
Cuxhavener Feier-Gaststätte Franzenburger Torhaus im Zwangsurlaub
CUXHAVEN. Eigentlich ist Stefan Kopf bekannt für seine gute Laune. Aber die ist ihm tüchtig verhagelt. Seiner Gaststätte im historischen Torhaus in Cuxhaven-Franzenburg hat er Zwangsurlaub verordnet.
Er verköstigt in der Regel nicht Urlauber aus Köln, Düsseldorf oder Bielefeld, seine Gäste in dieser Jahreszeit sind meist in der näheren Umgebung beheimatet. Zu ihm kommt man im Winter nicht einfach mal eben so. Ein Besuch seiner Feiergastronomie ist meist anlassbezogen. Aber alle Partys sind abgeblasen. Vorbestellungen sind ebenso wie Familienfeiern auch im Januar abgesagt.
Grünkohlgeschäft "geht durch die Lappen"
Stefan Kopf sieht keine andere Möglichkeit: "Aus betriebswirtschaftlichen Gründen habe ich geschlossen." Auf die Beschlüsse der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz blickt er sorgenvoll. "Ich muss jetzt davon ausgehen, dass mir wegen der Kontaktbeschränkungen noch das gesamte Grünkohlgeschäft durch die Lappen geht."
Seit fünf Jahren lebt Stefan Kopf, Vater dreier Söhne, hier seinen Traum. Begonnen hat er am 1. November 2016. "Für mich ist das wie Nachhausekommen, schließlich habe ich genau hier vor 35 Jahren meine landwirtschaftliche Ausbildung gemacht. Auf der Domäne kennen ich jeden Stein." Gerade hatte er ein Niveau erreicht, dass alles soweit nach seinen Vorstellungen hergerichtet war - und dann kam Corona und durchkreuzte das Geschäft gehörig.
Wenigsten wird keine Pacht fällig
Erleichtert ist der Franzenburger, dass er das Anwesen gekauft hat - und jetzt nicht auch noch Pachtzahlungen an den Hacken hat. Auch so sei es schließlich schwer genug.
Neben Stefan Kopf und Familie hängen insgesamt am "Torhaus" zwölf Kräfte, viele in Teilzeit sowie Aushilfen. Der Küchenchef ist vollzeitbeschäftigt. Für ihn musste der Arbeitgeber schweren Herzens Anfang Dezember Kurzarbeit anmelden.
Nach 2G plus gab es nur noch Absagen
Bereits die Verschärfung der Verordnungen im November hätten für 50 Prozent Umsatzeinbußen gesorgt, schildert Stefan Kopf. Und das Dilemma sollte sich für ihn noch verschlimmern: "2G plus war dann der Tod auf Raten. Drei Tage vor dem 1. Dezember klingelte das Telefon pausenlos und es hagelte nur noch Absagen. Unter diesen Umständen wollten die Leute nicht mehr feiern." Eigentlich ist der Gastronom, der vielen zudem als Entertainer und Musiker bekannt ist, jemand, der fröhlich und optimistisch nach vorn blickt. Aber der komplette Verlust des Weihnachts- und Neujahrsgeschäftes betrübt ihn. macht ihn nachdenklich und auch ein wenig ärgerlich: "Aus Bequemlichkeit und Faulheit wollten die Leute den Test nicht machen oder hatten Ungeimpfte dabei und sagten daher lieber alles ab. Die bedenken aber dabei nicht, dass immer eine ganze Gesellschaft dranhängt. Wegen zwei Ungeimpfter kommen dann plötzlich 25 Leute nicht hierher." Er beklagt zunehmenden Egoismus: Welche Tragweite das für uns bedeutet, bedenken viele nicht."