Stefan Kopf vor seinem historischen Torhaus aus dem Jahr 1786. Die aktuelle Corona-Verordnung mit Kontaktbeschränkungen hat den Inhaber der Location für Feierlichkeiten veranlasst, eine Zwangspause einzulegen. Foto: Kramp
Stefan Kopf vor seinem historischen Torhaus aus dem Jahr 1786. Die aktuelle Corona-Verordnung mit Kontaktbeschränkungen hat den Inhaber der Location für Feierlichkeiten veranlasst, eine Zwangspause einzulegen. Foto: Kramp
Corona-Pandemie

Cuxhavener Feier-Gaststätte Franzenburger Torhaus im Zwangsurlaub

von Wiebke Kramp | 05.01.2022

CUXHAVEN. Eigentlich ist Stefan Kopf bekannt für seine gute Laune. Aber die ist ihm tüchtig verhagelt. Seiner Gaststätte im historischen Torhaus in Cuxhaven-Franzenburg hat er Zwangsurlaub verordnet.

Sein historisch-rustikales "Zum alten Torhaus anno 1786" befindet sich im ländlichen Franzenburg und nicht in erster Reihe in Duhnen. Stefan Kopf und sein Team sind auf Gesellschaftsfeiern ausgerichtet. Dort - wie in ähnlich ausgerichteten Betrieben - würde es üblicherweiser um diese Jahreszeit brummen. Schließlich ist Blütezeit der Grünkohlwanderungen und Boßeltouren. Aber die Küche bleibt eiskalt, der Gastronom befindet sich wegen der Corona-Verordnungslage im selbstverordneten Zwangsurlaub.

Alle Partys sind abgeblasen

Bei Stefan Kopf sind 85 Prozent aller Weihnachtsfeiern im Dezember abgesagt und sämtliche Feiern im Januar storniert worden. Zunächst mindestens bis zum 15. Januar herrscht daher Winterruhe - zeitgleich mit der verlängerten geltenden Verordnung des Landes.

Er verköstigt in der Regel nicht Urlauber aus Köln, Düsseldorf oder Bielefeld, seine Gäste in dieser Jahreszeit sind meist in der näheren Umgebung beheimatet. Zu ihm kommt man im Winter nicht einfach mal eben so. Ein Besuch seiner Feiergastronomie ist meist anlassbezogen. Aber alle Partys sind abgeblasen. Vorbestellungen sind ebenso wie Familienfeiern auch im Januar abgesagt.

Grünkohlgeschäft "geht durch die Lappen"

Stefan Kopf sieht keine andere Möglichkeit: "Aus betriebswirtschaftlichen Gründen habe ich geschlossen." Auf die Beschlüsse der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz blickt er sorgenvoll. "Ich muss jetzt davon ausgehen, dass mir wegen der Kontaktbeschränkungen noch das gesamte Grünkohlgeschäft durch die Lappen geht."

Allein die Grünkohltouren bescherten ihm in Jahren vor Corona rund 600 angemeldete Gäste zwischen Mitte November und Anfang März. Die deftig nach Hadler Art zubereitete norddeutsche Palme bedeutet für ihn bare Münze. Es fühle sich an wie ein Lockdown, allerdings ohne Corona-Hilfen.

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Seit fünf Jahren lebt Stefan Kopf, Vater dreier Söhne, hier seinen Traum. Begonnen hat er am 1. November 2016. "Für mich ist das wie Nachhausekommen, schließlich habe ich genau hier vor 35 Jahren meine landwirtschaftliche Ausbildung gemacht. Auf der Domäne kennen ich jeden Stein." Gerade hatte er ein Niveau erreicht, dass alles soweit nach seinen Vorstellungen hergerichtet war - und dann kam Corona und durchkreuzte das Geschäft gehörig.

Wenigsten wird keine Pacht fällig

Erleichtert ist der Franzenburger, dass er das Anwesen gekauft hat - und jetzt nicht auch noch Pachtzahlungen an den Hacken hat. Auch so sei es schließlich schwer genug.

Neben Stefan Kopf und Familie hängen insgesamt am "Torhaus" zwölf Kräfte, viele in Teilzeit sowie Aushilfen. Der Küchenchef ist vollzeitbeschäftigt. Für ihn musste der Arbeitgeber schweren Herzens Anfang Dezember Kurzarbeit anmelden.

Nach 2G plus gab es nur noch Absagen

 Bereits die Verschärfung der Verordnungen im November hätten für 50 Prozent Umsatzeinbußen gesorgt, schildert Stefan Kopf. Und das Dilemma sollte sich für ihn noch verschlimmern: "2G plus war dann der Tod auf Raten. Drei Tage vor dem 1. Dezember klingelte das Telefon pausenlos und es hagelte nur noch Absagen. Unter diesen Umständen wollten die Leute nicht mehr feiern." Eigentlich ist der Gastronom, der vielen zudem als Entertainer und Musiker bekannt ist, jemand, der fröhlich und optimistisch nach vorn blickt. Aber der komplette Verlust des Weihnachts- und Neujahrsgeschäftes betrübt ihn. macht ihn nachdenklich und auch ein wenig ärgerlich: "Aus Bequemlichkeit und Faulheit wollten die Leute den Test nicht machen oder hatten Ungeimpfte dabei und sagten daher lieber alles ab. Die bedenken aber dabei nicht, dass immer eine ganze Gesellschaft dranhängt. Wegen zwei Ungeimpfter kommen dann plötzlich 25 Leute nicht hierher." Er beklagt zunehmenden Egoismus: Welche Tragweite das für uns bedeutet, bedenken viele nicht."

Ernüchterung und Enttäuschung

Die Tragweite seiner Corona-Misere rechnet der Gastronom folgendermaßen vor: Pro Jahr fänden bei ihm um die 300 Gesellschaften sowie eigene Spezialbüfetts oder Grillabende statt. 189 Feiern seien im ersten Coronajahr 2020 von Gastgebern abgesagt worden. 34 der Ausrichter hätten ihm versprochen, das Fest im Folgejahr nachzuholen, dafür seien sogar Termine fix gemacht worden. Das Ergebnis in 2021 sorgt für Ernüchterung und Enttäuschung: "Von diesen 34 mir zugesicherten Feiern fanden dann letztlich nur vier statt ..."

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Wiebke Kramp

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

wkramp@no-spamcuxonline.de

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