Heino Grantz (l.) und Heinrich Brandt halten das Manuskript für den Druck ihres Buches in den Händen. In Kürze erfolgt der Druck des Buches, das im November erscheint und einen regionalen Eindruck zum Kriegsende vor 75 Jahren an der Oste vermittelt - nicht aus distanzierter Sicht der Historiker, sondern aus der der Betroffenen. Foto: Schröder
Heino Grantz (l.) und Heinrich Brandt halten das Manuskript für den Druck ihres Buches in den Händen. In Kürze erfolgt der Druck des Buches, das im November erscheint und einen regionalen Eindruck zum Kriegsende vor 75 Jahren an der Oste vermittelt - nicht aus distanzierter Sicht der Historiker, sondern aus der der Betroffenen. Foto: Schröder
Regionalgeschichte

Einzigartiges Dokument: Buch über das Kriegsende in Hemmoor

von Egbert Schröder | 25.10.2020

HEMMOOR. Es ist ein einzigartiges Dokument: Zahlreiche Zeitzeugen schildern demnächst in einem Buch ihre Erinnerungen an das Ende des 2. Weltkrieges.

Es sind anlässlich des Kriegsendes vor 75 Jahren viele Bücher erschienen. Ein weiteres - und besonderes - kommt aus regionaler Sicht noch hinzu. Heinrich Brandt und Heino Grantz haben es verfasst. Das Besondere: Sie lassen Zeitzeugen aus Hemmoor mit ihren ganz persönlichen Erinnerungen zu Wort kommen und mischen diese Erzählungen mit Dokumenten und Artikeln aus der damaligen Zeit. In einem Monat soll es gedruckt sein und in den Verkauf gelangen. 300 Exemplare sind geplant - vorerst.

"Nicht mehr viele von denen, die den Krieg bewusst miterlebten, weilen noch unter uns. Jene, welche sein Ende vor 75 Jahren und die unmittelbare Nachkriegszeit als Kinder und Jugendliche erfuhren, gehören heute zu unseren ältesten Einwohnern. Sie sind in der Regel bereits 85 Jahre alt oder älter. Höchste Zeit, mit diesen Zeitzeugen zu sprechen, damit wir ihre Erlebnisse und Erfahrungen teilen können, denn: Ihre Geschichte ist auch unsere Geschichte", heißt es im Vorwort des Manuskriptes, das die Grundlage für das Buch bildet.

Viel gelernt über Schicksalsjahr

Heinrich Brandt (70) war Geschichtslehrer am Gymnasium Warstade, aber er gibt freimütig zu, dass er durch die Erzählungen der Menschen, die er und Heino Grantz (77) in oft stundenlangen Gesprächen nach ihren persönlichen Erinnerungen an die Zeit des Kriegsendes befragt haben, noch selbst viel über dieses Schicksalsjahr 1945 gelernt hat. Es sind Berichte, die das Leben in dieser Umbruchphase von Kriegsgeschehen bis zum Neuanfang in Friedenszeiten beschreiben. Und das aus einer ganz persönlichen Sicht der Betroffenen.

Nach einem Aufruf in der Niederelbe-Zeitung hätten sich viele Hemmoorerinnen und Hemmoorer gemeldet, um ihre Geschichte zu schildern. Nach den im "Hemmoor-Magazin" zu diesem Thema veröffentlichten nur vier Seiten wurde den beiden Autoren schnell klar: Das Thema hat das Potenzial für ein ganzes Buch, ein Buch, das den Leser in diese Zeit mitnimmt.

Ein Buch, das die persönlichen Empfindungen bei Tieffliegerangriffen ebenso beinhaltet, wie die Phase, in der ehemalige Nazis auch nach dem Kriegsende trotz Entnazifizierung wieder in verantwortliche Positionen in der Kommunalpolitik oder der Justiz kamen. So wie ein Bürgermeister in der Oste-Region, der bei der ersten Wahl nach Kriegsende die meisten Stimmen bei einer Kommunalwahl erhielt...

Fremder Soldat vor der Tür

Doch es sind auch Geschehnisse, die nur die Betroffenen selbst erlebt haben - wenn auch als Kinder oder Jugendliche. So wird in dem Buch zum Beispiel die Erinnerung eines Jungen geschildert, der die Begegnung mit seinem Vater beschreibt: "An einem Tag im Mai stand ein fremder Soldat im Mai 1945 vor der Tür. Ich dachte, er sei einer von uns, die ab und zu bei uns an die Tür klopften und um ein Stück Brot baten. Meine Mutter kam und fiel dem fremden Mann um den Hals. ‘Erkennst du deinen Vater denn nicht mehr?', fragte sie. Aber so abgemagert, wie er war, hatte ich ihn ja nicht in Erinnerung", schilderte einer der Gesprächspartner von Brandt und Grantz.

"Alle, mit denen wir sprachen, haben das von uns Mitgeschriebene vor der Veröffentlichung gelesen und autorisiert. Auf diese Weise ist eine Sammlung von anschaulich-authentischen, manchmal traurigen, manchmal nachdenklichen, aber nie langweiligen, sondern sehr individuellen Schilderungen von den Ereignissen um das Kriegsende herum entstanden, wie sie bisher in keiner der Hemmoorer Ortsteilchroniken zu finden waren", so Grantz und Brandt.

Dieses Kapitel haben die beiden Hemmoorer aufgegriffen. Ende November soll wahrscheinlich das Buch erscheinen.

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Egbert Schröder

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Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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