
Corona-Impfung für Kinder: Was Eltern wissen müssen
KREIS CUXHAVEN. Die Ständige Impfkommission (STIKO) sprach kürzlich eine Empfehlung für Impfungen bei Kindern ab fünf Jahren aus. Das raten Experten im Cuxland den Eltern.
"Soll ich mein Kind gegen Corona impfen lassen oder nicht?", diese Frage stellen sich derzeit viele verunsicherte Eltern im Kreis Cuxhaven. Jetzt sprach die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Empfehlung für Impfungen bei Kindern ab fünf Jahren aus mit Einschränkungen. Auch gesunde Kinder sollen bei individuellem Wunsch geimpft werden können. So beurteilen Experten im Cuxland diese Entscheidung.
Impfungen sehr gut verträglich
"Dass Risikokinder geimpft werden sollen und alle anderen auf Elternwunsch geimpft werden können, ist eine hochwillkommene und klare Aussage", betont Klaus-Gerrit Gerdts, Facharzt für Kinderheilkunde und Jugendmedizin. Wie bei anderen Altersgruppen könne von einer sehr gut verträglichen und hochwirksamen Impfung ausgegangen werden.
Milde Corona-Verläufe bei Kindern
"Ohne Wenn und Aber", sagt er. In der Altersgruppe ab fünf Jahren sei die Krankheitshäufigkeit sehr hoch, schildert Gerdts. Es müsse davon ausgegangen werden, dass sich viele Kinder in den Wintermonaten mit Corona infizieren werden. Gerdts erklärt: "Nur wenige Kinder müssen ins Krankenhaus, sehr wenige werden kritisch erkranken." Dennoch sei die Impfung wichtig.
Virus breite sich über die Kinder "undercover" aus
Warum eine Corona-Schutzimpfung bei Kindern trotzdem sinnvoll ist, erklärt Andreas Dotzauer, Virologe der Universität Bremen: "Obwohl Kinder kaum Symptome haben, ist die Viruslast hoch." Das bedeute, dass sie Menschen in ihrem Umfeld anstecken und maßgeblich zum Infektionsgeschehen beitragen. "Das sehen wir in den hohen Infektionszahlen dieser Altersgruppe", schildert Dotzauer. So breite sich das Virus "undercover" aus, was besonders für das Umfeld eines Kindes schwerwiegende Folgen haben könne.
Hemmoorer Hausarzt impft seit EMA-Zulassung Kinder
"Ich finde es sträflich, dass die Kleinen weiter zur Schule gehen, während wir Inzidenzen von über 2000 in der Altersgruppe haben, aber kaum Lüftungsanlagen", ärgert sich der Hemmoorer Hausarzt Philipp Dietz. Darum habe seine Gemeinschaftspraxis sofort nach der Zulassung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) begonnen Kinder ab fünf Jahren zu impfen.
Corona-Impfung die am besten untersuchte Impfung weltweit
Laut Impfkommission wird empfohlen die Impfung mit zwei Dosen des mRNA-Impfstoffs Comirnaty in geringer Dosierung im Abstand von drei bis sechs Wochen durchzuführen. Diesbezügliche Sorgen der Eltern möchte Dietz ausräumen: "Dem Kind wird durch den Piks kein Schaden zugeführt." Die Corona-Schutzimpfung sei die am besten untersuchte Impfung weltweit, erklärt der Hausarzt. Dass seltene Nebenwirkungen bemerkt werden, liege an der hohen Anzahl an Impfungen und spreche erst recht für die Sicherheit.
Kinderimpfung schützt vulnerables Umfeld
"Die Impfstoff ist sehr gut verträglich", beruhigt auch Tanja Brunnert, Pressesprecherin des niedersächsischen Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Obwohl durch die milden Verläufe eine sogenannte "Community aquirred immunitiy", eine Immunität durch Ansteckungen untereinander, in Kauf genommen werden könnte, sei es aufgrund des Schutzes vulnerabler Mitmenschen deutlich besser der STIKO-Empfehlung entsprechend ein Impfangebot wahrzunehmen.
Landkreis startet im neuen Jahr mit Kinderimpfungen
"Wir haben Impfdosen für die Impfungen bei Kinder ab fünf Jahren bestellt", berichtet Kirsten von der Lieth, Pressesprecherin des Landkreis Cuxhavens. Die Lieferzusagen stehen jedoch noch aus, auch gebe es noch keine Teams. Von der Lieth betont: "Bei Kinderimpfungen muss immer ein Kinderarzt das Aufklärungsgespräch führen." Eine abschließende Festlegung gebe es derzeit noch nicht. Der Landkreis starte somit erst im kommenden Jahr.
Otterndorfer Ärztin legt Wert auf Entscheidungsfreiheit
Auch die Otterndorfer Kinderärztin Verena Steinhorst befürwortet die Empfehlung der STIKO und beginnt im neuen Jahr mit den entsprechenden Impfungen. "Wir sehen eine hohe Ansteckungsrate in der betroffenen Altersgruppe, weil sie bis dato nicht geimpft ist", erklärt sie. Trotzdem finde Steinhorst es wichtig, dass weiterhin Entscheidungsfreiheit bestehen bleibt und kein Druck auf Eltern und Kinder ausgeübt werde sich impfen zu lassen.
Verunsicherte Eltern finden Rat beim Kinderarzt
Vor allem da Langzeitauswirkungen der Corona-Impfungen auf die jüngsten nicht untersucht werden können. "Wenn Eltern deshalb Bedenken haben, kann ich das gut nachvollziehen", betont die Kinderärztin. "Mit der klaren Stellungnahme der STIKO sollte es keine Verunsicherung mehr geben", findet hingegen Kinderarzt Klau-Gerrit Gerdts. Insofern Eltern dennoch Rat brauchen, rät er zu einem vertrauensvollen Gespräch mit dem behandelnden Kinderarzt.
Informationen und Falschinformationen können irreführen
"Informationen und Falschinformationen im Internet sind so widersprüchlich und häufig falsch, dass es für Eltern schwer ist, seriöse Nachrichten von Fake News zu unterscheiden", weiß Gerdts. Auch Steinhorst rät Eltern dringend dazu sich Informationen zu Kinderimpfungen ausschließlich bei fundierten Quellen, wie dem Robert-Koch-Institut, der Website "Kinderärzte im Netz" oder dem vertrauten, behandeln Kinder- und Jugendarzt.