Noch ist nicht alles fertiggestellt, doch die neue großzügige Empfangshalle ist in Betrieb. In den nächsten Tagen ziehen noch weitere Mieter ein. Foto: Potschka
Noch ist nicht alles fertiggestellt, doch die neue großzügige Empfangshalle ist in Betrieb. In den nächsten Tagen ziehen noch weitere Mieter ein. Foto: Potschka
Bürgerbahnhof

Cuxhavener Bahnhofs-Empfangshalle eröffnet

von Jens Potschka | 06.12.2018

CUXHAVEN. Viele Monate haben die Cuxhavener nur von außen auf ihren historischen Bahnhof schauen können. Bahnreisende mussten an dem in die Jahre gekommenen Gebäude rechts oder links vorbeieilen, um zu ihren Zügen zu gelangen.

Seit Mittwoch dieser Woche gehören diese Umwege der Vergangenheit an: Wer sich jetzt dem Bahnhof nähert, dem öffnen sich vollautomatisch moderne Schiebetüren und offenbaren eine einladende Empfangshalle.

"In ganz Deutschland sorgen heruntergekommene Bahnhöfe immer wieder für Negativ-Schlagzeilen. In Cuxhaven haben die Bürger der Stadt ihren Bahnhof aus eigener Kraft saniert und damit vor dem Abriss bewahrt", erinnert Michael Glenz vom Vorstand der Bürgerbahnhof-Genossenschaft Cuxhaven. Direkt neben ihm stehen an diesem kühlen Mittwochvormittag seine Vorstandskollegen Gabriele Grubel und Andreas Holzhey. Zu ihnen gesellt sich mit einem großen goldfarbenen Schlüssel in der linken Hand Gebäudemanager Axel Schneider. Zur Feier des Tages trägt er ein Jackett, seinen Bauhelm hat er gegen eine blaue Krawatte getauscht. Kamerateams, Redakteure vom Radio und der schreibenden Zunft umlagern die Gruppe und buhlen um eine gute Position - alle wollen die "offizielle Schlüsselübergabe" gut in den Kasten bekommen.

"Vision ist Realität geworden"

"Es war eine wundervolle Aufgabe, die ich leidenschaftlich gern für die Genossenschaft gemacht habe", sagt Axel Schneider und übergibt den Schlüssel an den Vorstand. Einige kurze Augenblicke später durchschneidet das Vorstandstrio ein rotes Band und viele Genossen und Vertreter aus dem öffentlichen Leben treten ein und bevölkern die großzügig sanierte Empfangshalle. Noch ist nicht alles fertig: Bahnmitarbeiter sind gerade dabei, aus ihrem Fahrkarten-Container in ihr schniekes Ladenlokal umzuziehen. Für Menschen mit Behinderungen gibt es dort sogar einen extra Schalter, der in der Höhe verstellbar ist. Auch nebenan bei "Press & Book" wird während des kleinen Empfangs für geladene Gäste fleißig weitergearbeitet.

"Aus einer Vision ist Realität geworden. Aus dem ,Schandfleck' und dem zum Abriss freigegebenen Gebäude ist ein attraktives, saniertes und modernes Bahnhofsgebäude nach historischem Vorbild geworden", freut sich Gabriele Grubel. Sie bedankt sich herzlich bei der Bauleitung, bei den Fachplanern, ihren Kollegen und dem Aufsichtsrat sowie bei den mittlerweile 604 Genossen, die Anteile am Bürgerbahnhof gezeichnet haben. Knapp 1,2 Millionen Euro sind dabei zusammengekommen.

"Das Projekt Bürgerbahnhof ist ein deutschlandweites Thema", sagt Michel Glenz später im Gespräch mit unserer Zeitung. Bahnhöfe in Bürgerhand gibt es inzwischen in vielen Bundesländern. Doch ein Bürgerbahnhof in dieser Größenordnung sei bislang einmalig. "Dass es in Deutschland immer weniger Bahnhofsgebäude gibt und diese insbesondere in Klein- und Mittelstädten oft in einem sehr schlechten Zustand sind, hat seine Ursache darin, dass Bahnhofsgebäude bei der Bahnreform in den 1990er-Jahren schlicht vergessen wurden. Während die Bahnsteige durch Stationsgebühren finanziert werden, müssen Bahnhofsgebäude sich komplett aus Mieteinnahmen tragen. Das gelingt in kleineren Städten immer schlechter, zumal durch jahrzehntelangen Investitionsstau die Gebäude meist nicht mehr den heutigen Anforderungen entsprechen", verdeutlicht Michael Glenz. Er fordert deshalb für Bahnhofsgebäude generell eine finanzielle Unterstützung vom Bund, schließlich erfüllen diese Bahnhöfe eine öffentliche Aufgabe.

Für die Stadt Cuxhaven gratulierte Baudezernent Martin Adamski. Die Stadt wird zu Beginn des Jahres 2019 mit dem Abriss von Gebäuden im Bahnhofsumfeld beginnen. Danach soll der Bau eines modernen zentralen Omnibusbahnhofes (ZOB) realisiert werden. "Wir wollen den Cuxhavener Bahnhof zu einem Mobilitätsknotenpunkt entwickeln", sagt Martin Adamski.

Bürgerbahnhof Cuxhaven in Kürze

Über eine Million Ein- und Ausstiege verzeichnet der Bahnhof in Deutschlands größtem Nordseeheilbad im Jahr.

Die "Bahn Station & Service" hatte das Bahnhofsgebäude im Jahr 2008 dennoch als verzichtbar eingestuft. Sie wollte es 2013 an einen Investor verkaufen, der das historische Gebäude abreißen und an der Stelle ein Einkaufszentrum errichten wollte.

Im Bürgerbahnhof wird es in Kürze auch ein Café, einen Imbiss und ein Restaurant geben. Außerdem unterhält die DB ein Reisezentrum. Die Stadt Cuxhaven wird mit der KVG gemeinsam eine Touristeninformation betreiben, in der auch Busfahrkarten gekauft werden können. Zudem gibt es den "Press-&- Book"-Store, eine Auto- und Fahrradvermietung sowie einen Souvenirshop. In die oberen Stockwerke sind zum Beispiel eine Taxenzentrale, eine Werbeagentur und eine Jugendhilfeeinrichtung eingezogen. Für Konferenzen, Veranstaltungen und Feiern wurde ein Versammlungsraum geschaffen.

Ortsansässige Künstler haben für das Bahnhofsgebäude Objektkästen gestaltet. Weitere Bilder folgen.

Am 25. Januar 2019 will die Genossenschaft den Bürgerbahnhof mit ihren Mitgliedern groß feiern.

Ein Video zum Thema finden Sie hier.

Eine Bildergalerie zum Thema finden Sie hier

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Jens Potschka

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

jpotschka@no-spamcuxonline.de

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