Ein ganz besonderes Erlebnis für Hans-Jürgen Brikey: Er durfte mit einer Wildcard im Juli 1999 mit seiner Kawasaki ZX750RR bei der Superbike-Weltmeisterschaft im niederländischen Assen an den Start gehen. Fotosammlung: Brikey
Ein ganz besonderes Erlebnis für Hans-Jürgen Brikey: Er durfte mit einer Wildcard im Juli 1999 mit seiner Kawasaki ZX750RR bei der Superbike-Weltmeisterschaft im niederländischen Assen an den Start gehen. Fotosammlung: Brikey
Was macht eigentlich...?

Cuxhavener gehörte zu den Besten auf der Rennstrecke - was macht er heute?

von Denice May | 05.05.2022

CUXHAVEN. Hans-Jürgen Brikey hat seinen Traum wahr werden lassen: Er fuhr erfolgreich Motorradrennen, sicherte sich Siege und Meistertitel. Mittlerweile hat der Cuxhavener seine Rennmaschine abgestellt und gegen ein anders Sportgerät eingetauscht.

Hans-Jürgen Brikey sitzt im Liegestuhl, der auf der kleinen Terrasse seiner Firma steht, blickt auf die kleinen schaukelnden Schiffe, die in der Cuxhavener Marina liegen, und schwelgt in Erinnerungen. "Ich war schon als Kind sehr technikaffin, durfte schon früh auf dem Bauernhof meiner Eltern die Maschinen fahren", erinnert sich der heute 58-jährige Cuxhavener an seine ersten Kontakte mit motorisierten Fahrzeugen. Später raste er dann mit der Mofa und dem Moped über den Hof. "Ich war von den Dingern nicht mehr runter zu kriegen." Und das sollte sehr lange auch so bleiben.

Der Weg zum Motocross

Im Alter von 18 Jahren kaufte sich Hans-Jürgen Brikey sein erstes Geländemotorrad - eine Enduro. "Damit bin ich dann mit Freunden zum Spaß im Gelände gefahren und habe gemerkt, dass ich ein Talent habe." So führte ihn der Weg zum Motocross. "Zehn Jahre lang war ich dann fast jedes Wochenende deutschlandweit auf den Strecken unterwegs." Er gewann sogar die deutsche Meisterschaft.

Anfang der 1990er-Jahre eröffneten die Motorradfreunde Niederelbe die Sandbahn in Hechthausen wieder und Hans-Jürgen Brikey dachte sich: "Probiere ich doch mal den Bahnsport aus. Der damalige Präsident des Motorradklubs hat mir dafür seinen alten Zossen überlassen." Obwohl bei den Sandbahnrennen "nur" vier Runden im Kreis gefahren werden, war es eine körperliche Herausforderung für den Cuxhavener. "Es ist einfach ein ganz anderer Sport als Motocross. Aber ich war fit - und das hat mir beim Bahnsport geholfen." Auch hier feierte er Siege, hatte aber immer noch eine andere Sache im Kopf.

Mit 35 Jahren in die großen Rennserien gestartet

Hans-Jürgen Brikeys großer Traum war es nämlich immer, Motorradrennen auf dem Asphalt zu fahren. "Mit 35 Jahren habe ich es dann geschafft. Ich war endlich da angekommen, wo ich immer hin wollte." 1998 startete Hans-Jürgen Brikeys Profi-Karriere in der deutschen Meisterschaft der 500er Klasse. Eine Klasse, die sich als Talentschmiede einen Namen machte und einige spätere Weltmeister hervorbrachte. "Das erste Jahr war heftig. Ich bin vorher ja noch nie auf Asphalt gefahren und war nicht schnell." Im zweiten Jahr sollte es dann aber schon deutlich besser laufen. Am Ende der Saison schaffte es Brikey auf den dritten Platz der 40 Fahrer starken Meisterschaft. Im dritten Jahr wurde er sogar Vizemeister. "Da es in dieser Meisterschaft Punktegeld gab und ich schnelle Erfolge feiern konnte, habe damit gutes Geld verdient." Doch irgendwann schlichen sich kleinere Verletzungen ein und Hans-Jürgen Brikey fand: "Ich bin Mitte 30, jetzt ist gut."

