
Cuxhavener Fall zeigt: RKI-App hat Probleme mit dem "Booster"
CUXHAVEN. Ein lokales Beispiel aus Cuxhaven belegt, dass die vom RKI herausgegebene CovPass-Anwendung den Impfstatus von Genesenen derzeit nicht vollständig abbilden kann.
Unter Smartphone-Nutzern ist sie verbreitet, gilt die Anwendung doch als einfacher Weg, den eigenen Impfstatus zu dokumentieren. In bestimmten Fällen jedoch gibt es mit der vom Robert-Koch-Institut herausgegebenen CovPass-App Scherereien: Bei Personen, die von einer COVID-19-Erkrankung genesen sind, wird der "Booster" derzeit nicht als Auffrischungsimpfung erkannt.
Die Cuxhavenerin Karolin Koch (Name von der Redaktion geändert) hatte vor einem Jahr eine Corona-Infektion überstanden. Eine später in 2021 erfolgte Impfung mit einem mRNA-Präparat sorgte für den vollständigen Impfschutz, den die 42-Jährige vor wenigen Tagen mit einer Booster-Impfung erweiterte. Beim Scannen des jüngsten Impf-Zertifikats erlebt sie eine Überraschung: Die CovPass-Anwendung interpretierte die Booster-Impfung trotz in der App hinterlegter Impf- und "Genesen"-Zertifikate nicht als dritte Immunisierungsstufe - sondern als Zweitimpfung ("2 von 2"). Dementsprechend wertete das Programm den hinzugekommenen QR-Code als noch nicht gültig. Denn: Bei Zweitimpfungen müssen 14 Tage ins Land gehen, bevor ein Zertifikat freigeschaltet wird. Angesichts eines nahen Urlaubs ist die Angelegenheit für Koch mehr als nur ärgerlich.
App kann nicht differenzieren
"Wer ins Ausland reisen möchte, sollte sich übrigens genau informieren, was vor Ort gilt": Dem Cuxhavener Apotheker Jörg Spillner sind Probleme mit den digitalisierten Impfzertifikaten geläufig; ihm zufolge macht sich eines davon bemerkbar, sobald ein Nutzer mehrere Vornamen hat. Seien jene bei den absolvierten Impfungen nicht gleichermaßen vollständig erfasst worden, "erkennt die CovPass-App nicht, dass es sich um ein und dieselbe Person handelt", berichtet Spillner, der im Übrigen darauf hinweist, dass die eingangs aufgezeigte "Booster"-Problematik nicht nur bei Genesenen, sondern auch bei mit der (Einmal)-Dosis von Johnson & Johnson Geimpften auftreten kann. "Was die Ständige Impfkommission sagt, geht nicht immer konform mit den Zertifikaten", so der Apotheker aus Döse zu etwaigen Konflikten.
In einer für Fragen rund um die CovPass-Anwendung zuständigen Hotline, die unsere Redaktion stellvertretend für die Leserin kontaktierte, sprach man, bezogen auf die Booster-Thematik, von Anpassungsbedarf bei der beständig mit Updates gepflegten App. Nach Lesart des Bundesgesundheitsministeriums hat das oben skizzierte Darstellungsproblem mit der Systematik zu tun, die der Software zugrunde liegt: Weil Genesene nach Verabreichung der ersten Impfdosis ein mit "1/1" kodiertes digitales Zertifikat erhalten, sei die Auffrischung bis auf Weiteres mit "2/2" zu beziffern. "Dadurch ist jedoch die Auffrischungsimpfung nach Genesung in den Apps wie CWA, CovPass oder CovPass-Check nicht von der Grundimmunisierung mit einem zweidosigen Impfstoff zu unterscheiden", setzte Pressereferentin Parissa Hajebi am Dienstag unserem Medienhaus auseinander.
Am besten alles dabeihaben
Eine Lösung ist Hajebi zufolge trotzdem in Sicht: Nachdem die EU kurz vor dem Jahreswechsel eine neue Systematik festgelegt hat, arbeite man hierzulande an der technischen Umsetzung der ab Februar für alle Mitgliedstaaten verbindlich geltenden Regelung. Vorgesehen ist in diesem Rahmen offenbar auch, dass Booster-Impfungen bei Genesenen eine Kennung erhalten, die sie in der App von der Grundimmunisierung der zweidosigen Impfreihe unterscheidbar mache. Nutzern wie Karolin Koch ist mit dieser Ankündigung nicht geholfen.
"In der Praxis besteht aktuell bei einer Kontrolle (für Genesene, d. Red.) nur die Möglichkeit, den Status eines Geboosterten anhand der gesamten Zertifikatshistorie aufzuzeigen", heißt es dazu aus Berlin. Ähnlich äußerte sich eine Mitarbeiterin der CovPass-Hotline. Bis das Update da ist, empfiehlt sie Betroffenen, ihr Genesenen-Zertifikat parat zu haben - digital oder notfalls auch in Papierform.