
Eisspeedway: Vom Kreis Cuxhaven in die weite Welt hinaus
BALJE. Gunter Brandt sorgte in den 1980er-Jahren für Furore. Der Baljer war damals einer der besten deutschen Eisspeedway-Fahrer, holte unter anderem 1983 mit der Deutschen Nationalmannschaft sensationell den WM-Titel.
Richtig angefangen mit dem Motorradsport hat er im Jahr 1979. Seine Heimstrecke war die Sandbahn in Hechthausen. Er gehört übrigens zu den Gründungsmitgliedern der Motorradfreunde Niederelbe, die noch heute das Sandbahnrennen organisieren. Auf Sand und auch auf Gras fuhr er zwei Jahre lang in der Kategorie B-Lizenz, stieg dann auf in die A-Lizenz. Doch er wollte mehr, suchte eine neue Herausforderung. Im Hinterkopf hatte er immer das Eisspeedway. "Ich hab es mir angeguckt und es hat gekribbelt", sagt Brandt. Für sein erstes Training auf Eis fuhr er im Dezember 1982 nach Schweden. Er kaufte sich auf dem Weg dorthin ein passendes Motorrad in Dänemark. Und schon als er seine ersten Runden auf der Bahn in Schweden drehte, hat ihn das Fieber gepackt. "Ich hab vorher noch nie auf so einem Ding gesessen. Aber es passte sofort. Das lag mir gleich."
Steiler Aufstieg
Kurios wurde es bei dem nächsten WM-Endlauf in Moskau, für den er sich im Frühjahr 1984 qualifizierte. Er flog nach Russland, sein Motorrad gab er einer Spedition, die es zur WM bringen sollte. Doch auf sein Gefährt wartete er lange. Als es losging, war es nicht da. Brandt lieh sich kurzerhand das Motorrad des besten schwedischen Fahrers - und fuhr trotzdem vorne mit. Wenig später kam das Motorrad an. Die restlichen Rennen konnte er auf seiner Maschine absolvieren. Am Ende wurde er starker Siebter vor damals rund 45 000 Zuschauern im Lenin-Stadion in Moskau. Die größte Kulisse, vor der Brandt jemals gestartet ist. "Das war schon beeindruckend."
Schwerer Unfall
Die Saison lief super für den Baljer, bis ihn ein schwerer Unfall aus der Bahn warf. Er stürzte mit seinem Motorrad - jedoch nicht bei einem Rennen, sondern bei einer Fahrt durchs Cuxland. In Bülkau prallte er gegen einen Baum, zog sich einen Trümmerbruch der Hüfte zu. "Was genau damals passiert ist, weiß ich auch heute nicht", sagt er. Zehn lange Monate musste Brandt nach dem Sturz an Krücken laufen, seine Karriere als Rennfahrer war für lange Zeit unterbrochen. Eineinhalb Jahre später setzte er sich wieder auf seine Rennmaschine.
Andere Prioritäten
Ganz so erfolgreich wie in den Jahren zuvor raste er nicht mehr über das Eis. Er blieb aber fester Bestandteil der Deutschen Nationalmannschaft und wurde 1988 noch einmal Dritter bei der Team-WM. Es war sein letzter großer Erfolg. Ende 1988 hörte er auf. Der Entschluss kam zwischen Weihnachten und Neujahr. Kurz zuvor wurde sein zweiter Sohn geboren. Die Prioritäten hätten sich einfach geändert. Er stellte den Motorradsport zurück und die Familie an erste Stelle. "Ich musste mich ein bisschen neu erfinden, schließlich war ich 13 Jahre im Rennsport aktiv", so Brandt. Sein gesamtes Material inklusive der zwei Motorräder bekam ein Bekannter aus Harsefeld.
Motorrad-Leidenschaft
Was ist Eisspeedway?
Das Eisspeedway ist eine mit Motorrädern betriebene und zum Bahnsport zählende Wintersportart, die es seit etwa den 1920er-Jahren gibt. Sie entwickelte sich aus dem Wintertraining verschiedener Motorradwettkämpfe als eigenständige Sportart. Die Teilnehmer benutzen leichte Speedway-Maschinen, die auf die niedrigen Temperaturen und die Glätte der Eisbahnen abgestimmt sind.
Die Reifen werden mit maximal 28 Millimeter langen Spikes gespickt. Durch den enormen Halt der Spikes werden höchste Beschleunigungswerte auf der kurzen Strecke sowie die größten Schräglagen im Motorradsport erreicht. Beim Eisspeedway wird nicht gedriftet.
Eisspeedway wird auf Natur- oder Kunsteisbahnen absolviert. Die Bahnlänge ist beliebig, als Standard sind jedoch 400-Meter-Eisovale beliebt. So dienen häufig Eisschnelllauf-Bahnen und zunehmend Eishallen als Austragungsorte.
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