Mit dem Trawler "Berlin" (im Hintergrund) hat die Deutsche Fischfang Union vor Kurzem einen der beiden jüngsten Neubauten an ein Unternehmen in Russland verkauft. Das Foto entstand bei der Taufe der Fangfabrikschiffe 2017 am Cuxhavener Steubenhöft. Im Vordergrund die "Cuxhaven". Foto: Sassen
Mit dem Trawler "Berlin" (im Hintergrund) hat die Deutsche Fischfang Union vor Kurzem einen der beiden jüngsten Neubauten an ein Unternehmen in Russland verkauft. Das Foto entstand bei der Taufe der Fangfabrikschiffe 2017 am Cuxhavener Steubenhöft. Im Vordergrund die "Cuxhaven". Foto: Sassen
Reaktion auf Krise

Wegen Streit der EU mit Norwegen: Neuer Trawler der Cuxhavener DFFU schon wieder weg

25.10.2021

CUXHAVEN/BRÜSSEL. Die Situation der deutschen Küsten- und Hochseefischerei ist angespannt. Dadurch wurde die Deutsche Fischfang Union (DFFU) mit Sitz in Cuxhaven zum Handeln gezwungen.

Die Fangmengen für die wichtigen Fischsorten werden weiter beschnitten, die Kosten insbesondere für Treibstoff steigen. Entsprechend düster sind die Zukunftsperspektiven für die Flotte. Neben einem Rückgang einzelner Bestände wie Dorsch und Hering tragen auch die Folgen des Brexit und die sich daraus ergebenden politischen Verwerfungen zur Misere bei.

Während die Kutterfisch-Zentrale durch die radikale Quotenkürzung in der Ostsee vor allem betroffen ist, hat die Deutsche Fischfang Union (DFFU) die ganze Wucht des Fischereistreits mit Norwegen zu spüren bekommen. Die Norweger haben einseitig Verträge mit der EU bezüglich Fangrechte von Kabeljau bei Spitzbergen verändert. Gleichzeitig haben sie die Gesamt-EU-Quote für Kabeljau um 7000 Tonnen gekürzt.

Außerdem droht Oslo damit, Trawler und deren Besatzungen festzusetzen, die sich über die einseitig festgesetzten Grenzen hinwegsetzen. Die Norweger sahen sich offenbar zu dem radikalen Schritt veranlasst, nachdem die Briten nicht bereit waren, ihnen nach dem Brexit Fangmengen in ihren Gewässern zuzugestehen.

McAllister will vermitteln

EU und der Bund stehen an der Seite der deutschen Hochseefischer. Die Politik sieht im Verhalten der Norweger einen klaren Verstoß gegen geltendes EU-Fischereirecht. David McAllister hat sich in den Konflikt eingeschaltet und bemüht sich um einen Kompromiss. "Norwegen hält sich nicht an Absprachen und Quotenbeschlüsse", sagte der EU-Abgeordnete aus Bad Bederkesa, der sich in einem Brief an den europäischen Fischereikommissar gewandt hat. Dadurch entstünden Wettbewerbsvorteile für die norwegische Fischereibranche.

Die Leidtragenden seien die Betriebe in Cuxhaven und Bremerhaven. "Norwegen weicht von unserer langjährigen Praxis der partnerschaftlichen Zusammenarbeit ab. Es gilt nun, zügig eine diplomatische Lösung zu finden", erklärt McAllister. Die EU-Kommission müsse sich alle rechtlichen Optionen offenhalten, um die Interessen der deutschen Fischer zu wahren. Nach Ansicht der EU widerspricht das norwegische Verhalten dem 1920 in Paris geschlossenen Spitzbergenvertrag.

Schiff nach Russland verkauft

Die Deutsche Fischfang Union (DFFU) in Cuxhaven hat sich bereits auf die veränderte Lage eingestellt und vor ein paar Wochen das erst 2017 gebaute Fangfabrikschiff "Berlin" nach Russland verkauft. Baugleiches Schwesterschiff ist die "Cuxhaven", die in der Regel in grönländischen Gewässern eingesetzt wird. Die "Berlin" dagegen hat hauptsächlich Kabeljau in Nordnorwegen gefangen und zu Filet verarbeitet.

"Die Unsicherheit bezüglich der zukünftigen Fangmengen bei arktischem Kabeljau hat mit zu der Verkaufsentscheidung beigetragen", erklärt DFFU-Co-Geschäftsführer Samuel Rodriguez Ortega. Außerdem sei das Verkaufsangebot wirtschaftlich "äußerst interessant" gewesen. Um die Flexibilität zu erhöhen, habe man kurzfristig den Trawler "Baldvin" in die Flotte zurückgeholt. Zusammen mit Baldvin Thorsteinsson hat Rodrigues im April dieses Jahres die Geschäftsleitung von Haraldur Gretarsson (54) übernommen. Gretarsson unterstütze weiter als Berater.

Suche nach einer Lösung

Die EU-Fischereikommission will zum Ende des Jahres in Verhandlungen mit Norwegen nach einer Lösung suchen. Gelingt das nicht, könnte der Konflikt eskalieren.

"Wir brauchen die Kommission, die unsere Rechte verteidigt", sagt Rodriguez und dankt David McAllister und Niedersachsens Europaministerin Birgit Honé für ihren Einsatz.

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