Neues Hightech-Schiff: Cuxhavener DFFU bestellt 50-Millionen-Trawler
CUXHAVEN. Trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten und Unwägbarkeiten bei der Vergabe der Fangrechte investiert die Deutsche Fischfang Union (DFFU) aus Cuxhaven über 50 Millionen Euro in einen neuen Hochseetrawler.
Den Vertrag mit der norwegischen Bauwerft Vard in Alesund unterschrieben die Geschäftsführer Baldvin Thorsteinsson und Samuel Rodriguez Ortega vor gut einer Woche im norwegischen Alesund.
Als Termin für die Fertigstellung habe man das erste Quartal 2024 vereinbart, bestätigte Rodrigues am Montag auf Nachfrage. Das hochmoderne, 84 Meter lange und fast 17 Meter breite Fangfabrikschiff soll dann die 30 Jahre alte "Baldvin" ersetzen, die zwar noch immer erfolgreich sei, aber nicht mehr dem Stand der Technik entspreche.
Vertrauensvorschuss
Mit der Bestellung des Neubaus sei nicht nur eine Zukunftsinvestition verbunden, sondern auch ein Vertrauensvorschuss in die Politik, so der DFFU-Geschäftsführer. Schließlich baue man auf die Unterstützung der Landesregierung, des Bundeslandwirtschaftsministerium (das auch für Fischerei zuständig ist) und auf die EU-Kommission, damit die Verhandlungen mit Norwegen um die deutschen Fangrechte bei Spitzbergen endlich zu einem positiven Abschluss kommen. Bisher sei noch keine Einigung erzielt worden, ein Wille zur Einigung sei aber da. Die Politik unterstütze die Belange der deutschen Fischerei auf allen Ebenen, lobt Rodrigues.
Die unsichere Perspektive bei der Quotenverteilung nach dem Ausscheiden der Briten aus der Europäischen Union sei auch der Grund für den Verkauf der "Berlin" vor einigen Monaten gewesen, verbunden mit einem sehr guten Angebot des russischen Käufers.
Schritt Richtung Zukunft
Nun also mehr Optimismus und eine Neuausrichtung bei der der DFFU: Der Neubau sei ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunftssicherung, mit dem man auch den Standort Cuxhaven stärken wolle, so Rodrigues. Rund 100 Mitarbeiter beschäftigt der isländische Fischereikonzern Samherji über seinen deutschen Schwesterbetrieb DFFU derzeit. Verwaltungssitz und Reederei-Basis ist seit Übernahme der DFFU Cuxhaven, wo das Unternehmen auch zu den größten Gewerbesteuerzahlern zählt.
Obwohl die beiden damaligen Neubauten "Cuxhaven" und "Berlin" erst im Januar 2018 getauft und in Dienst gestellt wurden, wird der jetzt bestellte Neubau noch einmal wesentlich moderner und effizienter ausfallen. Das betrifft die Maschinenanlage und die Verarbeitungstechnik in der Fabrik. Außerdem wird die künftige "Berlin" über Silage Tanks verfügen, die die bei der Verarbeitung des Frischfisches anfallenden Reste aufnimmt, die später an Land weiterverarbeitet werden. Dadurch, so Rodriguez wird der Fisch zu 100 Prozent verwertet.
Um nicht weiter an dem Ast zu sägen, auf dem man sitzt, dreht sich in der Hochseefischerei derzeit alles um einen möglichst ressourcenschonenden Fang, eine effektive Fangtechnik und eine optimierte Logistik. Corona und die gestiegenen Treibstoffpreise hätten das Geschäft nicht gerade leichter gemacht, erklärt Rodriguez.
Cuxhaven bleibt Basishafen
Im vergangenen Jahr habe die Reederei dadurch gegengesteuert, dass zum Löschen und Neuausrüsten der Trawler statt dem Heimathafen Cuxhaven Häfen in Island und Norwegen angelaufen wurden. So wurden die langen An-und Abfahrten zu den Fangplätzen verkürzt. Für die Zukunft solle aber wieder verstärkt Cuxhaven angelaufen werden, was für die DFFU-Schiffe nach wie vor der Basishafen ist. Zwischen 50 und 60 Tagen dauere eine Fangreise. Danach hat die 25-köpfige Besatzung etwa ebenso lange Landurlaub. Die Hauptfanggründe für die Trawler "Cuxhaven" und "Baldvin" sind aktuell Grönland und Nordnorwegen.
Von der jüngsten Reise hat die "Cuxhaven", die in der vergangenen Woche zurückgekehrt ist, Schwarzen Heilbutt und Rotbarsch mitgebracht, der im Cuxhavener Kühlhaus am Neuen Fischereihafen eingelagert wird. Der größte Teil der gefrorenen Filetware wird nachAsien, vor allem nach Japan, China und Taiwan verkauft.