Ihre Paradedisziplin: Über die 50 Meter Freistil war Dorothea Brandt jahrelang das Maß aller Dinge in Deutschland. Noch heute hält sie mit der Nationalmannschaft den Deutschen Rekord über 4x50 m Freistil (25-m-Bahn). Foto: Hannibal Hanschke/dpa
Ihre Paradedisziplin: Über die 50 Meter Freistil war Dorothea Brandt jahrelang das Maß aller Dinge in Deutschland. Noch heute hält sie mit der Nationalmannschaft den Deutschen Rekord über 4x50 m Freistil (25-m-Bahn). Foto: Hannibal Hanschke/dpa
Schwimmen

Dorothea Brandt: Was macht die erfolgreichste Schwimmerin aus dem Cuxland heute?

von Jan Unruh | 27.11.2020

HEMMOOR/ESSEN. Sie ist eine der erfolgreichsten deutschen Schwimmerinnen der vergangenen Jahre - die gebürtige Hemmoorerin Dorothea Brandt.

Insgesamt 28 Mal wurde sie auf den Sprintstrecken Deutsche Meisterin, sammelte bei internationalen Meisterschaften 25 Medaillen und durfte zweimal bei den Olympischen Spielen an den Start gehen. Mittlerweile hat die 36-Jährige ihre äußerst erfolgreiche Karriere beendet. Dem Schwimmsport ist Dorothea Brandt aber treu geblieben.

Das Mittagessen steht auf dem Tisch. Viel Zeit hat Dorothea Brandt nicht. Sie hetzt von einer Telefonkonferenz in die nächste. Sie sitzt in ihrer Wohnung in Essen, arbeitet in Zeiten der Corona-Pandemie von dort aus. Seit Anfang des Jahres ist die 36-Jährige als Prozessmanagerin bei einem Verteilnetzbetreiber im Ruhrgebiet angestellt, berufsbegleitend macht sie noch ihren Master-Abschluss. Die gebürtige Hemmoorerin ist gerade dabei, ihr Leben nach der Zeit als Spitzenschwimmerin aufzubauen.

Auszug in die Großstadt

Ende der 1990er-Jahre begann die große Karriere der Dorothea Brandt beim TSV Eiche Warstade (jetzt SC Hemmoor). Als damals 13-Jährige begann sie mit dem Schwimmsport. Schnell wurde ihr Ausnahmetalent erkannt. Schon drei Jahre später wechselte sie an den Olympiastützpunkt nach Hamburg, weitere drei Jahre später zog es sie nach Berlin zur SG Neukölln Berlin. Seit 2012 ist sie in Essen. Mittlerweile aber nicht mehr als aktive Schwimmerin im Einsatz. "Ich fühle mich hier wohl", sagt sie. Anfang des Jahres schwamm sie etwas überraschend bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften noch einmal für die SG Essen - nach nur wenigen Trainingseinheiten zuvor. Ein guter sechster Platz für die Essener um "Routinier" Dorothea Brandt sprang heraus. "Das war definitiv mein letzter Wettkampf", so die gebürtige Hemmoorerin. Sie half nur noch einmal aus. Eine Ausnahme.

Olympia in Rio de Janeiro war mehr oder weniger ihr Karriereende. Auch wenn es nicht ganz freiwillig geschah. Damals träumte sie vom Finale bei Olympia, verpasste dies knapp und landete auf dem 14. Platz über ihre Paradestrecke 50 Meter Freistil. Die Enttäuschung war riesig. Doch der Schock sollte noch folgen. Schon in der Vorbereitung hatte Brandt immer wieder mit starken Schmerzen in der Schulter zu kämpfen. Sie biss sich durch, nahm die Verletzung nicht zu ernst. Schließlich hatte sie den Traum von der zweiten Teilnahme bei Olympischen Spielen vor Augen. Bereits im Jahr 2004 durfte sie in Athen mit den besten der Welt um die Wette schwimmen. Damals wurde sie 16. Dass es 2016 in Rio sogar Platz 14 wurde, ist im Nachhinein ein "wahnsinniger Erfolg". Denn kurz nach ihrer Rückkehr aus Brasilien stellten die Ärzte einen Sehnenriss in der Schulter fest. "Das erklärte im Nachhinein eine ganze Menge", so Brandt. Umso stolzer ist sie über die erzielte Leistung. "Mit 80 Prozent bin ich noch immer 14. bei Olympia geworden", sagt sie rückblickend. Danach begann aber eine längere Leidenszeit für Dorothea Brandt. Erst im März 2017 wurde sie an der Schulter operiert.

