in den Boden gesteckten Stift (Golftee genannt) gelegt. Durch diese leicht erhöhte Position ist der mit Hunderten von kleinen Dellen versehene Ball besser zu treffen.
Die Bewegungskopplung
Patrik drückt mir den Driver in die Hand, den nur für aufgeteete Abschläge geeigneten Schläger. Hiermit wird die größte Weite erzielt - im Idealfall. Dafür muss man dieses runde, knapp über vier Zentimeter große Objekt aber erst einmal treffen. Zunächst wechseln sich meine Luftschläge mit Streifschüssen ab. Trainer Patrik behält die Ruhe und erklärt, dass beim Golf die Bewegungskopplung entscheidend sei. Die drei Bewegungsabläufe Winkeln, Drehen und Hebeln müssen zu einer Bewegung zusammengefügt werden. Und nachdem ich meine Fußstellung nach Anweisung korrigiert habe, fliegt der Ball dann auch mal. Nun erhöht sich der Spaß mit zunehmender Weite. Mit einem richtig satten Geräusch treffe ich und der Ball segelt weit über 100 Meter - Profis bringen es auf bis zu 300 Meter.
Das Golffieber hat mich gepackt, mir wird warm. Ich ziehe die Regensachen aus, will immer weiter schlagen. Als ich ein halbes Dutzend konstant deutlich über 100 Meter prügele, bremst mich Trainer Patrik aus. Er reicht mir nacheinander die Eisen 5, 7 und 9. Mit diesen Schlägern kommt man nicht ganz so weit, der Ball fliegt auch in einem höheren Bogen. Nach dem ersten, mit einem Driver getätigten Abschlag werden die Eisen dann auf dem Fairway (kurz gemähte Fläche) oder aus dem Rough (kaum oder gar nicht gemähte Fläche) heraus benutzt, weil hier der Ball nicht aufgeteet werden darf. Ich habe jetzt einigermaßen den Schwung raus, aber es bleibt dabei, das eine oder andere Luftloch schlage ich zwischendurch trotzdem.
Dennoch darf ich nun mit den anderen auf die erste Bahn. Normalerweise dürfen Anfänger nicht auf die 18 Bahnen, ehe sie nicht vorher ihre Platzreife gezeigt haben. Das ist eine Art Prüfung, bei der eine gewisse Spielstärke gezeigt werden muss.
84-Jähriger legt sehr gut vor
Mittlerweile regnet es noch stärker. Durch meine Brille kann ich wegen der vielen Tropfen den von Peter Kentzler geschlagenen Ball gar nicht bei seinem weiten Flug verfolgen. Der 84-jährige Senior hat sehr gut vorgelegt auf der 516 Meter langen Bahn. Hier gilt Par 5, also mit fünf Schlägen wäre man sozusagen im Soll. Während Kentzler schon beim Abschlag zeigt, dass er nach Trainer Patrik klar die Nummer eins von uns ist, kommen der kleine Raphael und ich etwa gleich weit, allerdings liegt der Ball des Zehnjährigen besser in der Mitte der Bahn. Auch bei den nachfolgenden Schlägen mit den Eisen setzt sich der Eindruck fort, nur mit dem Unterschied, dass ich drei Ausholbewegungen benötige, um überhaupt den Ball in dem nicht so kurz gemähten Gras zu treffen. Die Umgewöhnung vom langen Driver zum kürzeren Eisen ist schon tückisch. Solche Aussetzer haben meine Mitspieler nicht. Am Ende loche ich mit dem neunten Schlag ein, das ist ein Quadrupelbogey (vier Schläge schlechter als die Vorgabe). Auf der zweiten Bahn (Par 3, 159 Meter) hätte es besser sein können, wenn zwei Versuche aus dem Rough nicht gerade einmal nur fünf bis sechs Meter weit gingen. So steht auch hier ein Quadrupelbogey für mich.
Knapper 15-Meter-Putt
Obwohl mittlerweile völlig durchnässt, gehen Patrik und ich auch noch auf die dritte Bahn (Par 4, 336 Meter). Ganz ordentlich geht es voran, leider aber bei der Annäherung über das Grün hinaus, sodass es einer zweiten Annäherung bedarf. Endlich das Kurzgemähte erreicht, konzentriere ich mich auf den siebten Schlag, ein Putt aus knapp über 15 Metern Entfernung. Von hier aus freuen sich schon Profis, wenn der Ball nah am Loch liegen bleibt. Ich habe das Gras gut gelesen, der Ball rollt leicht bergab im Bogen Richtung Ziel, aber aufgrund des etwas zu hohen Tempos über das Loch. Ich nehme das Lob von Trainer Patrik und Christa Lüken gern an, mir hat der Schlag auch gefallen, aber ich ärgere mich trotzdem. So ein Riesenputt wäre der krönende Abschluss eines schönen, wenn auch total verregneten Golf-Vormittags gewesen ...
Zwei Golfclubs
Der älteste Golf-Verein in der Region ist der Küsten-Golfclub "Hohe Klint" Cuxhaven. Er wurde Ende August 1978 gegründet und liegt im Altenwalder Ortsteil Oxstedt, Hohe Klint 32, 27478 Cuxhaven. Telefonisch ist die Geschäftsstelle unter (0 47 23) 27 37 erreichbar. Präsident Werner Lüken ist stolz darauf, dass 50 Prozent des 65 Hektar großen Areals dem 650 Mitglieder zählenden Club gehören. Die andere Hälfte gehört einer GbR und Landwirten. Diese Flächen sind langfristig gepachtet. Vier Greenkeeper und drei Geschäftsstellen-Mitarbeiter hat der Verein angestellt. Außerdem gibt es vor Ort einen selbstständigen Golf-Profitrainer.
Am Sonntag, 27. Oktober, lädt der Club zum Tag der offenen Tür ein. Hier darf unter Anleitung Golf ausprobiert werden. Turnschuhe und angemessene Kleidung sollten mitgebracht werden.
Die von Christa Lüken betreute Kinder- und Jugendabteilung erfreut sich großen Zuspruchs. In diesem Bereich wird die Mitgliedschaft auch besonders günstig angeboten. Bis 18 Jahre beträgt der Jahresbeitrag 90 Euro. Auf der Homepage www.golf-cuxhaven.de gibt es weitere Informationen.
Der Golfclub Gut Hainmühlen, Am Golfplatz 1, 27624 Geestland, Telefon (0 47 08) 92 00 36, hat ein etwa 71 Hektar großes Gelände für seine 18 Bahnen. Weitere Informationen gibt es auch auf der Homepage: golf-hainmühlen.de.
Ein Video zum Thema finden Sie hier.