Gesundheitswesen

Cuxhaven: Hilferufe aus der Notaufnahme

01.04.2016

Cuxhaven.  Der Hausarzt  Dr. med. Klaus Haferkamp erhebt Vorwürfe gegen das Cuxhavener Helios-Krankenhaus.   Der  Mediziner sah sich genötigt, einem herzkranken Patienten in der Notaufnahme der Klinik spontan zu Hilfe zu eilen.

Unserer Zeitung schilderte Haferkamp den Vorfall, der inzwischen auch das Niedersächsische Ministerium für Soziales und Gesundheit in Hannover und die Niedersächsische Ärztekammer beschäftigt:  Am 14. Februar erhält Haferkamp den verzweifelten Anruf einer Frau, die ihren herzkranken Mann mit starken Brustschmerzen in die Notfallaufnahme der Helios-Klinik gebracht hat. Der Mann ist seit 15 Jahren Patient bei Dr. Haferkamp, er hat zuletzt im Dezember 2015 einen Infarkt erlitten.

Die verängstigte Frau teilt Haferkamp mit, dass sie und ihr Mann bereits seit einer halben Stunde in der Wartezone der Klinik sitzen. Das Personal habe sie vertröstet – es seien zahlreiche Patienten zuvor zu behandeln. Haferkamp greift ein, ruft selbst in der Ambulanz der Klinik an. Ohne Erfolg. Es gelingt ihm nicht, für den Herzpatienten eine sofortige Behandlung zu erreichen. Daraufhin schnappt sich der Hausarzt seinen Notfallkoffer. Er fährt zum Krankenhaus in die Notaufnahme. Haferkamp findet den Patienten in einem Behandlungsraum vor – ein Klinikarzt ist nicht zugegen. Haferkamp übernimmt das Kommando. Er weist eine Klinikmitarbeiterin an, ein EKG durchzuführen. Die Pflegekraft gehorcht. Zum Glück für den herzschwachen Patienten ergibt die Untersuchung, dass kein neuer Infarkt vorliegt. Haferkamp stellt fest, dass die Beschwerden vom Bewegungsapparat des Mannes und nicht von seinem Herzen ausgehen. Der Mann war also nicht akut gefährdet. Er hätte es aber sein können. Deshalb steht für Haferkamp fest: Die Klinik hat die bedarfsgerechte Versorgung des Patienten nicht sichergestellt. Das betont der Arzt auch in einem Schreiben an die Ärztekammer Niedersachsen.

Klinik-Chefin ist „irritiert“

Der Spontan-Einsatz des niedergelassenen Mediziners birgt reichlich Zündstoff. Klinik-Chefin Annika Wolter empfindet das Manöver als Affront, wie aus einem Schreiben an Dr. Haferkamp hervorgeht. „Wir sind schwer irritiert“, heißt es darin. Und weiter: „Wir gehen davon aus, dass Sie solche Aktionen künftig unterlassen.“ Wolter verwahrt sich gegen „negative Äußerungen“. Sie wirft Dr. Haferkamp vor, er schade dem Haus und stelle die gesamte medizinische Versorgung in der Region infrage.

In einer Stellungnahme gegenüber unserer Zeitung hält Wolter fest: „Zum Schutz unserer Patienten, zur Gewährleistung einer hochwertigen Versorgung sowie aus rechtlichen Gründen dürfen Patienten in unserer Klinik nur durch unser Personal versorgt werden.“ Die Klinik-Mitarbeiter seien in der Lage, die „medizinische Behandlungsdringlichkeit“ von Patienten einzuschätzen.

Solchen Aussagen mag Klaus Haferkamp nicht mehr glauben. In seinen Briefen an die Ärztekammer und das Sozialministerium spricht er von einer „desaströsen Situation“ in der Klinik. Die „unzureichende Versorgungsqualität bedingt immer wieder Risiken für Leben und Gesundheit der dem Haus anvertrauten Patienten“. Seine Fallsammlung zu dem Thema fülle inzwischen zahlreiche Aktenordner.

„Ich führe seit vielen Jahren einen erbitterten Kampf gegen die unerträglichen Mängel, die sich seit der Privatisierung im ehemaligen Stadtkrankenhaus etabliert haben“, betont der Arzt. Seine Kritik richtet sich jedoch ausdrücklich nicht gegen die Ärzte und das Pflegepersonal der Klinik. Die seien „verzweifelt bemüht, die Misswirtschaft zu kompensieren und Katastrophen in der Versorgung abzuwenden“.

von Felix Weiper

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