
Corona-Impfung vom Zahn- oder Tierarzt? Der Stand der Dinge im Kreis Cuxhaven
KREIS CUXHAVEN. Auch Apotheken, Zahn- und Tierärzte dürfen, mit entsprechender Vorbereitung, gegen Corona impfen. Doch wie sieht das ganze in den Praxen im Kreis Cuxhaven aus?
Neben Apothekern dürfen nach Angaben des niedersächsischen Gesundheitsministeriums nun auch Zahn- und Tierärzte beim Impfen gegen das Coronavirus helfen, sofern sie entsprechend geschult sind und alle anderen Voraussetzungen gegen sind. Dies steht seit Ende des vorigen Jahres fest. Die Zahn- und Tierärzte sowie Apotheker im Landkreis Cuxhaven stehen diesen Plänen jedoch nach wie vor skeptisch gegenüber. So das Ergebnis einer Stichprobe.
Genügend Impf-Mediziner vorhanden
Die beginnt mit einer Bestandsaufnahme beim Landkreis Cuxhaven selbst, der sich grundsätzlich nicht gegen entsprechende Anfragen sperre, jedoch nicht aktiv auf die beschriebenen Berufsgruppen zugehe. "Anfragen liegen uns nicht vor. Der Bedarf ist auch gar nicht vorhanden. Die Impfteams werden bereits mit Medizinerinnen und Medizinern in ausreichender Anzahl unterstützt", so Landkreis-Sprecherin Kirsten von der Lieth.
Bereitschaft zu Impfen ist da
Sollte es soweit kommen, dass der Bedarf sich tatsächlich ergibt, müssten die Impf-Pläne in Richtung einiger angesprochener Praxen noch einmal überdacht werden. Dort fehle es häufig an Zeit und Personal, selbst wenn die Bereitschaft da sei. Das bestätigen auch die befragten Zahnärzte in Cuxhaven sowie im Land Hadeln. Die Bereitschaft zu impfen ist da, jedoch hapere es an dem bürokratischen Hürden. Auch fehle es aufgrund von Corona immer wieder an Personal, das wegen des Virus ausfalle und Lücken entstehen lasse, die es zu füllen gelte. Die Prioritäten würden dann einfach anders liegen. "Hinzu kommt, dass in Zahnarztpraxen nur die Ärzte impfen dürfen, nicht die Arzthelferinnen - anders als etwa in Hausarztpraxen", heißt es aus einer Zahnarztpraxis im Land Hadeln.
Auch Arzthelfer werden krank
"Bei uns sind es vor allem die fehlenden Räumlichkeiten und der Personalmangel", bestätigt auch die Portland Apotheke in Hemmoor, wo man auch weiterhin keine Corona-Impfungen anbieten werde. "Impfungen können ja generell nur von Apothekern durchgeführt werden; und die sind Mangelware. Auch bei uns." Ergänzt wird das Bild durch die Medem Apotheke in Otterndorf. "Wir sind weder dafür, noch dagegen, halten uns aber aktuell noch zurück", so Inhaberin und Apothekerin Maika Engelke.
"Im Notfall springen wir ein"
"Bei einem Notstand würden wir natürlich auch die notwendigen Schulungen besuchen, um anschließend impfen zu können. Von meiner persönlichen Einschätzung her machen das die ganzen Impfstationen um uns herum aber so toll, dass wir da aktuell nicht gebraucht werden. Falls sich das ändern sollte, sind wir aber in Bereitschaft." Stephan Hahn leitet die Stadtapotheke in Cuxhaven. Impfungen werde er keine anbieten, dafür fehle ihm schlichtweg die Zeit. "Ich selbst habe einen Tag in der Woche frei, an dem ich mich vertreten lasse. An allen anderen Tagen bin ich hier in der Apotheke in Vollzeit angestellt. Hinzu kommt, dass ich hier ohne zusätzliches Personal unterwegs bin, das überhaupt über eine Approbation verfügt, um Impfungen durchführen zu können." Das vorhandene Personal sei darüber hinaus mit dem normalen Alltagsgeschäft vollends ausgelastet. Zu den gängigen Aufgaben, wie der Versorgung mit Medikamenten, kommen mit dem Corona-Virus auch neue Aufgaben hinzu.
Corona-Aufklärung in der Apotheke
"Wir haben viele Kunden, die bei uns ihr Impfzertifikat abholen. Darüber hinaus klären wir auch über Corona an sich oder auch die Impfung auf", so Hahn. Das sei auch richtig und wichtig, schließlich würden ihnen die validen Informationen vorliegen. Jedoch koste diese Aufklärung auch "viel Zeit und Power und füllt uns ganz und gar aus. Wir nehmen unseren Auftrag sehr ernst. Aber auch bei uns fällt mal Personal wegen Corona aus, wie überall anders auch." Zusätzlich für Corona-Impfungen im Einsatz zu sein, wäre da zeitlich einfach nicht drin.
Viel Aufwand für wenig Bedarf
Den Abschluss der Umfrage bilden die Tierärzte im Cuxland. Jens Langer etwa betreibt seine Tierarztpraxis in Altenwalde und wäre an sich bereit dazu, Corona-Impfungen durchzuführen etwa in Impfteams. Jedoch sei dies aufgrund nicht vorhandener Zeit für ihn aktuell nicht machbar. "Ich habe schon öfters Anfragen bekommen, ob ich neben dem Hund nicht auch gleich den Halter mit impfen könnte. Das würde ich zeitlich aber gar nicht schaffen. Ich arbeite ohne Helferin und könnte das organisatorisch nicht stemmen. Das würde schon bei der telefonischen Terminvereinbarung losgehen." Hinzu kämen die logistischen Herausforderungen, die hygienischen Voraussetzungen, um Menschen zu impfen bis hin zur Lagerung des Impfstoffs.
"Keine Impfung in der Praxis"
"Bei mir in der Praxis werde ich nicht impfen. Der Aufwand für die paar Pikser ist mir dann doch zu groß", ergänzt eine Tierarztpraxis aus dem Land Hadeln. Gleiches betont Irmgard Erdweg, die in Lamstedt als Tierärztin niedergelassen ist. "Aktuell wird von uns eine Online-Fortbildung, ein Aufklärungsgespräch und ein Praktikum verlangt. Das ist mir einfach zu viel Aufwand."
Wenn Not am Mann ist, sei sie jedoch nach wie vor dabei. "Ich würde in meiner Praxis nach wie vor nicht impfen. In Humanpraxen, in Impfteams oder im Impfzentrum könnte ich mir das Impfen aber vorstellen, soweit es benötigt wird." Jedoch müsste auch dann der Verwaltungsaufwand stimmen, inklusive der Haftungsfrage und des Aufklärungsgesprächs.