
Cuxhavener Ärzte üben deutliche Kritik an der Impfkampagne
CUXHAVEN. Die Impfkampagne könnte so viel besser laufen, wenn Logistik und Kommunikation nicht so katastrophal wären, beklagen Cuxhavener HNO-Ärzte.
Die HNO-Praxis Dr. Simon/Dr. Czapski in der Cuxhavener Nordersteinstraße gehörte in der zurückliegenden Woche zu den von der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) ausgewiesenen Impfpraxen. Praktisch taten die beiden Ärzte das, was sie schon seit Wochen neben der normalen Sprechstunde tun, nämlich jeden Mittwoch- und Freitagnachmittag ausschließlich zu impfen.
Welle an Booster-Impfungen
Nach der Sommer-Flaute werde nun kräftig geboostert. Dazu kämen vorwiegend die Patientinnen und Patienten, die im Frühjahr in ihrer Praxis geimpft worden waren, und diejenigen aus den Impfzentren. "Die Wichtigsten sind die, die noch gar nicht geimpft sind", betont Dr. Reinhard Simon. Bis in den Januar hinein reichten die Anmeldelisten für die Dritt- beziehungsweise die dringenden Zweit-Impfungen für Johnson&Johnson-Geimpfte, ergänzt Dr. Dieter Czapski.
Mitzuhelfen, möglichst viele Menschen zu impfen, das sei die Motivation der Ärzte und des ganzen Teams, deshalb hätten sie sich auch auf die Anfrage der KV gemeldet, die nach Impf-Schwerpunktpraxen gesucht hatte.
Kalte Dusche bei der Bestellung
Wenn dann nur nicht zeitgleich die Beschränkung des Biontech/Pfizer-Impfstoffs gekommen wäre: Bei der Bestellung am Montag der Vorwoche hieß es plötzlich: Pro Arzt gibt es davon nur noch fünf Vials pro Woche. Vials sind die Behältnisse, aus denen die Einzeldosen herausgezogen werden; bei Biontech sind das jeweils sechs Impfdosen.
Für jeden der beiden Ärzte ergab das also 30 Impfungen pro Woche. "An diesem Donnerstag kam nun die Nachricht, dass die Bestellung nun auch noch auf drei Vials, also nur noch 18 Impfdosen, gekürzt worden ist", berichtet Dr. Dieter Czapski. Der Apotheke, mit der die Kommunikation hervorragend funktioniere, wolle er dies keinesfalls anlasten, aber: "18 Dosen - damit kommen Sie nicht weit."
Planung gerät durcheinander
Vor allem wurden alle Anmeldelisten durcheinandergewirbelt. Dabei ist das das Verfahren schon ohne solche Widrigkeiten kompliziert genug, beginnend damit, dass Bestellungen trotz der schwierigen Planbarkeit zwei Wochen im Voraus gemacht werden müssen.
Am Impftag selbst muss gewährleistet sein, dass die angemeldeten Personen auch da sind, wenn aus den Vials die jeweils sechs Einzeldosen aufgezogen werden. Mal eben einen vergessenen Termin auf den nächsten Tag zu verschieben - das geht nicht so einfach, weil alles durchgetaktet ist. Deshalb sei es auch kontraproduktiv, sich an zehn Stellen anzumelden und dann nicht zu kommen, sagen beide HNO-Ärzte einhellig, auch wenn es verständlich sei, wenn jeder und jede die erste verfügbare Impfmöglichkeit ergreife.
Jede Impfung bedeutet reichlich Aufwand
"Eine einzige Impfung ist mit viel Arbeit verbunden", unterstreicht Dr. Dieter Czapski und bittet: "Wenn Sie einen Termin erhalten haben - dann nehmen Sie diesen wahr oder sagen Sie ihn rechtzeitig ab."
Massive Schwierigkeiten in der Logistik und der Kommunikation begleiteten das Pandemiemanagement von Anfang an, so Czapski und findet auch, dass es nach zwei Jahren doch wenigstens gelingen müsste, Impfwilligen übersichtliche Informationen über Impfstellen zu liefern statt des derzeitigen Flickenteppichs, der den Patienten viel Eigeninitiative und Kompetenz abverlange.
Unterstützung verspreche möglicherweise die kostenlose App "Impf-Finder": Ein dort registrierter Kollege in Dresden impfe damit in der Woche 1000 Menschen mit dem unbeschränkt verfügbaren Moderna-Impfstoff.
Weihnachtswunsch: Endlich Einzelimpfungen
Bei allen kritischen Anmerkungen seien sie natürlich in erster Linie froh, aktiv helfen zu können, unterstreicht Dr. Czapski. Hätte er einen Weihnachtswunsch frei, dann wäre es der: "Dass endlich Einzelimpfungen entwickelt würden."