Deutscher Meister beim Yamaha-Aral-Cup

Gerade einmal ein Jahr lang schaffte es der Cuxhavener ohne seine Leidenschaft. "Ich habe dann gedacht, dass ich ja noch einmal beim Yamaha-Aral-Cup nachfragen könnte. Da hatte ich mich mit 24 Jahren schon beworben und wurde abgelehnt, weil ich damals schon zu alt war." Trotzdem wurde Hans-Jürgen Brikey angenommen, kaufte sich eine eigene Yamaha. "Eine Rakete, die über 300 km/h lief." Doch das erste Meisterschaftsjahr lief alles andere als zufriedenstellend. "Ich wurde in der Meisterschaft Elfter, habe aber in den Rennen gezeigt, dass ich was drauf habe." Das zweite Jahr lief dann - um es mit Brikeys Worten zu benennen - sagenhaft. "Ich bin deutscher Meister geworden - das muss man erst einmal hinkriegen."

Profisport in der Serie Pro Superbike

Das nächste Ziel: die Pro Superbike - das Gegenstück der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM). "Das war Profisport mit Top-Fahrern. Trotzdem war ich der Meinung, als kleiner Cuxhavener Jung' muss ich da mitfahren." Gesagt, getan. "Ich habe mir ein Motorrad aufgebaut und trotz unterlegenen Materials versucht, Fuß zu fassen." Anfangs lief die Saison, die auch im TV übertragen wurde, gut. Hans-Jürgen Brikey belegte Plätze in den Top 10. "Doch am Ende der Saison bekam ich Reifenprobleme, stürzte und wurde Gesamt-Elfter." Einen besonderen Höhepunkt gab es während der Saison allerdings auch: "Ich bekam eine Wildcard für das Superbike-WM-Rennen im niederländischen Assen und durfte dort vor mehreren Zehntausend Zuschauern mitfahren." Auch wenn sich der Cuxhavener dort gut verkaufte, für Punkte reichte es an diesem Rennwochenende nicht.

Eigentlich wollte Hans-Jürgen Brikey im zweiten Jahr dann richtig angreifen. "Aber die Serie wurde nicht mehr im TV übertragen und gab mir den Anlass zu sagen: Schluss, aus, vorbei - das war's." Denn ohne TV-Übertragung ist die Serie auch für Sponsoren nicht mehr interessant genug. "Und als Privatfahrer brauchst du pro Saison etwa 100 000 Euro."

Selbstständig mit eigener Solar-Firma

Nun hieß es also: zurück in den alten Beruf als Elektriker. Doch dazu kam es nicht. Fast wie gerufen, kam Brikeys damaliger Sponsor Norbert Plambeck mit einem Angebot auf ihn zu. "Er suchte einen Vorstandsassistenten und bot mir den Job an. Ich habe meinen Werkzeugkoffer also in die Ecke gestellt und mir einen Anzug angezogen." Zwei Jahre lang hat Brikey diesen Job gemacht, ehe er den Geschäftsführerposten einer Solar-Firma übernahm. "Ich wollte mich aber schon immer selbstständig machen und gründete deshalb im Jahr 2007 die Firma ,Bysolar'." Die Firma gibt es noch heute. "Die Branche boomt." Beruflich läuft es für Hans-Jürgen Brikey also gut. Und was ist mit seiner Leidenschaft dem Motorradfahren passiert? "Das letzte Mal bin ich vor Jahren Motorrad gefahren. Ich brauche das nicht mehr. Heute gehe ich zwei Mal die Woche zum Golf." Das Motorrad hat er also gegen ein anders Sportgerät eingetauscht - einen Golfschläger.

Auch wenn Hans-Jürgen Brikey heute nicht mehr aufs Motorrad steigt, ist er glücklich, dass er seinen Jugendtraum wahr werden lassen konnte. "Ich würde jedem jungen Menschen raten, wenn er einen Traum hat, zu versuchen, ihn zu verwirklichen. Ich habe es auch getan - und geschafft."

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Denice May

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

dmay@no-spamcuxonline.de

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