Andenken

Cuxhaven: Streit um Kapitän Alexander

06.09.2017

Angehörige kritisieren: "Die Linke instrumentalisiert den von Nazis ermordeten Sozialdemokraten"

CUXHAVEN. Peter Eck (78) ist empört: Er kann nicht akzeptieren, dass die Partei Die Linke seinen Großvater „in ihren Wahlkampf einbindet“. Das beklagte Eck im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Großvater, das ist Kapitän Karl Alexander, ein in Cuxhaven sehr bekannter Sozialdemokrat. Er wurde vor 77 Jahren von den Nazis ermordet. Der Kreisverband der Linken in Cuxhaven hat für diesen Donnerstag zu einer öffentlichen Wahlkampfveranstaltung im Havenhostel eingeladen, auf der es einen Vortrag über Kapitän Alexander geben soll.

Peter Eck betonte, er spreche nicht nur für sich, sondern auch für seine Geschwister sowie für weitere Enkel und Urenkel von Karl Alexander. Die Angehörigen protestierten vehement dagegen, dass die Linke den Sozialdemokraten Karl Alexander im Wahlkampf instrumentalisiere. Alexander und die Linke: Das passt aus Sicht von Peter Eck nicht zusammen.

Denn die Linke sei zu einem Teil aus der DDR-Staatspartei SED hervorgegangen, die für ein diktatorisches System stehe. Die Angehörigen Karl Alexanders distanzierten sich ausdrücklich von dem Vorgehen der Linken, so Eck. Sein Großvater habe keine Stimme mehr, sich dazu zu äußern. „Deshalb müssen wir, seine Familie, sein Sprachrohr sein.“ Eck ist überzeugt davon, dass es Karl Alexander als Sozialdemokraten „nicht recht gewesen wäre, zu einem Programmpunkt einer politischen Partei wie Die Linke gemacht zu werden“.

Den Vortrag über Kapitän Alexander wird der Vorsitzende der Linken im Kreis Cuxhaven, Rolf Geffken aus Cadenberge, halten. Er erklärte, er wolle neue Recherchen „zu dem ungewöhnlichen Fischdampferkapitän aus Cuxhaven, der zuletzt in Cadenberge lebte“, präsentieren. Geffken will die Empörung der Angehörigen nicht gelten lassen. Gegenüber unserer Zeitung machte er klar, dass er dafür kein Verständnis aufbringt. Er werde das Thema Karl Alexander auf jeden Fall behandeln. Geffken reklamiert für die Linke, dass auch diese Partei sozialdemokratische Wurzeln habe. Die Vorwürfe der Angehörigen seien „weit hergeholt“. Bevor jemand behaupte, die Linke wolle Kapitän Alexander instrumentalisieren, sollte er sich zunächst mal den Vortrag anhören, meint Geffken.

Die Stadt Cuxhaven bewahrt Kapitän Karl Alexander ein besonderes Andenken. Eine Straße ist nach ihm benannt. Darin liegen seit 2016 auch in den Boden eingelassene Stolpersteine, die auf das Schicksal des verfolgten und ermordeten Sozialdemokraten hinweisen. Peter Eck findet es unerträglich, dass sein Großvater nun für die Linken im Cuxland als Wahlkampfthema herhalten soll. „Es ist eine Sache, den Widerstand von Karl Alexander gegen die Nazi-Diktatur zu würdigen und daran zu erinnern. Es ist eine andere Sache, Politik damit zu machen. Dagegen verwahren wir uns.“ (fw)

Im KZ Sachsenhausen ermordet

Karl Alexander war ein Cuxhavener Fischdampferkapitän und Opfer der NS-Herrschaft. Er wurde am 8. März 1890 in Pötschendorf in Ostpreußen geboren. Er starb am 12. Juni 1940 im KZ Sachsenhausen.

1913 musterte er als Matrose auf einem Cuxhavener Dampfer an. Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges fuhr er auf mehreren Schiffen der Cuxhavener Hochseefischerei. In Cuxhaven heiratete er auch am 5. August 1914. Im Ersten Weltkrieg war er Marinesoldat. Im Jahr 1920 wurde Karl Alexander SPD-Mitglied.

1933 wurde Alexander erstmals wegen angeblich kritischer Äußerungen zum Nationalsozialismus in Schutzhaft genommen. Weitere Verhaftungen folgten. In einem Zeitungsartikel von 1939 wurde Alexander verhöhnt, als „unwert, am Steuer eines Schiffes zu stehen“, denn dort dürften nur Gefolgsleute Hitlers stehen. Unmittelbar nach seiner Entlassung aus einer Haftanstalt in Lehe wurde Alexander im Mai 1940 von der Gestapo in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt und dort einer Strafkompanie zugeteilt. Am 12. Juni 1940 wurde Karl Alexander ermordet – nach heutigen Erkenntnissen von einem SS-Hauptscharführer und KZ-Aufseher.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

(1 Stern: Nicht gut | 5 Sterne: Sehr gut)

Feedback senden

CNV-Nachrichten-Newsletter

Hier können Sie sich für unseren CNV-Newsletter mit den aktuellen und wichtigsten Nachrichten aus der Stadt und dem Landkreis Cuxhaven anmelden.

Die wichtigsten Meldungen aktuell


Lesen Sie auch...
Blaulicht

+ + Aus dem Polizeibericht + +

Einen berauschten Autofahrer zogen Polizeibeamte am Sonntagnachmittag in der Raiffeisenstraße in Bad Bederkesa aus dem Verkehr.

In Otterndorf

Treffen der Kreisgemeinschaft Labiau/Ostpreußen

OTTERNDORF. Mit einer Gedenkfeier am Labiauer Stein begann der zweite Tag des Treffens der Kreisgemeinschaft Labiau/Ostpreußen am Sonnabend in der Medemstadt. (sm)

Politik

Cuxland-CDU-Abgeordnete Weritz und Fühner im Interview

KREIS CUXHAVEN. Erst seit einem knappen Jahr gehören sie dem niedersächsischen Landtag in Hannover an. Von Egbert Schröder

Jahresversammlung

25 Jahre Voß-Gesellschaft: Treffen in Otterndorf

OTTERNDORF. Vor 25 Jahren wurde die Johann-Heinrich-Voß-Gesellschaft in Eutin gegründet. (red)