Dauer-/Ferienwohnen

Döser haben Angst vor einer Bettenburg

23.01.2017

DÖSE. Unter Dösern wächst derzeit die Sorge, dass die Ferienwohnungsvermietung im Kurteil neue Dimensionen annehmen könnte. Von Kai Koppe

Anlass zur Besorgnis dazu geben aus Sicht von Anwohnern die Marketingmaßnahmen eines Investors, der auf einem Grundstück in der Straße Hinter der Kirche eine „Ferien- und Eigentumswohnanlage“ errichten will. Legitimiert wird dieses Vorhaben durch eine vor wenigen Wochen auf den Weg gebrachte Bebauungsplanänderung.

Im Verwaltungsausschuss hatte die Rats-Politik im vergangenen Monat entschieden, den B-Plan zu ändern und (dem üblichen Procedere folgend) öffentlich auszulegen. „Wir sind davon ausgegangen, dass mit diesem Schritt Rechtssicherheit für all das herbeigeführt werden soll, was schon da ist“, ärgert sich Michael Stobbe. „Aber nicht für eine vollkommen neue Bebauung in dieser Form.“

Der Döser, der für die Sozialdemokraten im Stadtparlament sitzt, bezieht sich auf eine vor Weihnachten veröffentlichte Verwaltungsvorlage: In dem Papier, das Ratsmitgliedern die Bebauungsplanänderung vorschlägt, war unter anderem von Bestandsschutz für die „schon länger ausgeübte Nutzung auf dem Grundstück Hinter der Kirche 74-74F“ die Rede gewesen, gleichzeitig wurden Probleme dargelegt, die durch in jüngerer Zeit gefällte Urteile zum Thema „Ferienwohnen“ entstehen. Nach Auffassung zahlreicher Richter sind Ferienwohnungen nämlich keine Beherbergungsbetriebe, welche in einem allgemeinen Wohngebiet in Ausnahmefällen zulässig wären.

Aus eben diesem Grund hatte das städtische Bauamt dafür plädiert, den Geltungsbereich des Bebauungsplans „Döser Nordfeld“ in ein Sondergebiet umzuwandeln: Um „vorhandene Gebäude beziehungsweise Nutzungen“ zu legalisieren, aber auch – so wörtlich – „eine Bebauungsmöglichkeit für ein Baugrundstück östlich der Wettern zu schaffen“.

Das Bauvorhaben, das Anwohner gegenwärtig beunruhigt, soll allerdings auf der Westseite des Grabens Gestalt annehmen: „Noordsee Gaarden“ nennt sich das Projekt, das gemäß der auf dem Grundstück des bisherigen „Landhauses Döse“ stehenden Bautafel die Errichtung von drei Baukörpern vorsieht. Über je drei Ebenen sollen sich 48 Zwei- bis Dreizimmerwohnungen verteilen – „Feriengastvermietung“ nennt ein Maklerbüro unumwunden als Nutzungsoption.

„Wir wollen in diesem Bereich keine Bettenburgen“, betont Stobbe und ist mit dieser Auffassung nicht allein: Bei einem Lokaltermin, der noch im alten Jahr, kurz vor den Festtagen, stattfand, sollen sich 14 von 15 Anrainern gegen einen Bau der vom Immobilienbüro offerierten Ferienwohnungen gewandt haben. Ihnen geht es dabei um den künftigen Charakter ihres Wohnumfeldes: „Die Leute“, erklärt der SPD-Ratsherr, „haben Angst, dass ihre Straße ein zweiter Rugenbargsweg wird!“

Stadtteilübergreifend ist diese Adresse inzwischen ein Reizwort: Synonym für einen Interessenskonflikt zwischen verschiedenen Nutzungsarten, bei welchem Dauerbewohner den Kürzeren zogen. Sie mussten erleben, dass in ihrer Nachbarschaft eine Immobilie nach der anderen in ein Feriendomizil umgewandelt wurde. In der dunklen Jahreszeit, so heißt es, sei das Quartier wie ausgestorben, den ganzen Sommer hindurch herrscht Ausnahmezustand wegen des permanenten An- und Abreiseverkehrs.

Ob und inwieweit sich widerstreitende Pole zusammenführen lassen, erprobt die Stadt gegenwärtig in einem kleinen Modellgebiet, gar nicht weit weg von der künftigen Baustelle. Bevor man anderswo den Ferienwohnungsbau forciere, hätte man das Ergebnis dieser Pilot-Untersuchung abwarten sollen, moniert Stobbes Fraktionskollegin Irmtraud Ucken.

„Unser Ansatz ist, dass wir uns ein kleinräumiges Gebiet angucken wollen – unter der Fragestellung: Was ist dort die tatsächliche Nutzung?“: Unserer Zeitung gegenüber beschrieb Baudezernatsleiter Martin Adamski Ende vergangener Woche noch einmal den Sinn und Zweck dieses Modellgebiets, machte aber keinen Hehl daraus, dass sich eine Ferienwohnungsnutzung in zahlreichen Ecken der Stadt (besonders in den strandnahen Bereichen) auf dem Vormarsch befindet. „Wir sind nicht kategorisch gegen Ferienwohnungen“, stellte Adamski klar. Gleichzeitig habe seine Behörde stets deutlich gemacht, dass es eine rote Linie gebe. „Am Vogelsand und am Gelbsand wird es keine Mehrfachnutzung geben“, betonte er und bezog sich damit auf eine ebenfalls in Strandnähe gelegene Dauerwohn-Enklave, die zunehmend durch Ferienvermietung unterminiert wird. Welche Konsequenzen das für die verbleibenden Stamm-Bewohner haben kann, soll sich im Gelbsand bereits gezeigt haben: Unbestätigten Berichten zufolge sind in der jetzigen „vermietungsarmen“ Zeit in einer Wohnanlage Legionellen aufgetreten.

„An das Gelbsand-Thema müssen wir ran“, sagte der Dezernatsleiter unabhängig von solchen Gerüchten und kündigte an, dass dort im Februar ein Bürgergespräch stattfinde. Auf die eingangs erwähnten Einwohner-Ängste zurückkommend riet er, sich nicht durch Verkaufsstrategien kopfscheu machen zu lassen. „Entscheidend ist ja nicht, was auf solchen Tafeln steht, sondern was wir als Stadt am Ende genehmigen.“

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