Elke Loewe: Schreiben macht Spaß

05.01.2006

Die Suche auf der Landkarte ist vergebliche Müh'. Selbst die gute Elbe-Weser-Regionalkarte, auf der Drei-Haus-Ansiedlungen verzeichnet sind, verweigert jegliche Auskunft. Wer Augustenfleth sucht, muss Elke Loewes Romane ,Die Rosenbowle" und ganz neu erschienen ,Herbstprinz" lesen. Die Autorin hat das kleine norddeutsche Dorf in ,Erlkönigs Land" zwischen Weser- und Elbmündung ersonnen, ebenso wie die darin beschriebenen oft liebenswert-schrulligen Charaktere.Als Flethe, Rönnen oder Wettern werden die künstlichen Wasserläufe bezeichnet, die in einen Gezeitenfluss - bei Elke Loewe heißt er Stinte - entwässert werden. Auch die Autorin lebt an einem solchen kleinen Kanal, nämlich der Rönne, die den Landkreis Cuxhaven von Stade trennt. Fährt man von Osten drei Kilometer immer an der gewundenen Straße den Deich der Oste entlang und folgt dem Lauf der Rönne, findet man sich wieder in der von ihr beschriebenen Gegend. Kleine, reetgedeckte Bauernkaten, Bäume, die sich der vorherrschenden Windrichtung gebeugt haben, Apfelhöfe mit Plantagen voller rotbäckiger, in der Herbstsonne leuchtender Früchte und sicher auch den einen oder anderen norddeutschen Sturkopf. Doch eins zu eins darf Augustenfleth und seine Bewohner nicht auf den zu Hüll gehörenden Rönndeich übertragen werden. ,Das Dorf ist fiktiv - es ist überall anzusiedeln - auch hier", insistiert die Autorin. Doch zufällig ist die Ähnlichkeit nicht, denn ,Schreiben bedeutet auch immer das Verarbeiten von Erfahrungen". Gleich als der Roman ,Die Rosenbowle" herausgekommen war, ging in Rönndeich und Osten das große Rätselraten los: Wer ist denn nun wer? Doch nur eine Person, verrät Elke Loewe - und sie muss es schließlich wissen - habe ein reales Vorbild: die herzensgute Tante Marga heißt im wirklichen Leben Karla Ahlf aus Osten, ,die leider ihren Bäckerladen aufgegeben hat". Vielleicht hatte Elke Loewes Mutter schon eine Ahnung, welchen Weg ihre Tochter einschlagen sollte, als sie Storms Deichgrafentochter als Namenspatronin auswählte. Geboren ist Elke Loewe in Celle, aufgewachsen in Gifhorn. Eigentlich wollte sie ja Reporterin werden, absolvierte also zunächst eine Fotografenlehre und landete schließlich in Hamburg. Als Fotografin arbeitete sie für eine Werbefilmproduktion in Wedel - und begann ,nebenbei Geschichten für Kinder zu schreiben". ,Piggeldy und Frederick" zwei liebenswerte Schweine, haben Elke und Dieter Loewe erfunden. Über 150 Geschichten entstanden seit 1971. Der große Bruder Frederick erklärt dem neugierigen Piggeldy die Welt, und immer noch sind Folgen im ,Sandmännchen" zu sehen. Aufgrund erfolgreicher Schreibarbeit für das ,Sandmännchen" kam die Anfrage, ob Elke Loewe nicht auch Drehbücher fürs Vorabendprogramm schreiben wollte. So entwickelte sich langsam diese Arbeit. Elke Loewe zog es vor 25 Jahren von Hamburg aufs Land. Zwischen Mulsum und Elm lebte die Drehbuchautorin im Hohenmoor, bis es sie 1981 in die Marsch an den Rönndeich verschlug. Hier, im großen Bauernhaus, leben vier Generationen unter einem Dach: jeder hat sein abgeschlossenes Reich - die Älteste, ihre 92-jährige Mutter, ebenso wie die Jüngsten, ihre 17 und 15 Jahre alten Enkelsöhne. Von Kräutern, Heilpflanzen und alten Apfelsorten schreibt Elke Loewe nicht nur kenntnisreich. Sie selbst ist stolze Gartenbesitzerin. Hier findet sie Entspannung. Die Schriftstellerin hat offensichtlich den grünen Daumen. Am Zitronenbaum wächst eine handgroße Frucht, eine Feige ist prächtig entwickelt, und selbst Paprika gedeiht. Fast schon meditativen Charakter, verrät sie, habe für sie das Schneiden der Buchshecke. "Tatort" ist immer noch Gesprächsthema Die Serien ,Geschichten hinterm Deich" oder ,Teufelsmoor", aber auch viele Fernsehspiele für das ZDF sind ihrer Feder entsprungen. Vielen immer noch erinnerlich ist der einzige plattdeutsche ,Tatort" ,Wat Recht is, mutt Recht blieven", für den sie das Drehbuch schrieb. Diese Produktion, gedreht an Oste und Elbe, sei ,gegen alle Sehgewohnheiten - sehr langsam", vielleicht sei gerade dies der Grund, warum sie darauf nach 20 Jahren immer noch angesprochen werde, vermutet sie. Elke Loewe hat der Fernsehwelt inzwischen den Rücken gekehrt und sich entschlossen, ,keine Drehbücher mehr zu schreiben." Leise fügt sie hinzu: ,Weil viele daran beteiligt sind, und manchmal ändert sich das Produkt total - und nicht immer zum Positiven." Ihre Orientierung hin zum Romanschreiben ist geglückt. Angefangen hatte alles mit ,Die Rosenbowle" vor zwei Jahren, es folgte die historische Familiensaga ,Teufelsmoor" sowie der neueste Roman ,Herbstprinz". Alle Bücher sind bei Rowohlt als rororo-Taschenbücher erschienen . Fabulier- und Formulierfreude gekoppelt mit einem gehörigen Schuss Lokalkolorit machen ihre Bücher aus. Aber auch Recherchegenauigkeit: Elke Loewe guckt nämlich ganz genau hin, versteht es mit Worten Bilder zu zeichnen und durch Dialoge Menschen zu zaubern, als ob sie nicht nur aus Buchstaben wären. ,Schreiben macht einfach Spaß", lacht sie. Zwar hat sie sich auf ihrem Anwesen am Rönndeich genügend Schreibplätze geschaffen, doch die Buchprojekte werden woanders verwirklicht. ,Ich verziehe ich mich in die Einsamkeit." Das heißt räumlicher Abstand von Familie und Freunden, sie will dann mit keinem reden - ,und vor allem nicht gefragt werden". Diesen Platz hat Elke Loewe in Dänemark in einem Häuschen an der Ostsee gefunden. In Klausur verarbeitet sie die am Rönndeich entstandenen Ideen und umfangreichen Recherchen. ,Da schreibe ich dann durch - unterbrochen nur durch essen und schlafen." Auch das neueste Buchprojekt, ein historischer Roman, angesiedelt um 1870 an der Elbe, ist dort entstanden. ,Simon der Ziegler" erscheint im März bei Rowohlt. Nach Moor und Marsch folgt als nächstes Projekt ein ebenfalls historisches Buch über die Geest. Für Elke Loewe ist es eine ,logische Konsequenz", von den Eiszeitlandschaften auszugehen. ,Er wird in Lüneburg spielen und Salzsiederei im 17. Jahrhundert thematisieren", gibt die Autorin schon mal preis. Und vielleicht, schmunzelt sie, wird es auch ein drittes Buch über Augustenfleth geben.

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