Portugiesen in Cuxhaven:

Die Ersten kamen 1964 als Gastarbeiter

18.11.2014

CUXHAVEN.  Von starken Emotionen getragen war die zentrale Feier zum 50. Jahrestag der Portugiesen in Cuxhaven. Knapp 100 Landsleute sowie zahlreiche Vertreter von Politik, Kirche und Verwaltung nahmen an dem Empfang im Bürgersaal des Rathauses teil. Ehrengast war die portugiesische Generalkonsulin aus Hamburg, Luisa Pais Lowe mit ihrem britischen Ehemann.

Oberbürgermeister Dr. Ulrich Getsch, der Vorsitzende des Deutsch-Portugiesischen Kulturkreises, Manuel Margaça und das Mitglied des Rates der portugiesischen Gemeinden in Norddeutschland, Alfredo Stoffel, erinnerten in ihren Ansprachen an die Zeit in der zweiten Hälfte des Jahres 1964, als die ersten Portugiesen als „Gastarbeiter“ nach Cuxhaven kamen. Karl-Heinz Wilken war in dieser Zeit Betriebsleiter und verantwortlich für die Fischverarbeitung bei „Seeadler“ und bei der Reederei „Nordsee“ in Cuxhaven. Er erinnerte an den Arbeitskräftemangel in der deutschen Fischwirtschaft und die durchweg guten Erfahrungen mit Portugiesen und Spaniern, die aufgrund bilateraler Abkommen angeworben und nach Cuxhaven geholt worden waren, um Lücken in der Fischverarbeitung an Land und auf den damals aufkommenden Fabriktrawlern zu schließen. Die Männer, die kamen, arbeiteten zumeist als Fischwerker, Matrosen und Netzmacher. Die meisten entstammten Fischerfamilien aus Aveiro und Ilhavo. Schon nach kurzer Eingewöhnungszeit holten die meisten Männer ihre Frauen und Familien nach.

Manuel Margaca, der Vorsitzende de Kulturvereins, war als junger Mann seinem Vater gefolgt, um einen gut bezahlten Job auf einem Fischdampfer der Nordsee anzunehmen. Die meisten jungen Portugiesen seien damals nicht wegen Arbeitslosigkeit ausgewandert, sondern um der Wehrpflicht und dem Krieg in Afrika zu entgehen.

Heute bilden die Portugiesen mit rund 1800 Menschen die größte Ausländergemeinde in Cuxhaven. Die meisten seien gut integriert, sagte Margaça. Das bestätigte Oberbürgermeister Dr. Getsch. Dabei zeigte er Verständnis für die schwierige Situation vieler Familien, die sich zwischen zwei Kulturen und zwei Heimaten hin und her gezogen fühlten. Der jungen Generation falle die Integration wesentlich leichter. Im Gegensatz zu Eltern und Großeltern hätten die jungen Portugiesen keine Sprachprobleme. „Wir können stolz darauf sein, dass die Integration in der Summe geklappt hat“, sagte Getsch. Die Kirche habe dabei eine wichtige Funktion übernommen. Das zeigte sich auch am Wochenende. Selbstverständlich nahm der Pfarrer der katholischen Gemeinde, Christian Piegenschke am Empfang teil. Die Konsulin ihrerseits ließ es sich nicht nehmen, den Gottesdienst in der St. Marienkirche und den Fado-Abend in der portugiesischen Gemeinde zu besuchen.

Unter der Überschrift „50 Jahre des Lernens“ schlug Alfredo Stoffel auch kritische Töne an. Die in Deutschland sesshaft gewordenen Portugiesen seien nicht nur Arbeitnehmer, sondern Menschen, die zum Reichtum Deutschlands beigetragen hätten. Sie hätten ein Recht auf ihre eigene Kultur und Sprache. Integrationsprogramme fehlten bis heute, kritisierte Stoffel. Außerdem müsste der Schulträger sicherstellen, dass die Kinder in der Schule die Möglichkeit haben, die portugiesische Sprache und etwas über die Kultur ihres Heimatlandes zu lernen.

Von Thomas Sassen

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