Ein kleines Comeback

Richtig fit wurde sie danach nicht mehr. Zwar startete sie dann noch einmal ein kleines Comeback bei der SG Essen, doch das Wort Karriereende wurde stetig präsenter und sie konzentrierte sich auf ihr Leben nach dem Spitzensport. Sie begann ein Praktikum und wurde später Werkstudentin bei ihrem jetzigen Arbeitgeber. Im September des vergangenen Jahres schaffte sie ihren Bachelor-Abschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Nach einer kurzen Auszeit steht sie seit Anfang des Jahres voll im Berufsleben - und arbeitet nebenbei an ihrem Master-Abschluss. "In den letzten zwei Jahren ist extrem viel passiert", sagt sie. Denn nicht nur beruflich, auch aus sportlicher Sicht hat sich einiges getan. Zwar springt sie derzeit selbst kaum noch ins Wasser, dem Schwimmsport ist sie aber treu geblieben - als Trainerin und Funktionärin. Beim Bundesstützpunkt in Essen schult sie den Schwimmnachwuchs, im Wasser und im Kraftraum. Sie ist lizenzierte DOSB-Nachwuchstrainerin und möchte Anfang des kommenden Jahres ihre A-Lizenz als Trainerin ablegen. "Das werden harte Wochen", weiß sie.

Oben drauf kommt seit Mitte des Jahres noch der Posten der Disziplinchefin fürs Schwimmen im Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband. "Ich bin da irgendwie reingewachsen", sagte sie selbst über ihre neuen Aufgaben nach der aktiven Karriere. "Ich bin aber extrem froh über den Weg." Und wer wisse, was die nächsten Jahre so bringen. Der Sport sei ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens - auch nach der Karriere. Gut möglich, dass sie in dem Bereich noch weitere oder andere Aufgaben wahrnimmt. "Für den Moment reicht es aber", sagt sie lachend.

Dorothea Brandts Karriere in Zahlen:

Im Jahr 1997 begann die damals 13-jährige Dorothea Brandt ihre Karriere als Schwimmerin beim TSV Eiche Warstade (jetzt SC Hemmoor).

Insgesamt gewann sie seit 2001 bei internationalen Meisterschaften 25 Medaillen und 56 Medaillen bei Deutschen Meisterschaften, dabei wurde sie 28 Mal Deutsche Meisterin. Sie startet in den Disziplinen Freistil, Schmetterling und Brust vor allem über die Sprintstrecken.

2009 gewann sie ihre erste internationale Einzelmedaille bei den Kurzbahn-Europameisterschaften in Istanbul (Bronze über 50 m Freistil mit Deutschem Rekord). Ebenfalls 2009 gewann sie bei der Universiade in Belgrad die Silbermedaille über 50 m Freistil und 2010 wurde sie in Eindhoven Kurzbahn-Europameisterin über 50 m Meter Brust. 2014 gewann sie die Bronzemedaille über 50 m Freistil bei den Kurzbahn-Weltmeisterschaften in Doha/Katar.

Dorothea Brandt ist Deutsche Rekordhalterin über 50 m Brust (50-m-Bahn) und 50 m Freistil (25-m-Bahn). Mit der Nationalmannschaft hält sie den Deutschen Rekord über 4×50 m Freistil (25-m-Bahn), mit der Staffel der SG Hamburg den Deutschen Rekord über 4×50 m Freistil (50-m-Bahn).

Zweimal nahm sie an den Olympischen Spielen teil - 2004 in Athen und 2016 in Rio de Janeiro.

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Jan Unruh

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