
"Bürgerküche" in Cuxhaven: Neues Domizil ist eröffnet
CUXHAVEN. Die Versorgung von Bedürftigen, die der Verein "Bürgerküche" in Cuxhaven übernimmt, ist nach Ansicht des Oberbürgermeisters wichtiger denn je.
Streng genommen war das neue Domizil schon vor ein paar Tagen eingeweiht worden: Rahmwirsing (mit Schweinefleisch) und ein Möhrensüppchen verließen die "Bürgerküche", die der gleichnamige, vor Kurzem gegründete Cuxhavener Verein am vergangenen Sonnabend vorstellte. "Das ist jetzt sozusagen unser Wohnzimmer", hieß es unter den Ehrenamtlichen, die verzweifelt nach geeigneten Räumlichkeiten gesucht hatten, nachdem klar war, dass das inzwischen von der Diakonie geräumte "Haus der Kirche" (Marienstraße) keine Perspektive mehr bot.
Um die Arbeit der bis dato dort angesiedelten Wärmestube fortsetzen zu können, gründeten die Betreiberinnen und Betreiber schließlich den Verein Bürgerküche; über AFH-Eigentümer Norbert Plambeck gelangten sie an ihr neues Domizil. "Nach einem Tag war alles unter Dach und Fach", schwärmte der 1. Vorsitzende Jan-A. Bühner, der innerhalb seines Grußwortes auch den Einsatz seiner Vereinsmitglieder hervorhob: Am vergangenen Freitag war in den Räumen am Nordseekai noch bis in die Abendstunden hinein gewerkelt worden - notwendig, um allem den letzten Schliff zu geben, einzudecken und nebenbei auch noch eine Fotoausstellung im Foyer zu platzieren. Zuvor war bereits geputzt und gestrichen worden, als handwerkliche Herausforderung soll sich unter anderem die Montage der Oberschränke erwiesen haben. Letztere gehören zu der mit Spenden für die Wärmestube finanzierten Kücheneinrichtung, die ihren Weg von der Marienstraße in den Fischereihafen gefunden hat.
Persönliches Engagement als entscheidender Motor
"Diese Art der Arbeit wäre nicht durchzuführen, wenn es da nicht dieses ganz starke ehrenamtliche Engagement gäbe": Bühner bezog sich in diesem Fall weniger auf den absolvierten Einzug als vielmehr auf die Arbeit des von Küchenleiterin Inge Bühner und Koch Fritz Redeker angeführten Teams. Zwölf Frauen und drei Männer zählt die "Bürgerküchen"-Brigade bis zum heutigen Tag. Sie richtet sich (wenn es um Zahlen geht) sogar darauf ein, in Zukunft noch ein bisschen mehr zu servieren als die circa 50 Essen, die jeweils die Küche verlassen. Außerdem - das lassen die mit Blumenstöckchen und Pfeffer- und Salzstreuern ausstaffierten Tische im "Bürgerküchen"-Gastraum erkennen - werden einige Mahlzeiten demnächst auch in den eigenen Räumlichkeiten ausgegeben und eingenommen werden. Das Essenausfahren werde aber wohl die Hauptverteilungsart bleiben.
Umzug hat vielleicht schon heute sein Gutes
Für Cuxhavens Oberbürgermeister Uwe Santjer, neben Kreisrat Friedhelm Ottens einer der "Offiziellen" bei der Eröffnung, hat die "Bürgerküche" eine besondere Bedeutung, die ein Stück weit auch mit dem eigenen Erleben zu tun hat. "Ich bin in einem Haus groß geworden, wo man sich immer in der Küche getroffen hat." Dort sei es nicht allein darum gegangen, den Hunger zu stillen. "Es war immer Herzenswärme da", sagte Santjer und zog Parallelen zum frisch aus der Taufe gehobenen Verein: Dort werde nun gutes Essen aus demselben Impuls heraus auf den Tisch gebracht - in einer Zeit, in welcher solch ein Angebot womöglich noch wichtiger sei "als gestern". Cuxhavens Oberbürgermeister bezog sich mit diesem Satz auf die im Höhenflug befindlichen Verbraucherpreise und dachte dabei nicht etwa an jene, die auf hohem Niveau jammern. "Es gibt Menschen, die das tatsächlich nicht mehr bezahlen können", betonte der OB, der nicht nur der Sache, sondern auch den neu geschaffenen Strukturen etwas Gutes abgewann. "Der Auszug war erst einmal komisch, aber heute können Sie vielleicht sagen, dass daraus etwas sehr Gelungenes entstanden ist."