Steigende Kosten und Zinsen: Kommt jetzt die Trendwende beim Bauboom? Bei einem Spaziergang durch das Baugebiet am Medembogen in Otterndorf ist das aktuell noch nicht zu bemerken - dort wird weiterhin fleißig gehämmert, gebaggert und gebuddelt. Foto: Mangels
Steigende Kosten und Zinsen: Kommt jetzt die Trendwende beim Bauboom? Bei einem Spaziergang durch das Baugebiet am Medembogen in Otterndorf ist das aktuell noch nicht zu bemerken - dort wird weiterhin fleißig gehämmert, gebaggert und gebuddelt. Foto: Mangels
Steigende Kosten

Ende des Baubooms im Kreis Cuxhaven? Häuslebauer in Otterndorf geben ihre Grundstücke zurück

von Christian Mangels | 12.07.2022

OTTERNDORF. Auf den Goldrausch folgt der Katzenjammer: Die steigenden Baukosten und Zinsen drohen den Bauboom in Otterndorf und anderen Orten im Kreis Cuxhaven abzuwürgen.

Explodierende Baukosten, steigende Materialpreise, dazu die Unsicherheit, wie sich die Zinsen entwickeln werden - für viele angehende Häuslebauer wird die Realisierung ihres Traums vom Eigenheim zum Problem. Auch am Otterndorfer Medembogen sind schon Interessenten von ihren Grundstücksreservierungen zurückgetreten.

Stopp der KfW-Neubau-Förderung

Jahrelang waren Baugrundstücke absolute Mangelware in Otterndorf. Dann kam das Neubaugebiet am Medembogen und sorgte für Entspannung auf dem Wohnungsmarkt - die Baugrundstücke gingen weg wie die berühmten warmen Semmeln. Doch jetzt scheinen die steigenden Bankzinsen und die explodierenden Baupreise den Bauboom abzuwürgen. Der Stopp der KfW-Neubau-Förderung für energieeffiziente Häuser kommt erschwerend hinzu.

Erstmals wurden reservierte Baugrundstücke im Baugebiet am Medembogen wieder zurückgegeben. Sönke Westphal, Dezernatsleiter bei der Samtgemeinde Land Hadeln und Geschäftsführer der gemeinnützigen Hadelner Baugesellschaft, spricht von "einem halben Dutzend".

Bei Westphal lösen diese Rückzieher durchaus Verständnis aus: "Wenn sich die Baukosten um 30 oder 40 Prozent erhöhen und gleichzeitig die Zinsen von ein auf drei Prozent steigen und wenn dann noch eine mögliche Förderung, die man einkalkuliert hat, nicht kommt, dann muss der eine oder andere den Bleistift ganz spitz machen", sagt der Samtgemeinde-Mitarbeiter.

Alarmglocken läuten noch nicht

Die Alarmglocken würden bei der Stadt Otterndorf und der Samtgemeinde aber noch nicht schrillen. "Wir haben eine ausreichend große Warteliste für die Baugrundstücke. Es ist jetzt nicht so, dass wir große Vermarktungsprobleme hätten", so Westphal. Völlig kalt lässt ihn die aktuelle Lage dennoch nicht: "Wenn die Entwicklung so weitergeht, weiß ich nicht, was das bedeuten würde. Das muss man abwarten."

Dass Bauen immer teurer wird und so manchen Traum von der eigenen Immobilie zunichtemacht, merken auch die Baufinanzierungsberater der Banken. "Wir spüren aktuell eine steigende Verunsicherung bei Immobilieninteressenten", sagt Jens Drexler, Pressesprecher der Volksbank Stade-Cuxhaven. Durch die aktuelle Entwicklung habe der Beratungsbedarf zugenommen. "In den Gesprächen versuchen wir Ängste und Verunsicherungen zu nehmen sowie mögliche Optionen und Lösungswege aufzuzeigen."

Solide Finanzierung

Bei der Weser-Elbe Sparkasse hat die Nachfrage nach Baufinanzierungen deutlich an Dynamik verloren. Sie sei aber keinesfalls zum Erliegen gekommen, wie Pressesprecherin Ninia Käckenmester betont. "Die Bedeutung einer umfassenden Beratung mit dem Ziel einer individuell zugeschnittenen und soliden Finanzierung rückt bei diesen Bedingungen in den Fokus."

Dass das Problem mit der Rückgabe von Baugrundstücken noch nicht in allen Gemeinden angekommen ist, zeigt das Beispiel Wanna. "Im Baugebiet Eichenweg II haben wir alles verkauft. Da gibt es überhaupt keine Probleme", sagt Sönke Westphal, der in Wanna Gemeindedirektor ist. Die Nachfrage sei dort ungebrochen hoch.

Auch in der Börde Lamstedt sei eine steigende Zahl der Rückgaben von Baugrundstücken (noch) nicht zu beobachten, wie Samtgemeindebürgermeister Holger Meyer berichtet. Das Baugebiet "Pfennigsblöcke II" laufe wie geschmiert, es gebe genügend Interessenten.

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